Schweden: Linköping V
Kim Gysin konnte mit einer über mehrere Semester vorausschauenden Modulplanung schulisch das Optimale aus ihrem Auslandaufenthalt herausholen.
Name: Kim Gysin
Studiengang: Primarstufe
Partnerhochschule: Linköpings Universitet, Schweden
Aufenthalt: Januar–Juni 2025
Schon zu Beginn meines Studiums, war für mich klar, dass ich ein Austauschsemester machen möchte. Einige Zeit im Ausland zu leben und Freunde aus verschiedenen Ländern kennenzulernen, war etwas, dass ich gerne erleben wollte.
Aus diesem Grund habe ich bereits in meinem ersten Semester eine Infoveranstaltung zum Austauschstudium besucht. Dies war vor allem hilfreich, da ich in den kommenden Semestern bei der Belegung meiner Module darauf achten konnte, dass mir möglichst viele Kreditpunkte angerechnet werden und ich viel Wahlmöglichkeiten bei der Auswahl von Modulen hatte. Ich habe gewisse Module bewusst in der Schweiz noch nicht besucht.
Für Schweden habe ich mich entschieden, weil die Kurse einerseits auf Englisch angeboten werden und mich andererseits das Schulsystem und Land interessiert haben.
Um in Schweden ein Austauschsemester zu machen, benötigt man ein Visum. Dies ist jedoch einfach zu erhalten und man muss dies auch nicht weit im Voraus erledigen, da man die ersten 3 Monate auch ohne Visum in Schweden studieren kann. Ich habe mein Visum 3 Wochen bevor ich gegangen bin, beantragt. Auch braucht man zur Beantragung eines Visums bereits die Bestätigung, dass man den Studienplatz für die vorgesehene Zeit hat.
Der Anmeldeprozess ist zwar manchmal etwas stressig und zeitaufwendig, mit den ganzen Formularen und Deadlines, aber eigentlich auch simpel. Auf dem Inside [nur zugänglich für FHNW-Angehörige] ist alles gut beschrieben und ich empfehle jedem bei Unklarheiten einfach proaktiv eine E-Mail zu schreiben, bei der entsprechenden Stelle kurz anzurufen oder vorbeizugehen. Mir wurde meistens gut weitergeholfen. Ich habe mit der Planung ungefähr im Januar 2024 begonnen.
Essentials zum Mitnehmen:
- wasserdichte Winterschuhe machen dein Leben einfacher
- warme Kleidung, man braucht nicht viele Sommersachen, meistens mehr Frühlings oder Wintersachen
- denk früh genug an Medikamente, ich musste einen Antrag stellen, um meine Asthma Medikamente für 6 Monate mitnehmen zu können (war aber sehr unkompliziert)
Ich bin mit dem Flugzeug von Zürich nach Stockholm geflogen und hab von da aus den Zug nach Linköping genommen. Alles sehr unkompliziert. Wenn man an den Arrival Days ankommt, gibt es theoretisch auch einen Shuttle von der Zugstation in Linköping zur Uni, leider ist der bei mir nicht gefahren, obwohl er angekündigt war. Deshalb musste ich den normalen Bus nehmen. Sobald man beim Infocenter ist, helfen sie einem gut weiter. Bei mir waren auch noch andere Austauschstudierende da, mit denen man sich gleich austauschen konnte. Auch wurde man direkt von dort zu der Unterkunft gebracht.
Die ersten Tage ist dann viel los. Ich hatte direkt am zweiten Tag schon den Schwedisch-Intensivkurs und gleichzeitig ist man damit beschäftigt einkaufen zu gehen, einen Ikea Besuch zu machen, um alles zu kaufen was noch fehlt, und die ganzen Leute kennenzulernen. Auch verkaufen im Frühlingssemester viele vom letzten Semester ihre Sachen in WhatsApp und Facebook Gruppen. Wenn du Mitbewohner hast, kannst du die nach dem Chat fragen, die wissen das häufig. Generell brauchen sie in Schweden noch deutlich häufiger Facebook als wir in der Schweiz. Ich hatte nur Insta, was auch ging aber teilweise etwas mühsam war. Wenn man ein Fahrrad secondhand kauft, lohnt es sich darauf zu achten, dass es die Quittung/den Fahrradschein dabeihat, sonst ist es sehr schwer dies am Schluss des Austausches wieder zu verkaufen. Ein Fahrrad für die Zeit zu haben lohnt sich sehr, da die Uni und die Studentenkorridore keine Busverbindung zueinander haben.
