Unterricht mit Fairdinand
Ein digitales Simulationsspiel
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Wissenschaftliche Erläuterung zum Hintergrund des Spiels
Ein Projekt des Zentrums Lernen und Sozialisation
Unterricht mit Fairdinand ist ein digitales Simulationsspiel, das vom Zentrum Lernen und Sozialisation der PH FHNW entwickelt wurde. Das Spiel, eingebettet in einen Workshop, bildet eine neue Lernform, Prozesse im Unterricht zu erleben und zu verstehen und die Folgen von Beurteilungen im Unterricht konkret zu zeigen. Der Workshop trägt zu einer fairen Beurteilung und zu Bildungsgerechtigkeit im Unterricht bei.
Viele Studien belegen, dass die soziale und ethnische Herkunft von Kindern und Jugendlichen für deren Leistungen und Bildungsverläufe bedeutsam sind. Ein Grund dafür sind Erwartungen und Zuschreibungen von Lehrpersonen. Höhere Erwartungen und günstigere Zuschreibungen fördern das Lernen und die Leistungen. Dabei besteht das Risiko, dass Lehrpersonen gegenüber Lernenden aus benachteiligten Familien und solchen mit Migrationshintergrund systematisch tiefere Erwartungen und ungünstigere Zuschreibungsmuster haben.
Das Ziel des digitalen Simulationsspiels Unterricht mit Fairdinand ist es, die damit verbundenen Prozesse im Unterricht mit einer Simulation zu illustrieren und am Beispiel von vier Kindern anschaulich zu erklären. Das Spiel deckt blinde Flecken auf und erhöht das Verständnis für eine faire Beurteilung. Die Spielenden können konkret erleben, wie sich ihre Überzeugungen auf die schulischen Leistungen eines Kindes auswirken und Bildungsgerechtigkeit entsteht. Sie können das Spiel experimentell mit verschiedenen Haltungen spielen und die Konsequenzen davon erleben. Denn die Folgen ihrer Erwartungen und Zuschreibungen werden den Spielenden interaktiv aufgrund eines mathematischen Modells sofort zurückgemeldet.
Die Workshops können ab April 2025 von Lehrpersonen, Schulleitungen, Studierenden, Eltern, Sozialpädagog*innen u.a. gebucht werden. Das Spiel kann mit Schüler*innen ab dem 7. Schuljahr gespielt werden.
2023 - 2025
In Kooperation mit Koboldgames GmbH
Das Projekt wird gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds
Ausgangslage
Studien belegen, dass die soziale und ethnische Herkunft von Kindern und Jugendlichen für deren Leistungen und Bildungsverläufe sehr bedeutsam sind. In der Schule nehmen Lehrpersonen in diesem Prozess durch ihre Erwartungen und Leistungszuschreibungen an die Schüler*innen eine zentrale Rolle ein. Die bisherige Forschung zeigt, dass hohe Erwartungen und günstige Zuschreibungen lern- und leistungsförderlich sind, wobei Lehrpersonen gegenüber Lernenden aus benachteiligten Familien und solchen mit Migrationshintergrund systematisch tiefere Erwartungen und ungünstigere Zuschreibungsmuster haben. Lehrpersonen können durch Unterrichtsinteraktionen und mit fairen Beurteilungen zu Bildungsgerechtigkeit beitragen. Deshalb ist es wichtig, dass im Bildungsbereich tätige Personen über diese Prozesse Bescheid wissen, um entsprechend vorgehen zu können.
Unterricht mit Fairdinand bietet die Möglichkeit, sich niederschwellig und anschaulich mit diesem Thema in einem digitalen Simulationsspiel zu beschäftigen.
Grundlagen von Unterricht mit Fairdinand
Die Grundlage des digitalen Simulationsspiel ist ein theoretisches Modell, das vom Projektteam entwickelt wurde. Dieses Modell zeigt ausgehend von Forschungsbefunden, wie verschiedene Konzepte wie beispielsweise Erwartungen, Attributionen, Elternzufriedenheit, soziale Akzeptanz in der Klasse, Problemverhalten und Selbstkonzept in einer Wechselwirkung stehen. Zudem sind sie am Entstehen von Bildungsgerechtigkeit beteiligt und beeinflussen die Leistungen der Lernenden.
