Prof. Dr. Raphael Zahnd
Prof. Dr. Raphael Zahnd
Leitung der Professur Inklusive Didaktik und Heterogenität
Arbeits- und Forschungsschwerpunkte:
Inklusive Didaktik, Analyse des Diskurses zum Thema Behinderung, gesellschaftliche und schulische Ein- und Ausschlussprozesse, Internationale Sonderpädagogik
Seit 2018
Leiter der Professur Inklusive Didaktik und Heterogenität
2016–2018
Oberassistent am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich, Lehrstuhl Sonderpädagogik: Gesellschaft, Partizipation und Behinderung
Dozent an der Pädagogischen Hochschule Schwyz, Lehrbereiche Sonderpädagogik, Pädagogische Psychologie, Berufspraktische Studien
2012–2016
Doktorat Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich und im Doktoratsprogramm PROWEL der Universität Fribourg & der Université de Neuchâtel: «Behinderung und sozialer Wandel: Eine Fallstudie am Beispiel der Weltbank»
2011–2016
Assistent am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich, Lehrstuhl Sonderpädagogik: Gesellschaft, Partizipation und Behinderung
Tätigkeit als externer Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Luzern und am Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie der PH FHNW
2009–2011
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Heilpädagogik in Zürich
2007–2011
Studium der Sonderpädagogik (HF) und Erziehungswissenschaft (NF) an der Universität Zürich
2005–2011
Klassenlehrperson an der Heilpädagogische Schule Limmattal
2002–2005
Primarlehrerstudium am Institut Unterstrass an der PH Zürich
Eine aktuelle Liste aller Publikationen und Vorträge findet sich auf ORCID.
Primarschulen im Spannungsfeld von Inklusion und Bildungsstandards - Rekonstruktiver Fallvergleich und partizipative Entwicklung inklusiven Unterrichts (2020-2024)
Projektleitung: Monika Wagner-Willi, Raphael Zahnd
Team: Franziska Oberholzer und Katharina Papke
Fördermittel: Schweizerischer Nationalfonds
Die Einführung des neuen Lehrplans 21 in der Schweiz entspricht der Ausrichtung des Bildungswesens auf Bildungsstandards, die nach den ersten PISA-Studien in den europäischen Ländern stattgefunden hat. Gleichzeitig liegt die Umsetzung und Weiterentwicklung eines integrativen Unterrichts im aktuellen Aufgabenbereich der Volksschule. Der Lehrplan greift das Ziel des integrativen Unterrichts ebenfalls auf. So sind die Lehrpersonen z. B. dazu aufgerufen, eine individuelle, die Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigende Lernunterstützung zu bieten. Gleichwohl sind die mit dem Lehrplan 21 verbundenen Veränderungen mit Blick auf den integrativen Unterricht auch ambivalent, denn sie gehen mit einem Bildungsmonitoring in Form standardisierter Leistungsmessungen einher, die vielfältige Lernausgangslagen nur bedingt berücksichtigen. Das Projekt geht der Bedeutung dieser Entwicklung für die integrative Unterrichtspraxis nach und fragt, wie Lehrpersonen mit den unterschiedlichen Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler im Unterricht vor dem Hintergrund des Spannungsfeldes zwischen integrativer Ausrichtung, Kompetenzorientierung und standardisierter Überprüfung von Bildungszielen umgehen.
Der Forschungsfrage wird in Schulen der Primarstufe über zwei miteinander verbundene Teilprojekte nachgegangen: Teilprojekt 1 rekonstruiert die unterrichtlichen Orientierungen der Lehrpersonen und ihre Passung mit den Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler. Dabei interessieren insbesondere damit verbundene Prozesse der Inklusion und Exklusion. Hierzu werden Gruppendiskussionen und Unterrichtsvideos erhoben, die mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet werden. Teilprojekt 2 zielt auf eine partizipative Entwicklung integrativen Unterrichts. Dabei sollen das (Erfahrungs-)Wissen der Lehrpersonen und der Schülerinnen und Schüler einbezogen werden. Zudem werden Erkenntnisse aus Teilprojekt 1 sowie Wissensbestände aus Forschung und Praxis integrativen Unterrichts als Ressourcen genutzt. Diese Form von Unterrichtsentwicklung wird im Teilprojekt 1 durch ausgewählte empirische Analysen reflektiert.