Für alle to do’s kriegt man von der Uni eine übersichtliche Liste, was das Ganze etwas einfacher macht. Ausserdem hat ESN ein Buddy Programm. Die Deadline zur Anmeldung bei uns war kurz nachdem man ankam und ein paar Leute haben erst zu spät davon erfahren, am besten informiert man sich noch in der Schweiz darüber.
Ich hatte meine Unterkunft über die Universität in einem sogenannten Korridor-Raum, kannte aber auch Leute, die ihren Korridor-Raum direkt über die typischen Vermieter hatten. Die Website von LIU hat Infos wie man sich dort registriert. Das Prinzip ist so: Im Korridor-Raum hat man sein eigenes Zimmer und eigenes Bad und eine Gemeinschaftsküche mit Wohnzimmer. Mit den Küchen kann man sehr Glück oder Pech haben, je nach Mitbewohner, bei mir war es aber zum Glück sehr angenehm. Ausserdem kanns in den Zimmern sehr kalt werden im Winter und viele haben sich deshalb Heizlüfter gekauft. (meistens auch secondhand)
Die Esssituation ist ähnlich wie bei uns in der Schweiz. Für in die Uni nehmen viele ihr Essen mit es gibt aber auch mehrere Mensen mit vergleichbaren Preisen wie an der FHNW. Die Restaurants in der Stadt sind tendenziell etwas günstiger als in der Schweiz.
Ich habe in Schweden die Kurse ‘Nordic Culture with emphasis on Educational Sciences’, ‘Outdoor school with a focus on biology and Swedish nature’ und ‘Introduction to Special Education in a Swedish Context’ belegt. Ich würde jedem empfehle den ‘Nordic Culture’ Kurs zu belegen. Man lernt total viel über die Kultur und macht sogar zwei Trips mit dem ganzen Kurs. Der ‘Special Education’ Kurs, den ich auch belegt habe, fand ich persönlich etwas zu allgemein und würde einen anderen Kurs belegen das nächste Mal. Den letzten Kurs, den ich belegt habe, war ‘Outdoor school with a focus on biology and Swedish nature’. Der Kurs war nicht schlecht und vor allem die Exkursionen waren spannend und lehrreich. Es war aber auch der aufwendigste Kurs würde ich sagen
Generell sind 30 Kreditpunkte im teacher Programm deutlich weniger Aufwand als bei uns in der Schweiz und oft sind die Kurse auch etwas einfacher. Oft musste ich nur 2–3 mal in der Woche an der Uni anwesend sein. Das System zum Belegen der Kurse hat mich zuerst etwas verwirrt, weil es keine genauen Zeitangaben zu den Kursen gibt und es auch immer sein kann, dass sich Kurse überlappen. Generell ist es aber bei den Education Kursen meistens kein Problem. Wenn man mal eine Sitzung verpasst wegen einem anderen Kurs, verstehen das die Dozierenden.
An der Uni gibt es eine Vielzahl von Student Associations, diese sind teilweise mehr im Bereich von Freizeit aber manchmal auch enger mit der Uni selbst verknüpft. Die zwei Associations für die Austauschstudierenden sind ISA und ESN, zu denen aber im Freizeitteil mehr. Ausserdem hat die Association der Teacher Section der Uni auch einen eigenen Teil für die Internationals. Diese organisieren auch Welcome Events und andere Aktivitäten, was sehr toll ist.
Etwas, was ich persönlich mega spannend und cool fand waren die Overalls. An der Uni tragen Studierende zu den Parties und Events draussen oft Overalls. Diese werden mit patches und dem eigenen Namen dekoriert und jeder Studiengang hat einen anders farbigen Overall. Es gibt auch einen Overall von ESN, da manche Studiengänge keine Overalls an die Austauschstudierenden verkaufen, ich persönlich habe aber die Teacher Section gefragt, ob ich den richtigen Overall haben kann, und das war kein Problem. Am besten schreibst du sie einfach auf insta oder facebook an für Informationen dazu. Bevor man den Overall offiziell tragen und dekorieren darf, gibt es einen Event, bei dem man den Overall einweiht. Dieser Event war eines meiner Highlights, es war ein mega lustiger Tag. Da man den Overall absichtlich möglichst dreckig macht, empfiehlt sich ein Set Kleidung mitzubringen, bei dem es einem nicht stört, wenn es richtig dreckig wird. Ich war vor der Einweihung secondhand shoppen, weil ich sonst nichts gehabt hätte.
Leider ist es sehr schwierig mit den Leuten aus Schweden in Kontakt zu kommen. Die Education Kurse in English sind meistens nur für Austauschstudierende und die Schwed*innen brauchen oft auch einige Zeit, bis sie auftauen, ähnlich wie bei uns in der Schweiz auch. Deshalb kommt man meistens vor allem mit den anderen Austauschstudierenden in Kontakt.
