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24.6.2021 | Hochschule für Angewandte Psychologie

Digitale Angebote im öffentlichen Verkehr

Die Digitalisierung ermöglicht neue, innovative Angebote im Bereich der Mobilität. Worauf Bahnreisende dabei Wert legen, hat die Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW im Auftrag der Schweizerischen Südostbahn AG untersucht.

Digitale Angebote können den Komfort und das Reiseerlebnis der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs verbessern und Reisegewohnheiten verändern. Doch welche Erwartungen hat die Kundschaft an zukünftige Angebote für die Reise mit dem öffentlichen Verkehr?

Reiseinformationen sind zentral

Eine umfassende Befragung mit über 1100 Teilnehmenden in der Deutschschweiz hat gezeigt, dass zuverlässige Reiseinformationen für die Bahnreisenden zentral sind. Für Projektleiterin Prof. Dr. Dorothea Schaffner von der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW ist klar: Reisende haben in erster Linie das Bedürfnis mit dem öffentlichen Verkehr möglichst schnell und ohne Unterbrüche von A nach B zu gelangen. «Die Kundinnen und Kunden erwarten, dass die Reise-App auf dem Smartphone ihnen diese Informationen auch angepasst auf allfällige Störungen oder Verspätungen im personalisierten Reiseplan zur Verfügung stellt», sagt die Psychologin. «Doch damit solche personalisierten Angebote möglich sind, müssen die Reisenden ihre Reisepläne mit dem Bahnunternehmen teilen.

«Die Bevölkerung schenkt Bahnunternehmen ein grosses Vertrauen im Umgang mit den Daten.»

Dorothea Schaffner, Projektleiterin, Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW

Kaum Bedenken betreffend Datenschutz

Überrascht hat die Forschenden, dass die Befragten relativ wenig Bedenken bezüglich Datenschutz haben. «Die Bevölkerung schenkt Bahnunternehmen offenbar ein grosses Vertrauen im Umgang mit den Daten», sagt Dorothea Schaffner. «Diese Bereitschaft, private Daten zu teilen, ist geknüpft an die Bedingung, dass sich daraus Vorteile ergeben, wie etwa genauere Angaben zu Alternativrouten oder Anschlussverbindungen.»

Handlungsempfehlungen ausgearbeitet

Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt wurden als Handlungsempfehlungen ausgearbeitet und dienen der Branche für die Weiterentwicklung von digitalen Angeboten im öffentlichen Verkehr.
Bereits konkrete Pläne hat die Schweizerische Südostbahn AG (SOB), welche die Untersuchung in Auftrag gegeben hat: «Wir nutzen die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt für die Weiterentwicklung des digitalen Bahnzugangs», sagt Fredy Langenauer, Leiter Netzentwicklung und Projektleiter seitens SOB. «Unser Ziel ist, den Kunden die gewünschten Informationen noch besser zur Verfügung zu stellen.»

«Unser Ziel ist, den Kunden die gewünschten Informationen noch besser zur Verfügung zu stellen.»

Fredy Langenauer, Leiter Netzentwicklung SOB

Die Erwartungen von Bahnreisenden an zukünftige digitale Angebote

Neun zentrale Erkenntnisse, die aus den Ergebnissen der Untersuchung abgeleitet wurden:

1. Umfassende Reiseinformationen sind ein zentrales Bedürfnis aller Reisenden.

2. On-Demand Angebote wie ein Rufbus mit Fahrpersonal bieten einen Mehrwert in Form von stärkerer Flexibilität. Gegenüber autonomen Fahrzeugen zeigen viele Personen eine Zurückhaltung.

3. Kundinnen und Kunden wünschen eine Feedback-Funktion, um ihre Anliegen mitzuteilen.

4. Personalisierte Angebote im weiteren Reise-Ecosystem sind eher ein Nischenbedürfnis.
5. (Kostenlose) Sitzplatzreservationen haben bei bestimmten Kundengruppen Potenzial, insbesondere bei Freizeitreisenden und Autofahrenden.
6. Wenn ein Angebot einen Nutzen bietet, sind Reisende meistens bereit, ihre Daten mit einem Bahnunternehmen zu teilen.
7. Kundinnen und Kunden wünschen sich eine möglichst einfache Ticketbuchung und ein einheitliches, faires Preissystem.
8. Am Bahnhof sind Reisende bereit, den Einstiegsort aufgrund der Auslastung im Zug auszuwählen. Bei Freizeitreisen ist grundsätzlich auch eine Bereitschaft vorhanden, die Reisezeit aufgrund der Auslastung anzupassen. Eine Anpassung des Reisewegs aufgrund der Auslastung ist jedoch keine Option.

9. Personalisierte Angebote sollten unaufdringlich gestaltet sein, Auswahloptionen bieten und die Nutzung sollte freiwillig sein.

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