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26.1.2023 | Pädagogische Hochschule

Mehrsprachigkeit in der frühen Bildung schadet nicht

Gelungener Auftakt zur Veranstaltungsreihe «Bildung für eine Welt von morgen»: Der erste Abend der Reihe, die vom Bildungsnetzwerk Aargau Ost und der PH FHNW organisiert wird, widmete sich dem Thema «Aufwachsen mit Mehrsprachigkeit – Chancen und Herausforderungen».

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Simone Kannengieser hielt das Inputreferat am ersten Abend der Veranstaltungsreihe «Bildung für eine Welt von morgen». Foto: Marc Fischer

Kein Kind lernt besser Deutsch, wenn ihm andere Sprachen verboten werden: So lautet die Quintessenz einer vom Bildungsnetzwerk Aargau Ost und der Pädagogischen Hochschule FHNW organisierten öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung am Campus Brugg-Windisch im Januar. Simone Kannengieser, Leiterin der Professur für Berufspraktische Studien und Professionalisierung am Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie der PH FHNW, riet in ihrem Fachreferat davon ab, mehrsprachig aufwachsende Kinder im Vorschulalter in der Familie, Spielgruppe oder Krippe auf Biegen und Brechen «deutschfertig» machen zu wollen. «Wenn das individuelle sprachliche Repertoire sich von Anfang an aus mehreren Sprachen entwickelt, kann dies die kognitive und soziale Entwicklung von Kindern fördern», sagte Simone Kannengieser. Das Bruchrechnen vertiefen zum Beispiel könne man auch in seiner Muttersprache. Die Forscherin ermutigt Familien deshalb, ihre Mehrsprachigkeit auszuleben.

Die Familie Walker tut genau dies; Vater Markus nahm an der anschliessenden Podiumsdiskussion teil. Er ist teils englischsprachig aufgewachsen und gibt dies seinen beiden kleinen Kindern weiter, seine Frau spricht mit ihnen Dialekt. Was er dabei an seinem «Papitag» beobachte, fragte ihn Moderatorin Katia Röthlin. «Sie antworten auf Schweizerdeutsch und bauen englische Wörter ein». Dass dieses sogenannte Code Switching beim Spracherwerb ganz natürlich ablaufe, hatte Kannengieser anhand eines eindrücklichen Videos gezeigt.

Deutschförderung ist beim Badener Verein ABB Kinderkrippen im Raum Baden tatsächlich ein grosses Thema. «Wir leben Mehrsprachigkeit zwar so gut es geht», sagte Geschäftsführerin Jeannette Good, «aber wir spüren auch die Angst der Eltern vor einem schlechten Schulstart, wenn das Kind nicht gut Deutsch spricht.» Denselben Druck, die Kinder Deutsch zu lehren, spürt Shyhrete Jerlija, Spielgruppenleiterin beim Familienzentrum Brugg. 80 Prozent der betreuten Kinder hätten einen Migrationshintergrund, die Erwartungen an frühe sprachliche Bildung seien hoch.

Simone Kannengieser würde es begrüssen, wenn Erstsprachen vermehrt ins Bildungssystem einbezogen würden – mit der Idealvorstellung «Alle Sprachen sind Bildungssprachen». Entsprechendes Unterrichtsmaterial, didaktische Konzepte und Projekte seien bereits vorhanden. Zudem sei der Lehrplan 21 mit dem Anspruch, dass alle Schülerinnen und Schüler ihre Potenziale entfalten und ihre eigene Identität entwickeln könnten, prädestiniert für Mehrsprachigkeit.

Der Direktor der PH FHNW, Guido McCombie, der an der Veranstaltung ebenfalls anwesend war, versicherte, das Thema sei in der Lehrerausbildung angekommen. 

- Thomas Röthlin - 

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