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Südafrika: Gqeberha II (früher: Port Elizabeth)

Timmy Tran entdeckte auf zahlreichen Roadtrips die spektakuläre Natur. Es war eine einmalige Gelegenheit im Leben, so viel Zeit im südlichen Afrika zu verbringen.

Name: Timmy Tran
Studiengang: Sek I, Konsekutiv
Partnerhochschule: Nelson Mandela University (MNU), Gqeberha, Südafrika
Aufenthalt: 16.07.2022-02.12.2022

Vorbereitung

Um Englisch unterrichten zu können, benötigte ich noch einen Aufenthalt in einem englischsprachigen Land. Zu dieser Zeit kam wegen des Angebots der Partnerhochschulen nur Südafrika in Frage (Hat sich jetzt aber meines Wissens nach geändert). Ich hätte mich sonst aber auch für Südafrika entschieden, da ich dachte, dass es mir guttun würde, in einem Land einen Aufenthalt zu absolvieren, bei dem ich geschichtlich, gesellschaftlich und kulturell etwas lernen könnte. Dieses Land, welches in der Weltgeschichte mit der tragischen Apartheidvergangenheit bekannt ist, war für mich deshalb reizvoll.

Bei der Vorbereitung hatte ich Hilfe vom Studenten, welcher vor mir den Aufenthalt in Südafrika absolvierte. Dieser Austausch half mir auch mich mental auf die Reise einzustellen. Er hat mir dann auch gesagt, was ich zwingend mitnehmen sollte. Nebst den «normalen» Reiseutensilien, sind bei Stromabschaltungen in Gebieten (Load shedding) Südafrikas eine Taschenlampe hilfreich. Die App von ESKOM (EskomSePush im Appstore) zeigt dabei die verschiedenen Zeiten an, bei dem der Strom in Deiner Gegend abgestellt wird.
Ich war auch einer der ersten Studierenden, welche das neue Mobility Portal der FHNW testen durfte. Die Anmeldung war einfach und kohärent.

Für die Reise nach Südafrika kann man sich im Tropeninstitut Basel beraten lassen. Es kommen mehrere Impfungen in Frage (Tollwut, Gelbfieber, Hep A/B, etc.), welche jedoch nur empfohlen werden und nicht zwingend sind. Gqeberha befindet sich zudem nicht in einem Malariagebiet, weshalb die Tabletten nur bei weiteren Reisen im südlichen Afrika zu kaufen wären. Die Gelbfieberimpfung ist in Südafrika auch nicht notwendig.

Meine Anmeldung an der Nelson Mandela University verlief nicht reibungslos. Ich hatte erst Mitte Juni die Bestätigung erhalten für meinen Aufenthalt im Juli. Hier lohnt es sich dranzubleiben und mit den involvierten Parteien (MNU, FHNW) in Kontakt zu bleiben. Ich hatte wegen der späten Bestätigung auch keine Möglichkeit, ins Student:innenwohnheim zu kommen (ausgebucht), jedoch hatte die Nelson Mandela University für eine gute Alternative gefunden (Langerry Apartments), welche gleich teuer war und einen sehr guten Service bot. Meine Ansprechperson Herr Markus Cslovjecsek (und auch Frau Miriam Ronsdorf) an der FHNW war zudem immer sehr hilfsbereit und hat mir bei meinen Anliegen weitergeholfen – einfach immer bei Unklarheiten direkt anfragen.

Anreise/Ankommen

Für die Reise nach Gqeberha benötigte ich 24 Stunden. Sie verlief über Istanbul und Johannesburg mit jeweils längeren Zwischenstopps. Da ich ausser den ökologischen Faktoren Langstreckenflüge geniesse, war die Reise angenehm. Die von der MNU angebotenen Reiseshuttles habe ich leider durch meine späte Anreisezeit verpasst, weshalb ich ein Taxi zu meiner Unterkunft genommen hatte (Keine Angst, bei Taxis ist es normal, das Taxizeichen wegzunehmen, bevor man losfährt). Ansonsten wird Uber die beste App für die Fortbewegung innerhalb Gqeberha sein – oder Du mietest Dir ein Auto bei Affordable Car Hire, welche gute Bedingungen für Student:innen anbieten (R3300/Monat für einen stylischen Citi Golf). Vor Ort wurden wir auf dem Campus den anderen Auslandsstudent:innen vorgestellt und mit verschiedenen Vorträgen in das tägliche Leben an der MNU eingeführt. Ansprechperson in Sachen Universität und Unterkunft bleibt dabei Frau Ashleigh Brown (bzw. Monalisa Allen).

