Frankreich: Montpellier II
Linda Hirt schätzte das Kennenlernen eines anderen Bildungssystems, da es ihr als zukünftige Lehrperson viel bringen wird.
- Linda Hirt
- Studiengang: Primarstufe, PH FHNW
- Partnerhochschule: Université Paul Valéry 3
- Partnerhochschule in Montpellier, Frankreich
- Aufenthalt von Ende Januar bis Ende Mai 2025
Ein Semester im Ausland zu studieren, war für mich bereits zu Beginn des Studiums ein Ziel. Und doch, hat es mich Überwindung gekostet, mich dann tatsächlich dafür anzumelden. Die Entscheidung, in ein französisch sprechendes Land zu gehen, lag mit der Wahl des Fachs Französisch zusammen. Da ich meine Anreise ohne Flugzeug gestalten wollte und bereits viele positive Rückmeldungen über einen Aufenthalt in Frankreich erhalten habe, habe ich mich schliesslich für die Partnerschule in Montpellier angemeldet. Südfrankreich, mit dem Meer vor der Nase und den Bergen im Rücken, haben ihren besonderen Reiz.
Es lohnt sich, sich frühzeitig mit der Planung auseinanderzusetzen, insbesondere mit der Möglichkeit der Anrechnung der Kreditpunkte. Sowohl die Koordination der PH FHNW aber auch die Erasmuskoordination der Universität in Frankreich unterstützen die Planung jedoch stark und geben mit mehreren Informationsanlässen und der Kommunikation via Mail alles notwendige Wissen, um einen guten und problemlosen Start zu ermöglichen.
Mit dem TGV lässt es sich von Basel in nur fünfeinhalb Stunden komfortabel mit nur einmal Umsteigen nach Montpellier anreisen. Bevor das Semester an der Universität mit den Vorlesungen und Seminaren startet, hat die Erasmuskoordination an der Paul Valéry zu einem Infoanlass vor Ort, zur Begrüssung und zum Apéro eingeladen. Damit wurden nicht nur die letzten Fragen vor dem Start geklärt, sondern auch bereits erste Kontakte zu anderen Erasmusstudent:innen unterschiedlicher Fächern geknüpft. N. aus Georgien, A. aus Italien und A. aus Deutschland blieben von da an bis zum Ende meines Aufenthalts wichtige Kontaktpersonen für mich und wurden zu meinen Freundinnen.
Über www.lacartedescolocs.fr sowie zahlreiche Facebookgruppen ist die Suche nach einem Zimmer in Montpellier einfach und bei mir sehr rasch abgelaufen. Ich hatte das Glück in einem Haus mit wunderschönem Garten etwa 10 Minuten vom Zentrum entfernt zu leben. Das Haus gehörte zwei Frauen, welche lange mit ihren Kindern und dann zu zweit dort gelebt haben. Seit längerer Zeit vermieten sie temporär vier Zimmer an junge Personen. Die Möglichkeit in der Stadt und bei Einheimischen unterzukommen, bat mir nicht nur einen ersten Kontakt, sondern auch ganz viele Informationen und Tipps zum Leben in und um Montpellier.
Zwei Mal in der Woche findet unter dem Aquädukt im Stadtzentrum ein grosser Markt Stadt. Jeden Samstag habe ich mir dort frisches Gemüse, Käse und andere leckere Lebensmittel eingekauft. Der Markt ist nicht nur ein Ort, wo lokal und saisonal eingekauft werden kann, sondern auch ein gemütlicher Treffpunkt für den Start ins Wochenende. Gleichzeitig organisiert Linkee in ganz Frankreich die Möglichkeit für Studierende gratis Lebensmittel abzuholen. Die Anmeldung erfolgt über die Webseite https://linkee.fillout.com/inscriptions. Die Arbeit der Organisation beruht auf Freiwilligkeit und wird von und für Student:innen ausgeführt. Die Abholung war entweder an der Universität oder an einem Kulturort. Bei Letzterem konnte man anschliessend gemütlich mit anderen zu Konzerten verweilen.
Anders als in der Schweiz findet das Studium an der Universität statt. Der grosse Campus der Paul Valéry liegt am Stadtrand von Montpellier und verfügt über zahlreiche Gebäude und ein grosses Angebot an Cafeterias, Mensas, Sportkursen und sogar einem internen Theater.
Ich habe nebst dem Sprachkurs vier weitere Module besucht, welche meist aus einem CM (Cours Magistral) und einem TD (Travaux Dirigé) bestand. Es handelten sich dabei um die Module Éducation et psychoanalyse, Histoire, politiques et expériences de l’école inclusive, Sociologie de l’enseignement et de l’éducation und Épistémologie des sciences humaines et sociales. Die Kurse haben an meinem Gelernten der PH FHNW angeknüpft und durch den Vergleich mit dem französischen Bildungssystem in Bezug auf die Thematik der Inklusiven Schule oder aus dem soziologischen Aspekt mein Wissen ergänzt und einen erweiterten Blick ermöglicht.
Es sind die französischen Wochenmärkte, die kleinen Bäckereien, welche ihr Brot und das Süssgebäck noch im eigenen Holzofen backen und der leckere Wein, welche mich von der französischen Kultur schwärmen lässt. Zudem sind die Leute sehr offen und zeigen Freude, wenn man auch mit gebrochenem Französisch auf sie zugeht.
Von Montpellier aus sind viele schöne Städte wie Avignon oder Nîmes schnell und einfach mit dem Zug erreichbar. Zudem liegt die Stadt nicht weit von der spanischen Grenze entfernt, wo die Pyrenäen die Gegend prägen. Auch Ausflüge nach Marseille – meine liebste Stadt und in die von dort nahegelegenen Calanques sind gut möglich. Jedes erste Wochenende im Monat kann für 1 Euro in der Region Zug gefahren werden. Und die ÖV in der Stadt ist für Anwohnende und damit auch für Austauschstudierende gratis.
Das Meer im Süden der Stadt lädt zum Baden ein und Sonnen ein, die Cevennen im Norden zum Wandern und Verweilen in kleinen Dörfern und an Flüssen. Zudem gibt es viel Kulturangebot in Montpellier, wie beispielsweise das ZAT, die Halle Tropisme oder das Tanzfestival im Sommer. Noch im Februar war ich für eine Woche mit dem Fahrrad Richtung spanische Grenze unterwegs, auch solche Veloreisen kann ich gut empfehlen.
Rund um Montpellier gibt es viel Orte zu entdecken aber auch die Stadt selbst hat viel zu bieten. Verweilen lässt sich auch gut im Jardin des Plantes oder auf dem Place Royale du Peyrou.
Das Auslandsemester in Montpellier hat mir sehr gut gefallen. Ich würde dem Aufenthalt eine 8 von 10 Punkten geben. Gerade das Kennenlernen eines anderen Bildungssystems wird mir für die zukünftige Arbeit als Lehrperson viel bringen. Es öffnet den Blick und die Möglichkeiten. Zudem hat es mir bewusst gemacht, wie wichtig und bedeutungsvoll ein solcher Austausch auch für das Lernen einer Sprache ist. Es gibt mir viel Werkzeug und Ideen in die Hand, welche ich im Sprachunterricht gebrauchen werde.
Ich war ab Februar im Meer, habe im Alltag Austern und Fische gegessen und schon lange nicht mehr so viele neue, schöne Orte entdeckt.