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22.9.2025 | Pädagogische Hochschule

Zusammen die Schulkultur gestalten

Mit dem Programm SOLE der Pädagogischen Hochschule FHNW schaffen Schulen ein Umfeld für soziales Lernen – auf allen Ebenen.

«Alle Schulen stehen vor einer ähnlichen Herausforderung», sagt Christoph Schiltknecht, Co-Schulleiter der Kreisschule Thal im Kanton Solothurn. «Die Schülerinnen und Schüler kommen mit unterschiedlichen Werten in die Schule. Deshalb braucht es früher oder später Konfliktlösestrategien.»

Bedenkt man, dass die Schule eine der wenigen gesellschaftlichen Domänen ist, in der die nachwachsende Generation in ihrer ganzen Vielfalt zusammenkommt – aus unterschiedlichen Schichten und kulturellen Hintergründen, mit unterschiedlichen individuellen Ressourcen –, wird klar, das Ganze ist mehr als seine Teile: Es gibt so etwas wie ein Wir, das gepflegt werden will, um das fragile System vor turbulenten Tendenzen zu schützen.

Das Programm SOLE von der PH FHNW ermöglicht Schulen, an diesem Wir methodisch zu arbeiten. Dadurch werden auf mehreren Ebenen alle Beteiligten, von der Schulleitung bis zum Hausdienst, von den Eltern über die Schulsozialarbeit bis zu den Kindern, partizipativ eingebunden.

Bleiben wir bei der Kreisschule Thal. Diese Oberstufe hatte 2019 bei der Externen Schulevaluation eine gelbe Ampel erhalten. Defizite wurden beim Schulklima ausgemacht. Christoph Schiltknecht hatte damals die Schule mit seiner Kollegin als Co-Schulleiter eben erst übernommen und stand nun vor der Herausforderung, «einen Kulturwandel» einzuleiten. Die Schule hatte zwar ein transparentes Regel- und Sanktionssystem, mit dem auf disziplinarische Abweichungen der Schülerinnen und Schüler reagiert wurde. Nur: Die einen Jugendlichen hatten sich einen Sport daraus gemacht, Lücken auszunutzen, während andere vom Regelkatalog eingeschüchtert wurden. «Die Absicht hinter dem Instrument war zwar gut, aber mit einem Sanktionssystem kriegt man keine Verhaltensänderung hin», erzählt Schiltknecht. «Für uns war klar, das schaffen wir nicht allein, wir brauchen Unterstützung. Schliesslich geht es um einen Kulturwandel. So sind wir auf SOLE gestossen.»

Kultur erfahrbar machen

Maria Schmid von der PH FHNW, die das Fachteam SOLE leitet, erläutert den Prozess, der zu einem Wir-Gefühl führt. Am Ende können sich alle Teilnehmenden im System Schule mit gewissen Werten identifizieren und fühlen sich auch dafür verantwortlich.

Sie spricht von einem «positiven, disruptiven Prozess, der Veränderungen initiiert und neue Perspektiven eröffnet».Der Motor darin ist das Soziale Lernen und die gesellschaftsrelevante Frage, «wie wir mit Vielfalt umgehen, und damit sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler gemeint, sondern auch die Vielfalt pädagogischer Überzeugungen von Lehrpersonen».

Das Programm SOLE begegnet dieser Vielfalt gewissermassen mit einem differenzierten Kulturbegriff und versucht, sie konstruktiv, im Rahmen gewisser Bahnen sich entfalten zu lassen. Dabei werden insbesondere in den Dimensionen Anerkennung, Partizipation und pädagogische Beziehungen Werte ausgehandelt – eben unter Einbezug aller, die am System Schule teilhaben, in ihrer je spezifischen Rolle. Und letztlich geht es darum, diese erarbeiteten Werte erlebbar zu machen: «Wie ist die Schulkultur sichtbar, fühlbar und hörbar? Sie soll mit verschiedenen Sinnen täglich erfahren werden können», sagt Maria Schmid.

Zurück zur Kreisschule Thal: «Im Rahmen von SOLE haben wir die bisherigen schulhausinternen Regeln durch neue Leitsätze ersetzt», erzählt Schiltknecht. Leitsätze wie: «Wir übernehmen Verantwortung für unseren gemeinsamen Lern- und Arbeitsraum» oder «Wir wollen die Schule als Ort gestalten, an dem jede und jeder sich wohl fühlen kann» implizieren, dass alle ihren Teil beizutragen haben. Die Sätze sprechen den gesunden Menschenverstand an. Was macht in einer bestimmten Situation Sinn und ist angemessen? «Immer mit dem Ziel, eine Selbstreflexion auszulösen.»