Ich würde empfehlen bereits in den ersten Tagen Internetdaten zu besorgen. Ich hatte die teuerste Version bei Vodacom, 20 GB/Monat für etwa CHF 40.—. Hier kann man natürlich noch andere Anbieter:innen vergleichen, jedoch fährt man mit Vodacom oder MTN am besten (MTN ist ein wenig günstiger).

Unterkunft & Verpflegung

Wie erwähnt hatte ich meine Unterkunft nicht am CampusKey in Summerstrand, sondern in einer 2er WG bei Langerry Holiday Apartments. Am Anfang hatte ich noch ein wenig Sorgen, dass ich den Anschluss zu den anderen Studierenden verlieren werde. Doch mit der Zeit hörte ich, dass am Campus Key, wo es 2er/5er und 10er WGs gab, es manchmal drunter und drüber ging, war ich froh um meine Unterkunft. Es war ruhig und die Managerin war ein Goldschatz und immer super hilfreich. Wäsche konnte man für R90/5kg aufgeben. Bei uns wurde auch alles zur Verfügung gestellt, wobei man bei CampusKey alle Utensilien mitbringen oder neu kaufen musste (für Schlafzimmer, Küche, etc.).

Die Hochschule

Die Nelson Mandela University unterscheidet sich oberflächlich wenig von Universitäten, welche ich bereits in meiner akademischen Laufbahn kennengelernt hatte. Ich habe vor allem geschichtliche Fächer über Südafrika bzw. das südliche Afrika belegt und hatte zudem noch einen Sprachkurs im Afrikaans. Das Niveau des Unterrichts war je nach Dozent:in sehr unterschiedlich. Alle Vorlesungen fanden wegen Corona online statt und deshalb war ein Austausch zwischen Studierenden im Allgemeinen sehr schwierig. Ich persönlich fand nur eine von fünf Vorlesungen wirklich gut. Die Aufträge in gewissen Vorlesungen waren zumindest fragwürdig (e.g. Gruppenarbeit in einer 10er Gruppe für ein einseitiges Assignment, welches zu 50% zählte). Kontakte konnte ich an der Hochschule wenig knüpfen, auch wenn ich oftmals auf dem Campus lernte.

Land & Leute

Das Leben in Südafrika ist ein wenig unbeschwerter als in der Schweiz. Klar gibt es sicherheitstechnisch gewisse Risiken, aber Summerstrand und Humewood sind meines Erachtens sicher, solange man sich nicht naiv verhält. Die Bevölkerung ist sehr zuvorkommend, nett und vielschichtig. Es werden viele verschiedene Sprachen geredet und es gibt viele ethnische Gruppen. Dabei ist mir persönlich aufgefallen, dass die Geschichte immer noch grosse Spuren bei den Bevölkerungsschichten hinterlassen hat. Dies bedeutet, dass mehrheitlich die Schwarze Bevölkerung in den sogenannten Townships leben und die Segregation zwischen verschiedenen Bevölkerungsschichten sehr stark präsent ist. Grundsätzlich wird es jeder Person angeraten, sich mit Uber fortzubewegen und nicht in unbekannten Orten zu flanieren. Des Weiteren wird es empfohlen, sich eher in Gruppen fortzubewegen. Dabei ist es zu erwähnen, dass ich nie Probleme hatte und auch nie Kriminalität miterlebt hatte. Dennoch ist die Kriminalität in gewissen Gebieten in Südafrika nicht zu vernachlässigen. Im Grossen und Ganzen ist es abgesehen von der eingeschränkten Mobilität (auch fehlende ÖV) relativ ähnlich zu der Schweiz.