Dieses theoretische Modell wird anhand vieler Unterrichtssituationen aus der Praxis illustriert. Diese Unterrichtssituationen erzählen Geschichten aus dem Schulalltag von vier Lernenden. Die Zusammenstellung der Schüler*innen erfolgte auf der Grundlage des Migrationshintergrundes, des Geschlechts sowie des sozioökonomischen Status. Die Schüler*innen unterscheiden sich zusätzlich in ihren Freizeitbeschäftigungen, in den schulischen Leistungen, im Verhalten und in der sozialen Akzeptanz in der Klasse. Ebenso unterscheidet sich das Elternverhalten gegenüber den Lehrpersonen. Für jede*n Lernenden wurden zwei individuelle Geschichten konzipiert, die ein Schuljahr abbilden. Die Geschichten sind erfunden, schliessen allerdings Beobachtungen und Erfahrungen aus der Schulpraxis der Sekundarstufe I mit ein. Sie sind so konstruiert, dass sie mit dem beschriebenen Simulationsmodell und den darin vorkommenden theoretischen Konzepten übereinstimmen und diese veranschaulichen.
Die Spieler*innen können während des Spiels Einschätzungen zu den verschiedenen Konzepten des theoretischen Modells vornehmen. Diese Einschätzungen fliessen in ein mathematisches Modell ein, das aus dem theoretischen Modell abgeleitet wurde. Dieses mathematische Modell berechnet laufend die Konsequenzen der Einschätzungen. So können den Spielenden sofort die Konsequenzen ihrer Einschätzungen sichtbar gemacht werden
Herzlich Willkommen
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Workshop zu Unterricht mit Fairdinand.
Zielgruppe
Die Workshops richten sich an die folgenden Zielgruppen:
- Lehrpersonen in staatlichen und privaten Volksschulen, Mittelschulen, Berufsfachschulen
- Schulleiter*innen
- Dozierende der Pädagogischen Hochschulen
- Studierende der Pädagogischen Hochschulen, universitären Studiengängen wie Erziehungswissenschaften
- Schulpsycholog*innen
- Sozialpädagog*innen sowie Schulsozialarbeiter*innen
- Berufsbildner*innen
- Arbeitsagog*innen,
- Fachfrauen/Fachmänner Betreuung
- Mitarbeitende der Schulverwaltung
- Jugendliche ab 12 Jahren
- Eltern
Das Spiel kann in verschiedenen Settings wie der Aus- und Weiterbildung gespielt werden.
Aufbau des Workshops
Im ersten Teil des Workshops erfolgt ein Input zu Bildungsgerechtigkeit und den Grundlagen des digitalen Simulationsspiels, angereichert mit Diskussionen. Anschliessend spielen die Teilnehmenden Unterricht mit Fairdinand in Kleingruppen. Ausgehend von den Spielergebnissen folgen vertiefende Diskussionen und weiterführende Inputs, so dass die neuen Erfahrungen in den Alltag einfliessen können.
Ziele des Workshops
- die Konsequenzen der eigenen Beurteilungen von Schüler*innen im Unterricht erleben.
- verstehen, wie sich Urteile auf die Leistungen und die Bildungsgerechtigkeit der Schüler*innen auswirken.
- blinde Flecken und andere Herausforderungen bei der Beurteilung von Schüler*innen entdecken und Lösungen dazu finden.
- konkrete Ideen zur eigenen Beurteilungspraxis in heterogenen Gruppen erhalten.
Dauer der Workshops
2.5h – 3h
Daten für Einzelpersonen
- Donnerstag, 8. Mai 2025, 17.00 Uhr bis 19.30 Uhr (online)
- Dienstag, 19. August 2025, 17.00 Uhr bis 19.30 Uhr (online)
- Mittwoch, 27. August 2025, 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr (vor Ort)
Daten für Schulteams auf Anfrage
Durchführungsort
Campus FHNW Brugg-Windisch
Weitere Durchführungsorte auf Anfrage
Kosten der Weiterbildung
Auf Anfrage, in der Startphase unentgeltlich.
Kontakt
Prof. Dr. Markus Neuenschwander oder Fabienne Girsberger
Für eine unverbindliche Interessensbekundung füllen Sie bitte folgendes Formular aus. Wir werden Sie anschliessend kontaktieren.