Das in der qualitativen Inklusionsforschung angesiedelte Projekt ist mit dieser Kopplung der Teilprojekte auf Erkenntnisse zu unterrichtlichen Ein- und Ausschlussprozessen und die Weiterentwicklung integrativen Unterrichts der Primarschule im Kontext des o.g. Spannungsfeldes gerichtet. Damit zielt es zugleich auf einen Theorie-Praxis-Transfer, der für das anvisierte Handlungsfeld hoch relevant ist.
Barrierefreiheit durch Peers (2019-2020)
Projektleitung: Ursula Hellmüller, Raphael Zahnd
Team: Simone Bartschmid Simone, Patrizia Müller, Katharina Wüest, Timon Nyfeler, Petra Brand Petra, Jasmin Frey, Sabine Reist
Fördermittel: Aktionsplan Chancengleichheit FHNW 2017-20
Das Projekt ist an eine jährlich stattfindende Lehrveranstaltung der Modulgruppe Inklusion in Schule und Unterricht im Masterstudiengang Sonderpädagogik (Schwerpunkt SHP) gekoppelt, die Grundlagen zur Entwicklung barrierefreier Schulen und Lernsettings vermittelt. Diese bereits vorhandene Ausrichtung der Lehrveranstaltung wird im Projekt genutzt. Die Vermittlung des theoretischen Wissens wird dabei, im Sinne der doppelten Relationierung von Theorie und Praxis, mit konkreten Aufgaben zur Verbesserung der Barrierefreiheit im Studium an der HSA FHNW gekoppelt. Für ihre Qualifikation als Schulische Heilpädagog*innen werden die Studierenden demnach nicht nur theoretische Kenntnisse zur Gewährleistung von Barrierefreiheit erlernen, sondern auch konkrete Umsetzungsmassnahmen und Kompetenzen, die für sie auch im künftigen Schulalltag Relevanz haben.
Flipped Inclusion (2019–2020)
Projektleitung: Anja Blechschmid, Diana Sahrai, Raphael Zahnd
Team: Sandra Däppen, Flurin Dummermuth, Helena Krähenmann, Monika Wagner-Willi
Fördermittel: Lehrfonds 2025 FHNW
Im Projekt Flipped lnclusion werden Lerneinheiten konstruiert, die sich an der Logik des Flipped Classrooms orientieren und in der Modulgruppe Inklusive Bildung in den Studiengängen Kindergarten-/Unterstufe, Primarstufe und Sekundarstufe I zum Einsatz kommen. Grundlegendes Ziel dieser Modulgruppe ist es, die angehenden Lehrpersonen für eine inklusive Haltung zu sensibilisieren und für inklusive Unterrichtsgestaltung zu ermächtigen. Das Grundkonzept der neu zu konzipierenden Lerneinheiten besteht darin, dass die Erarbeitung der theoretischen Inhalte in die Selbstlernzeit verlagert wird und die Lehrveranstaltungen dazu genutzt werden, die erarbeiteten Theorien mit Hilfe von Videosequenzen und Fallvignetten aus dem (Schul-) Alltag im Sinne einer doppelten Relationierung mit einer inklusiven (Schul-) Praxis zu verbinden. Dies ist aufgrund der bei Studierenden oft fehlenden Erfahrungen mit inklusivem Unterricht in der Berufspraxis bzw. allgemein im Umgang mit Menschen mit Behinderung dringend notwendig. Neben diesem inhaltlichen Anliegen sollen die Lerneinheiten zudem die Grundlage bilden, um die Modulgruppe Inklusive Bildung unter Berücksichtigung der digitalen Transformation weiterzuentwickeln. Sie greifen dabei das Bedürfnis nach höherer Flexibilität in Bezug auf Art, Zeit und Ort des Lernens auf und nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung, um vertiefte und vernetzte Lernprozesse zu ermöglichen.