Freizeit

In der Nähe von Gqeberha gibt es sehr viele Aktivitäten. Dabei hilft Dir vermutlich die App «Nelson Mandela Bay Tourism» zu entscheiden, was Du in der Nähe erleben kannst. Die Aktivitäten umfassen beispielsweise Surfen, Skydiving, Game Drives (z.B. Safari im Addo Elefant Park) - vieles mehr! Auf dem Campus gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, Sport zu machen – wobei die Tennisfelder, das einzige Mal als ich es probiert hatte, geschlossen waren. Ich habe meine Freizeit vor allem im Valley Crag (Boulder- und Kletterhalle) verbracht. Die Halle ist zwar klein, aber die Community ist superfreundlich und man hat dann mit den Leuten auch die Chance, draussen klettern zu gehen (z.B. Van Stadens).

Die Aktivitäten und die Kosten auch für Restaurants sind meines Erachtens nach sehr günstig im Vergleich mit der Schweiz.

Ich habe meine Zeit auch für Roadtrips genutzt. Hier sind verschiedene Orte zu empfehlen:

  • Garden Route (viele coole Aktivitäten von Gqeberha nach Capetown – 800 km)
    • J-Bay (Skydiving/Surfen)
    • Tsitsikamma (Bungee Jumping, schöne Natur, schöne Wanderungen, Wasserfall etc.)
    • Plettenberg Bay (Robberg Nature Reserve – wunderschöne Aussicht und viele Tiere)
    • Knysna (einzigartige Ortschaft, Wilderness Nationalpark Kanu/Kayak)
    • George (hübsches Städtchen)
    • Oudtshoorn (Cango Caves und Strausse)
    • Mossel Bay
    • Hermanus (Whale watching, Wine Estate Tour mit Tasting – empfohlen Benguela Cove Lagoon)
    • Stellenbosch (Wine Estate Tour)
    • Franschhoek (Wine Estate Tour)
    • Cape Town (so viele Aktivitäten, eine Stadt zum Verlieben z. B. V&A Waterfront, Table Mountains, viele Bars (GinBar sehr zu empfehlen), drei Boulder- bzw. Kletterhallen und eigentlich unbegrenzte Möglichkeiten für Tagestrips)
  • Lesotho (unglaubliche Landschaften)
  • Kruger Nationalpark (tolle Game Drives)
  • Botswana (Chobe National Park und Kalahari Wüste)
  • Zimbabwe (Victoria Falls)
  • Namibia (Swakopmund, Windhoek)

Persönliches Fazit

Ich würde dem Austausch eine 9/10 geben. Ich habe so viel erlebt und so viele tolle Menschen und Orte gesehen. Eine einmalige Gelegenheit in meinem Leben, so viel Zeit im südlichen Afrika zu verbringen. Ich habe persönlich viel gelernt (e.g. über Rassismus, Segregation, Kulturen, Diversität und Lebensweisen) und viel Spass gehabt. Für die Universität würde ich 5/10 Punkten geben, weil einige fragwürdige Situationen entstanden sind, die ich als zukünftige Lehrperson sehr kritisch sehe (e.g. Punkteverteilung in Assignments, etc.).

Für den Aufenthalt in Gqeberha würde ich 7/10 Punkten geben, da man nach wenigen Monaten schon praktisch alles gemacht hat. Falls ich nochmals eine Chance hätte nach Südafrika zu gehen, würde ich eine Universität in Cape Town wählen. Die Stadt hat einfach mehr zu bieten als Gqerberha und ich die Bevölkerung in Cape Town eher offener erlebt habe. Alles in Allem hat mich der Aufenthalt in Südafrika gelehrt, dass wir in der Schweiz sehr privilegiert sind, was manchmal im Alltag vergessen geht. Ich werde Südafrika und die Personen, die ich kennenlernen durfte, auf jeden Fall vermissen!

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