Viele Sachen funktionieren in Schweden sehr ähnlich wie in der Schweiz, was es einfach macht sich einzuleben. Auch wenn man kein schwedisch spricht, ist das gar kein Problem, weil eigentlich jeder genug gut Englisch spricht. Und wenn man mal etwas nicht versteht, sind die meisten Leute sehr hilfsbereit, wenn man auf sie zugeht.
Linköping als Stadt ist süss aber nicht die grösste Stadt. Es gibt mehrere Restaurants, ein paar Cafés und auch viele Einkaufsläden. Mit dem Zug kann man in 2 Stunden in Stockholm sein und die nächste Stadt Norrköping kann man gratis mit dem Campusbus erreichen.
Die Universität bietet ein grosses Uni Leben ausserhalb der eigentlichen Kurse. Die beiden internationalen Organisationen ESN und ISA organisieren immer wieder Events, vor allem im ersten Monat, wo man super Leute kennenlernen kann. Auch läuft das Buddy Programm über ESN. Dort wird man zusammen mit 2 schwedischen Studierenden und ca. 7 anderen Austauschstudierenden zu einer Gruppe zusammengetan und kann dann gemeinsam Dinge unternehmen. Beide Studentenorganisationen organisieren in Zusammenarbeit mit Reiseagenturen auch Reisen nach Lappland, Gotland und ein paar anderen Orten.
Die Lappland Reise war eins meiner Highlights in meinem Austauschsemester. Ich bin mit ISA nach Kiruna und konnte die Nordlichter sehen, die Sauna mitten auf dem See geniessen und Schneemobil fahren. Auch der Gotland Trip, den ich mit ESN gemacht habe, war super, vor allem die schöne Natur dort. ESN organisiert auch jedes Semester eine Party Cruise nach Tallinn, mit allen ESN-Sektionen in ganz Schweden. Das war echt eine coole Erfahrung, die man sonst sicher nicht nochmal so schnell macht.
An der Universität in Linköping gibt es viele verschiedenen Student Associations die verbunden mit verschiedenen Hobbies sind. Ich habe die Dance Associations angefragt, allerdings wollten sie niemanden nur für ein halbes Jahr aufnehmen. Ich kenne aber auch ein paar Leute, die in Associations dabei waren, es lohnt sich also sicher die Organisation mal anzuschreiben.
Linköping hat zudem eine aktive Sudentenpartykultur, wenn man möchte, kann man jede Woche an mehrere Partys gehen. Die Partys werden von Partycommittees organisiert und sind mit anderen Events verbunden an denen man als Team teilnehmen kann, die Tickets dazu werden aber oft früher als die eigentlichen Tickets verkauft. Ich habe das allerdings nie selbst gemacht, sondern nur von anderen gehört. Alle Tickets für Partys und ähnliche Events laufen über eine App die Orbi heisst. Allerdings ist es manchmal schwer abzuschätzen, welche Partys beliebt sind und an denen viel läuft und welche weniger laufen.
Ich würde meinen Austausch auf einer Skala von 1-10 mit einer 8 bewerten. Ich wollte schon immer einige Zeit im Ausland leben und für mich war es eine super Erfahrung. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, so viel gesehen und neue Sachen über mich gelernt. Wenn man will, gibts immer was zu tun in Linköping. Natürlich habe ich ab und zu Dinge von zuhause vermisst, war manchmal nervös und manchmal war es auch schwer sich ein ganz neues Umfeld aufbauen zu müssen, aber insgesamt war es dennoch eine enorm positive Erfahrung.
Wenn ich den Austausch nochmals machen würde, hätte ich vor allem die Kurse anders belegt. Ich hätte den Anschlusskurs vom Schwedisch-Intensivkurs noch belegt, denn habe ich nämlich nicht gemacht aus Angst zu viele Kredits zu haben, was aber definitiv nicht der Fall war. Auch hätte ich glaube ich noch den Outdoor Pädagogik Kurs belegt anstelle des Outdoorschool mit Fokus auf Biologie. Sonst hätte ich alles nochmals gleich gemacht!
Mein Tipp für andere Studierende ist den Austausch zu machen und sich einfach voll und ganz darauf einzulassen. Auch mal etwas zu machen, bei dem man vielleicht etwas nervös ist.
Für meine berufliche Tätigkeit werde ich vor allem Aspekte der Outdoorpädagogik mitnehmen. Ich habe viele praktische und theoretische Aspekte kennengelernt, die ich in meinen Unterricht einfliessen lassen möchte.
Wenn ich wieder die Gelegenheit habe einen Austausch zu machen, würde ich dies definitiv tun.