Pilotstudie: lnklusionspädagogik und LP21 im Kontext kantonaler Umsetzung ( 2018–2020)
Projektleitung: Monika Wagner-Willi, Raphael Zahnd
Team: Laura Fuchs
Aktuell sind die Kantone im Bildungsraum Nordwestschweiz mitten in der Phase der Einführung des Lehrplans 21 (LP21) – mit jeweils eigenen Startzeitpunkten und Etappen. Die Implementierung des LP21 geschieht zu einer Zeit, in der die Umgestaltung der schulischen Praxis durch Ausrichtung auf einen integrativen Unterricht in vollem Gang ist. Die damit verbundene Vielfalt der Schülerinnen und Schüler wird auch durch den LP21 addressiert, denn die Lehrpersonen sind gefordert, „möglichst individuell gerichtete Lernunterstützung“ zu bieten, damit „möglichst alle Schülerinnen und Schüler“ entsprechend ihren Voraussetzungen „Kompetenzen aufbauen können“ (Gesamtausgabe LP 21, S. 29). Allerdings sind die mit dem LP21 gekoppelten Veränderungen mit Blick auf den integrativen Unterricht auch ambivalent, denn sie gehen mit der Einführung standardisierter Leistungsüberprüfungen (z.B. den sog. „Checks“) einher. Es ergibt sich dabei ein Spannungsfeld von integrativer Ausrichtung der Volksschule, Kompetenzorientierung des neuen LP 21 und standardisierter Überprüfung von Bildungszielen. An dieses Spannungsfeld knüpft die Pilotstudie an und geht der Frage nach, wie der LP 21 im Kontext kantonaler Vorgaben und im Hinblick auf einen alle Schülerinnen und Schüler adressierenden Unterricht umgesetzt wird. Von Interesse sind dabei sowohl unterstützende Elemente als auch Herausforderungen und Bedarfe, die sich aus Sicht der Beteiligten ergeben. Hierbei wird die Umsetzung des LP21 mit Blick auf den integrativen Anspruch schulischer Praxis und im Kontext der kantonalen Rahmenbedingungen von Fördermassnahmen und -settings untersucht. Das Projekt fokussiert auf Schulen der Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt, da sie im Bildungsraum Nordwestschweiz am weitesten mit der Einführung fortgeschritten sind und ihre kantonalen Vorgaben z.T. aufeinander abgestimmt haben. In beiden Kantonen werden Interviews mit Schulleitungen und Gruppendiskussionen mit Klassenlehrpersonen sowie mit Schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen durchgeführt. Die erhobenen Daten werden mit dem qualitativen Verfahren der Dokumentarischen Methode interpretiert. Im Rahmen der Pilotstudie werden den Teilnehmenden durch Rückspiegelung der Ergebnisse Möglichkeiten zur Reflexion der eigenen Praxis geboten. Zudem dient die Pilotstudie der Entwicklung eines Forschungsprojektes, das ein doppeltes Ziel verfolgt: Zum einen sollen die beteiligten Schulen in ihrer integrativen Unterrichtsentwicklung unterstützt, zum andern die Lehreraus- und -weiterbildung konzeptionell weiterentwickelt werden.
Detoxing Narratives (seit 2017)
Projektleitung: Sabine Krause, Gertraud Kremsner, Michelle Proyer, Raphael Zahnd
Geschichten und Erzählungen sind grundlegender Teil von Gruppen, Gemeinschaften und Gesellschaften. Die Möglichkeit des gemeinsamen Bezugs auf Erlebtes, auf Erfahrungen und Geschehnisse, lässt eine Idee geteilter Geschichte entstehen, die für die Konstitution von Gruppen und Gemeinschaften zentral ist. Viele der Geschichten und Erzählungen werden weitergegeben, ohne dass eine Reflexion darüber stattfindet, vielmehr wird von einem gemeinsamen Kulturgut ausgegangen. Die Selbstverständlichkeit solcher Bezugspunkte und Weitergaben wird genau dort aufgehoben, wo die Möglichkeit des gemeinsamen Bezugs als nicht gegeben gesetzt wird.
Nicht möglich scheint der gemeinsame Bezug erstens, wenn ein teilnehmendes Hineinwachsen in das kulturelle Umfeld nicht gegeben war. Zweitens wird für einen gemeinsamen Bezug häufig ein hohes sprachliches Vermögen und intellektuelles/rationales Erfassen der Geschichten und Erzählungen vorausgesetzt. Diese Zuschreibung schließt all jene aus, die eine Sprachbarriere vorfinden; ausgeschlossen werden damit zudem Menschen mit „intellektuellen Beeinträchtigungen“, denen das Vermögen, Geschichten zu begreifen und zu reproduzieren abgesprochen wird.
Die Idee des Projekts setzt an zwei Punkten an:
- Es wird davon ausgegangen, dass der Korpus der Geschichten und Erzählungen, auf den gemeinsam Bezug genommen werden kann, nicht allein in der Wiederaufnahme von Tradiertem besteht. Vielmehr werden im Zusammenleben zwar Bezüge auf tradierte Elemente genommen, diese werden jedoch in einem aktiven Miteinander mit aktuellen Ereignissen, neuen Erlebnissen, Erfahrungen und anderen Geschichten verbunden. Die Auffassung von Geschichten und Erzählungen einer Gemeinschaft als ständig performte Wieder- und Neuaufführung ermöglicht, Neuankömmlinge in die Produktion von gemeinsamen Bezugsmöglichkeiten einzubeziehen, Geschichten und Erzählungen zu teilen, zu vervielfältigen und anders zugänglich zu machen.
