
Wie wohnen und arbeiten wir in den Städten von morgen?
Am Basel Economic Forum wagte Prof. Dr. Rolf Dornberger einen Ausblick, wie die anhaltende Digitalisierung die Städteplanung beeinflussen wird.
Das Basel Economic Forum (BEF) vom 23. November 2018 stand unter dem Titel “Stadt und Region der Zukunft”. An der Veranstaltung trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft des Metropolitanraums Basel, um sich über aktuelle und künftige Herausforderungen der Städte- und Raumplanung auszutauschen. Prof. Dr. Rolf Dornberger, Leiter des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW, war als Referent, Moderator und Teilnehmer der Podiumsdiskussion dabei.
Um die Potenziale der Städteplanung im Zeitalter der Digitalisierung zu beschreiben, wird oft der Begriff “Smart City” angeführt. Dieser umfasst ein Entwicklungskonzept für nachhaltigere, effizientere, technologisch fortschrittlichere und sozial inklusivere Städte. In seinem Vortrag “Smart World” legte Prof. Dornberger sein Augenmerk auf die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte neuer Technologien, unter anderem der Digitalisierung, und ihre Auswirkungen auf die städtischen Räume der Zukunft. Dabei fokussierte er auf drei Bereiche, in denen der Städteplanung mehr Fragen als Antworten gegenüberstehen.
Dr. Brigitte Guggisberg und Prof. Dr. Rolf Dornberger am Basel Economic Forum 2018 (Foto: Alex Uehlinger).
Mobilität
Hier sehen sich die Städteplaner mit verschiedenen Unwägbarkeiten konfrontiert. Uber verdrängt mit seinem Geschäftsmodell das traditionelle Taxi-Geschäft. Autonome Fahrzeuge und Elektroautos verlangen nach neuen Infrastrukturen. Und rein technisch gesehen ist die Markteinführung von fliegenden Autos nur eine Frage der Zeit. Den Städten stellt sich die Frage, wie sie sich auf diese Veränderungen vorbereiten können und wollen. Ist es wünschenswert, wenn die urbane Mobilität sich nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft abspielt? Was würde dies spezifisch für den Raum Basel bedeuten, wo drei Länder mit unterschiedlichen Regularien aufeinandertreffen? Liegt die Zukunft der Mobilität doch unter der Erde? Und ist es überhaupt wünschenswert, den Individualverkehr weiter zu forcieren, wenn Sharing-Modelle wie Mobility eine nachhaltigere Alternative bieten? Wird der Pendlerverkehr so stark wie prognostiziert noch zunehmen, wenn immer mehr orts- und zeitflexiblere Arbeitsmodelle umgesetzt werden?
Robotik
Im Gegensatz zu den fliegenden Autos ist die Ankunft der Roboter bereits eine Tatsache. Noch sind sie erst wenig im Einsatz, aber sie halten stetig Einzug in den privaten und öffentlichen Raum. Die grösste Frage ist dabei diejenige nach den Arbeitsplätzen, die die Roboter ersetzen. Kann die Wirtschaft im selben Mass neue Stellen schaffen? Falls nicht, wie kann dieser Umstand sozial abgefedert werden? Neben den wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen ergeben sich für die Raumplanung weitere offene Fragen: Wie kann der öffentliche Raum gestaltet werden, damit Menschen und Roboter sich darin bewegen können? Noch stellen Roboter höhere Anforderungen an barrierefreie Zu- und Durchgänge. Wohnraum hingegen brauchen sie keinen. Was bedeutet das für die Städteplanung? Wie viel Wohnraum braucht eine Smart City überhaupt?
Künstliche Intelligenz
Diese letzte Frage stellt sich noch dringlicher bei der Betrachtung der rasanten Fortschritte der künstlichen Intelligenz (KI). Auch hier kann davon ausgegangen werden, dass die Technologie traditionelle Arbeitsplätze überflüssig machen wird. Dabei benötigt KI noch weniger physischen Raum als Roboter. Wenn die Zukunft der Arbeit in der Wissensarbeit liegt, die dezentral geleistet werden kann, wird sich die Rolle der Innenstädte mit ihrer Konzentration von Arbeitsplätzen verändern.
Die Durchdringung unserer Lebenswelten mit digitalen Technologien weckt auch eine neue Sehnsucht nach dem Analogen: Muss eine Smart City, die digital durchdrungen ist, Rückzugsorte zur Verfügung stellen, in denen keine Computer, keine Roboter präsent sind?
Langfristiges Denken und Handeln
Auf alle diese Fragen gibt es keine abschliessenden Antworten – und diese sind auch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Deutlich wurde in den Ausführungen von Prof. Dornberger und anderer Teilnehmender des BEF aber, dass die rasante technologische Entwicklung nach langfristigen Perspektiven und nachhaltigem Denken verlangt. Doch gerade aufgrund der kurzfristigen Herausforderungen der Digitalisierung fehlen sowohl der Politik, als auch Wirtschaft und Gesellschaft die dafür nötigen Räume und die Zeit. Prof. Dornberger und Kolleginnen und Kollegen der FHNW erforschen sinnvolle Lösungsansätze unter anderem im FHNW-Projekt «Robo-Lab».
Weitere Informationen
Webseite Basel Economic Forum
FHNW Strategische Initiative «Robo-Lab»