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Klimaneutrale Eventfabrik in Bern

19. Dezember 2019

Die Eventfabrik in Bern hat sich zum Ziel gesetzt ihren Betrieb klimaneutral zu führen. Die Studentin Esther Siegenthaler, des Studiengangs Energie- und Umwelttechnik der FHNW, erarbeitete in ihrer Bachelorarbeit Effizienz- und Kompensationsmassnahmen.

Im Rahmen der Energiestrategie 2050 hat sich die Schweiz zum Ziel gesetzt, den Endenergieverbrauch im Vergleich zum Jahr 2000 um 52 % zu senken (Bundesamt für Energie, 2018). Die Eventfabrik hat sich jedoch höhere Ziele gesteckt und möchte in Zukunft ihren Betrieb klimaneutral führen. Der jährliche CO2-Ausstoss soll somit mittels Effizienz- und Kompensationsmassnahmen auf null bilanziert werden.

CO2-Äquivalente zur Ermittlung der Ausgangslage

In der «Eventfabrik» in Bern finden jährlich über 130 Events wie Kongresse, Seminare und kulturelle Anlässe statt. Events benötigen viele Ressourcen für die Klimatisierung, Beschallung und Beleuchtung und Wärmebereitstellung. Zur Reduzierung von Klimaemissionen wurden bereits bauliche Massnahmen umgesetzt: 1999 wurde das Dach und der Keller gedämmt, die Fenster wurden mit Doppelverglasung bestückt.

Die Studentin Esther Siegenthaler ermittelte in einem ersten Schritt CO2-Äquivalente: Die Eventfabrik hat im Jahr 2018 insgesamt 66.3 t CO2-eq emittiert. Der grösste Teil der Emissionen (83 %, 239 MWh) verursacht die Wärmeerzeugung mittels Erdgas. Mit 8.7 % (99 MWh) ist die Elektrizität der zweitgrösste Emittent, gefolgt von der Kehrichtentsorgung in Höhe von 7.4 % (4.6t Abfall) (siehe Abb.1). Die Emissionen, die vom Catering ausgingen wurden ausgeklammert.

Abb.1: Ist-Analyse der Eventfabrik
Abb.1: Ist-Analyse der Eventfabrik

Fünf Bewertungskriterien

Für die Bewertung der Handlungsempfehlungen dienten fünf Aspekte: Umweltnutzen, gesellschaftliche Akzeptanz, Arbeitsaufwand, Investitionskosten und Energiekosteneinsparnisse.

Die erste Lösungsvariante war eine Kombination von Fernwärmenutzung und Einsparungen elektrischer Energie. Dazu wird die bestehende Gasheizung durch einen Anschluss ans Fernwärmenetz – kommend von der Kehrichtverbrennungsanlage Forsthaus – ersetzt. Der bestehende Strombezug wird mittels EWB.NATUR.STROM ausschliesslich aus erneuerbaren Quellen bezogen und die Raumbeleuchtung und Kühlgeräte durch effizientere Geräte ersetzt. Diese Lösung belegte den dritten Platz.

Am besten schloss die zweite Lösungsvariante mit der Photovoltaik ab, bei der rund 40 % der elektrische Strom auf dem eigenen Dach produziert. In Kombination mit Photovoltaik können energieaufwändige Geräte, die mehrheitlich tagsüber in Betrieb sind wie z. B. die Warmwasserwärmepumpe optimal kombiniert werden. Wenn abends die Photovoltaik keine Elektrizität mehr produziert, laufen die Kühlgeräte und die Beleuchtung wird genutzt. Deshalb werden in dieser Variante die Raumbeleuchtung und Kühlgeräte durch effizientere Geräte ersetzt. Mit diesem Massnahmepaket können rund 16 t CO2-eq eingespart werden, was lediglich ¼ der Gesamtemissionen ausmacht. Bemerkenswert bei dieser Variante ist der finanzielle Aspekt; bei Investitionskosten von über 120’000 CHF können jedes Jahr rund 17’000 CHF eingespart werden. Diese Variante weist jedoch einen höheren Arbeitsaufwand und einen geringen Umweltnutzen von rund 24% Emissionsverminderung auf.

Am zweitbesten schloss eine dritte Variante mit PV-Contracting und Fernwärme ab, obwohl die Umsetzung mittels PV-Contracting im Vergleich zu einer selbst gebauten Anlage einen Renditeverlust von ca. 50% beträgt. Die vierte Variante mit Innendämmung spart rund die Hälfte der Emissionen ein. Bemerkenswert ist, dass die Amortisationszeit unter 10 Jahren liegt. Somit sind die Photovoltaik- und die Innendämmungsvarianten aus ökonomischer Sicht die Varianten mit der tiefsten Amortisationszeit, aber zugleich auch die zwei Varianten mit dem geringsten Umweltnutzen. Die Bewertungen der Varianten sind in der nachfolgenden Grafik abgebildet (Abb.2).

Abb.2: Vergleich der Varianten mittels Nutzwertanalyse
Abb.2: Vergleich der Varianten mittels Nutzwertanalyse

Mitarbeitendensensibilisierung und jährliche Klimabilanz

Esther Siegenthaler empfiehlt zusätzlich zu den beschriebenen Lösungsvarianten eine Mitarbeiterweiterbildung und -sensibilisierung in Bezug auf den nachhaltigen Betrieb der Eventfabrik. Als weiterführende Massnahme ist es aus ihrer Sicht unabdingbar, jährlich die Klimabilanz zu ziehen und diese transparent zu dokumentieren sowie die Kompensationszahlungen des bilanzierten CO2 zu leisten. Dies soll jeweils in einem Nachhaltigkeitsbericht in einer Gegenüberstellung mit den Vorjahresdaten geschehen. Darüber hinaus empfiehlt Esther Siegenthaler, eine anerkannte Zertifizierung anzustreben: Eine solche schafft Vertrauen und vermittelt den Eindruck einer zeitgemässen Firma.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie Esther Siegenthaler (esther.siegenthaler@students.fhnw.ch) oder Examinator Prof. Dominique Kunz (dominique.kunz@fhnw.ch).

Schlagworte: Dominique Kunz, Esther Siegenthaler

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