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Building Information Modelling im Infrastrukturbau

Building Information Modelling (BIM) wird oftmals mit Hochbauprojekten assoziiert. Da das nur die halbe Wahrheit ist, gibt Ivo Stalder, Teilzeitstudent am MSc FHNW in Virtual Design and Construction, einen Einblick in die Thematik BIM im Tiefbau.

«Bei meiner Arbeit beschäftige ich mich vorwiegend mit Kunstbauten. Mein Tätigkeitsbereich umfasst somit Bauwerke wie Brücken, Galerien, Durchlässe, Stützmauern sowie Unter- und Überführungen. Damit fällt meine Disziplin in die Kategorie des konstruktiven Ingenieurbaus, indem ich mich mit der Konstruktion und Bemessung von Tragwerken auseinandersetze.

Grundsätzlich weist die Planung von Kunstbauten viele Parallelen zum Hochbau auf. So haben Kunstbauten eine geographische Ausdehnung, die sich mit derjenigen von Hochbauprojekten vergleichen lässt. Zudem ist die Bauweise aus Stahl, Stahlbeton oder selten auch in Holz ähnlich den Konstruktionen im Hochbau. Das bedeutet auch das für viele Anwendungsfälle dieselben BIM-Werkzeuge wie im Hochbau verwendet werden.

Damit unterscheiden sich Kunstbauten etwas von anderen Disziplinen des Infrastrukturbaus, wie dem Strassen-, Bahn und Tunnelbau. Projekte dieser Disziplinen haben meist eine sehr grosse geographische Ausdehnung, weshalb sie kombinierte Anwendungen aus dafür vorgesehenen BIM- und GIS-Werkzeugen nutzen.

Ein grosser Unterschied zum Hochbau hingegen liegt beim öffentlichen Beschaffungsrecht. Dieses schreibt vor, dass öffentliche Bauherren wie das ASTRA (Bundesamt für Strassen), Kantone oder Gemeinden ihre Projekte ab einer gewissen Bausumme öffentlich ausschreiben müssen. Da dieser Schwellenwert oftmals überschritten wird, werden Infrastrukturprojekte meist öffentlich ausgeschrieben. Zudem erschweren es vorgegebene Prozessabläufe im öffentlichen Beschaffungswesen, das volle Potenzial von VDC (BIM-Methode) zu nutzen. Der frühe Einbezug von ausführenden Unternehmungen ist darin nicht vorgesehen, was die Möglichkeiten zur integralen Planung einschränkt. Auch die Umsetzung von Teilen des VDC-Frameworks gestaltet sich zurzeit noch schwierig. So ist beispielsweise die durchgehende Nutzung von digitalen Bauwerksmodellen schwer umsetzbar, wenn die einzelnen Projektphasen separat ausgeschrieben werden. Auch die freie Auswahl der für ein Projekt geeignetsten Beteiligten, wie es für private Bauherrschaften möglich ist, ist in der öffentlichen Beschaffung nicht vorgesehen.

Zurzeit wird BIM von im Infrastrukturbau tätigen Bauerschaften noch nicht als Standard in Ausschreibungen integriert, obwohl sich beispielsweise das ASTRA und die SBB ambitionierte Ziele für dessen Umsetzung gesetzt haben. Vorwiegend handelt es sich bei gegenwärtigen BIM-Projekten um Pilotprojekte, bei denen darauf geachtet wird, dass die Projektrisiken geringgehalten werden. Das führt dazu, dass der technische Fortschritt, verglichen mit dem privaten Bausektor, nur langsam voranschreitet. Für viele kleine oder mittlere Infrastrukturplanungsbüros ist es somit schwierig, Zuschläge für öffentlich beschaffte BIM-Projekte zu erhalten, zumal Erfahrungen und erforderliche Referenzen fehlen.

Dennoch nimmt die Digitalisierung auch im Infrastrukturbau langsam Fahrt auf. Das hängt möglicherweise mit den Zielsetzungen von Bund und SBB zusammen, die ab dem Jahr 2025 konsequent auf BIM setzen wollen.

Mithilfe dieses Studiums möchte ich aktiv an dieser Entwicklung mitwirken. Ich weiss aus meiner Arbeit in der Praxis, dass bei öffentlichen Bauherrschaften grundsätzlich ein grosses Interesse an der Thematik des digitalen Bauens besteht. Mein Ziel ist es, die digitalen Werkzeuge und die damit verbundenen Prozessanpassungen durch proaktives Handeln in meinen Berufsalltag zu integrieren und dort zu nutzen, wo sie Mehrwert bringend eingesetzt werden können. Es bietet sich an, die Studieninhalte und das praktische Know-How zu verknüpfen. So kann ich im Studium erlerntes Wissen in die Praxis einfliessen lassen und nötiges Fachwissen an Bauherrschaften weitergeben, die dieses wiederum für weitere Projekte nutzen können. Das wird nicht vom einen auf den anderen Tag passieren. Jedoch erhoffe ich mir, damit meinen Beitrag zu leisten den Stein der Digitalisierung ins Rollen zu bringen.» Ivo Stalder, Bauingenieur BSc FHO, 2. Semester MSc FHNW VDC Teilzeit

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Ivo Stalder ist auf der Baustelle genauso Zuhause wie in der digitalen Welt.

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