Nach rund fünf Jahren hat die Kreisschule Thal nun die SOLE-Zertifizierung erhalten. «Aber der Prozess ist nie zu Ende», sagt Schiltknecht. «Es kommen immer wieder neue Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Eltern. Aber wir haben nun Instrumente, künftige Herausforderungen zu meistern.»

Mit Götti-System

Es ist nie zu früh, mit sozialem Lernen anzufangen. Diana Wittwer, Schulleiterin in Oberlunkhofen, nimmt seit 2022 am SOLE-Programm teil. Sie stellt fest, dass Themen wie Zusammenhalt und Rücksichtnahme bei jenen Kindergartenkindern, die bereits mit sozialem Lernen in Kontakt gekommen sind, später auf der Primarstufe bereits etabliert sind.

Um das Wir-Gefühl zu fördern, hat die Schule ein Götti-System entwickelt: Die höheren Klassen übernehmen eine Patenschaft für die Jüngeren. Viermal im Jahr kommen die Klassen zusammen und lernen sich kennen. «Die Kinder können Ideen einbringen, was man dabei machen könnte», erzählt Wittwer. «Etwa ein Lesemorgen, an dem die Grossen den Kleinen vorlesen und im Gegenzug die Kindergartenkinder Bilderbücher erzählen.» Im Bereich der Elternarbeit hat die Schule eingeführt, dass sämtliche Aktivitäten immer zur selben Zeit beginnen. Zudem wird jedes Jahr Elternfeedback eingeholt, beim Wechsel in die Oberstufe oder bei einem Lehrpersonenwechsel. Auch sämtliche administrativen Abläufe sowie auch die Kommunikation auf der App Klapp wurden vereinheitlicht. «Es sind kleine Sachen, die nach aussen hin aber Verlässlichkeit signalisieren und für Klarheit sorgen.»

Wenn Kinder vom Elternhaus in die Schule kommen, hätten sie oft noch nicht gelernt, wie sie sich in einer grösseren Gemeinschaft bewegen müssen. Warten lernen, einander zuhören, sich etwas zurücknehmen. «Unser Ziel ist es, den Kindern ein Gefühl dafür zu vermitteln, dass ihre Handlungen immer auch Auswirkungen auf die Gemeinschaft haben», sagt Wittwer.

Die Schule Oberlunkhofen gibt sich jedes SOLE-Jahr ein Motto: Schiff ahoi, volle Fahrt voraus, Land in Sicht. «Nach rund drei Jahren ernten wir allmählich die Lorbeeren», erzählt Wittwer. «Dieses Jahr heisst das Motto: Anker setzen.»

Einen gemeinsamen roten Faden

Auch die Primarschule Zetzwil sah sich durch einen Mobbingfall angehalten, die Schulkultur weiterzuentwickeln: «Wir suchten einen roten Faden, der uns alle verbindet», erzählt die Schulleiterin Isabelle Zaugg. «Wir wollen einen nachhaltigen ‹Brandschutz› aufbauen und so Feuerwehrübungen verhindern. Eine gemeinsame Grundhaltung ist wichtig.» Mittlerweile befindet sich die Schule im dritten SOLE-Jahr und beschäftigt sich mit dem Thema Partizipation. Jede zweite Woche findet eine Klassenratssitzung statt, und je zwei Delegierte treffen sich einmal im Monat mit der Schulleiterin im Schulparlament. «Alle Mitglieder haben eine Stimme und ich habe nur ein Vetorecht, wenn die Vorschläge zu teuer oder zu gefährlich sind.» So hätte das Parlament etwa befunden, es gäbe zu wenig gemeinsame Anlässe. Mittlerweile hat die Schule ein Wasserfest, einen Kino- und einen Experimentiernachmittag durchgeführt. Und in den Herbstferien wurden auf Antrag des Parlaments die Spielmarkierungen auf dem Pausenplatz neu gestrichen. Es sind solche partizipativen Prozesse, in denen Kinder Selbstwirksamkeit erfahren und ein Wir spüren, das sie miteinschliesst. «SOLE hat uns geholfen, gute Elemente zu verankern», sagt Isabelle Zaugg, «und ermutigt uns, das, was funktioniert, auch zu skalieren und auszubauen.»