- Es stell sich die Frage, wie diese Geschichten und Erzählungen weitergegeben, erzählt, aufgeführt werden. Gelöst von der Abstraktion des Schriftlichen, eines vermeintlich notwendigen hohen Sprach- und Reflexionsniveaus für Erfassen und Tradieren ermöglichen vielfältige performative Formen der Auseinandersetzung und Aufführung der Geschichten die Partizipation am gemeinsamen „Erzählen“ in inklusiver Form jenseits von Sprachgrenzen oder Diskussionen um intellektuelle Fähigkeiten.
Krause, S., Kremsner, G., Proyer, M. D., & Zahnd, R. (2019). Doing Participatory Stories Research – Detoxing Narratives. In M. Honerød Hoveid, L. Ciolan, A. Paseka, & S. Marques da Silva (Hrsg.), Doing Educational Research: Overcoming Challenges in Practice. Thousand Oaks: SAGE Publications.
Homepage: detox.univie.ac.at
Behinderung und sozialer Wandel: Eine Fallstudie am Beispiel der Weltbank (2012-2016)
Projektleitung: Raphael Zahnd
Ziel des Projektes war es, anhand einer empirischen Studie aufzuzeigen, wie Behinderung in unterschiedlichen Kontexten konstruiert und verstanden wird. Die Datenbasis hierzu bildeten Dokumente aus dem Archiv der Weltbank. Im Fokus der Analyse war aber nicht die Weltbank als Organisation, sondern ihre Dokumente als Repräsentanten eines globalen Diskurses. Behinderung aus weltgesellschaftlicher Perspektive zu fassen, war das zentrale Anliegen. Die auf nahezu 5000 Dokumenten basierende empirische Analyse, wurde mit einer theoretischen Rahmung zu einer umfassenden Perspektive verbunden. Damit konnte auf die Relevanz politischer, wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungen hingewiesen werden, die für die beschriebenen Veränderungen des Behinderungsbegriffs zentral waren. Insgesamt lieferte die Studie damit wichtige Hinweise, weshalb sich ein relationales Verständnis von Behinderung in der westlichen Gesellschaft durchsetzen konnte. Gleichzeitig wurde aber auch sichtbar, was die Probleme innerhalb der analysierten Diskussionen waren. Sie finden sich unter anderem im westlichen Bias der Auseinandersetzung, der Frage nach Kosteneffizienz oder der abstrakten Abhandlung des Themas Behinderung.
Zahnd, R. (2017). Behinderung und sozialer Wandel. Eine Fallstudie am Beispiel der Weltbank. (I. Hedderich & G. Biewer, Hrsg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Open Source: www.pedocs.de/frontdoor.php?source_opus=14080
Biografie und geistige Behinderung: Partizipative Forschung mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtgung (2012-2014)
Projektleitung: Ingeborg Hedderich, Barbara Egloff, Raphael Zahnd
Team: Claudia Spiess, Lea Eichenberger
Das Projekt verfolgte das Ziel, anhand des Ansatzes der ‚Life History Research‘ Lebensgeschichten von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung festzuhalten. Dazu wurden in einem Zyklus von mehreren Treffen biografische Interviews geführt, welche in ein Narrativ verschriftlicht wurden. Das Narrativ wurde durch die erzählenden Personen ständig validiert und korrigiert. Dieser Prozess führte letztendlich zu den geschriebenen Lebensgeschichten. Die Entscheidung darüber, was in den Lebensgeschichten steht, war zu jeder Zeit in den Händen der erzählenden Personen. Sie hatten in jeder Phase des Schreibens bis hin zur Publikation die Kontrolle über den Inhalt. Dieses Projekt wurde unterstützt vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, EBGB.
Hedderich, I., Egloff, B. & Zahnd, R. (Hrsg.). (2015). Biografie – Partizipation – Behinderung: Theoretische Grundlagen und eine partizipative Forschungsstudie. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Kontakt
- Prof. Dr. Raphael Zahnd
- Leiter Professur Inklusive Didaktik und Heterogenität
- Telefonnummer
- +41 61 228 61 18 (Direkt)