-- Michael Hunziker --

Bei Konflikten gemeinsam einen Weg suchen

Auf dem Pausenplatz entwickelt sich aus einer Hänselei heraus ein handfester Streit. In einer anderen Gruppe besteht Uneinigkeit über die Anwendung von Spielregeln und daraus entsteht eine laute Diskussion. Im Klassenzimmer verschwinden Gegenstände, doch niemand war’s. In den sozialen Medien werden verletzende Kommentare über Mitschülerinnen und Mitschüler ausgetauscht. Die Liste von alltäglichen konflikthaften Situationen liesse sich beliebig verlängern. Sie gehören zu unserem Alltag – sei dies in der Schule oder im privaten Umfeld.

Die Wichtigkeit der sofortigen Bearbeitung von Konflikten ist für Schulen und Lehrpersonen offensichtlich. Die Schulen kennen viele Wege der Konfliktbearbeitung. Auf dem Pausenplatz wirken beispielsweise Kinder als Peacemakerinnen oder Konfliktlotsen. Oder Schülerinnen und Schüler lernen anhand von Friedensseilen oder -treppen hilfreiche Strategien zur Bearbeitung oder Lösung von Konflikten kennen. Damit Konflikte nachhaltig bearbeitet werden können, braucht es jedoch darüber hinaus eine bewusste und explizite Förderung überfachlicher Kompetenzen. Gemäss Lehrplan 21 ist es eine zentrale Aufgabe der Schule, Schülerinnen und Schüler überfachliche Kompetenzen zu vermitteln. Hier kommt das Programm SOLE (soziales Lernen in der Schule) ins Spiel. Schulen, die im Programm mitarbeiten, vertiefen ihr Wissen über die gezielte Förderung überfachlicher Kompetenzen und verankern diese Förderung in Unterricht und Schulleben. Zu den überfachlichen Kompetenzen gehören die drei Bereiche personale, soziale und methodische Kompetenzen.

Wenn wir nochmals Konfliktsituationen in den Fokus nehmen, wird klar, dass es zur erfolgreichen Lösung Kompetenzen aus allen drei Bereichen benötigt:

— personale Kompetenzen, beispielsweise Gefühle wahrnehmen und benennen können,

— soziale Kompetenzen, beispielsweise Empathie zeigen und die Perspektive des Gegenübers übernehmen,

— methodische Kompetenzen, beispielsweise Strategien der Konfliktbearbeitung und -lösung anwenden.

Die Förderung aller Kompetenzen zielt darauf ab, den Schülerinnen und Schülern immer mehr Verantwortungsübernahme und Selbststeuerung zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen die Kooperations- und Teamfähigkeit geübt und gestärkt werden.

Während ihrer Mitarbeit im SOLE-Programm konkretisieren die Schulen ihre Art und Weise der systematischen Förderung. Dadurch wird für die Lehrpersonen ersichtlich, wie diese Kompetenzen an ihrer Schule über die Stufen hinweg aufgebaut werden. Sie wertschätzen die Arbeit der andern und der Teamgedanke wird gestärkt. Es entsteht ein Wir-Gefühl. In Evaluationen an SOLE-Schulen wurden folgende Aussagen gemacht: «Wir haben aufgehört, einander die Schuld in die Schuhe zu schieben», «Wir haben das Gefühl, solche Situationen gemeinsam bewältigen zu können.» Die Schülerinnen und Schüler andererseits erleben eine systematische Förderung, die für sie einen Wiedererkennungseffekt über die Schuljahre hinweg hat. Sie erleben Verlässlichkeit beim Vorgehen der Lehrpersonen. Dies gibt Sicherheit und verstärkt das Gemeinschaftsgefühl für alle. Dieses Vorgehen bedingt Diskussionen und Aushandlungsprozesse über Werte, Sinn und Zweck sowie den Dialog über die Auswahl von Kompetenzen, die einem Team wichtig sind und welche Schwerpunkte sie im sozialen Lernen an ihrer Schule setzen wollen. In diesen Diskussionen werden die SOLE-Schulen durch eine Beratungsperson des Fachteams der FHNW begleitet. Dabei werden neben den Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern weitere Personengruppen wie Hausdienste, Schulsozialarbeit oder die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten miteinbezogen. Im Programm SOLE werden Schulen bei der Gestaltung einer partizipativen, lösungsorientierten Schulkultur unterstützt. Die gegenseitige Unterstützung stärkt alle und dient dem Wohle der Kinder und Jugendlichen am meisten.

-- Maria Schmid und Annemarie Ruess, für das SOLE-Fachteam der PH FHNW --

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