Umgang mit Verhaltensproblemen von Schüler*innen

    Verhaltensprobleme von Schüler*innen können den Unterricht stören und belasten Lehrpersonen. Drei Programme zeigen praxistaugliche Wege, wie Verhaltensprobleme reduziert werden können: FOKUS, FOSSA und InSSel. Ergebnisse der Wirkungsstudien zu diesen Programmen geben konkrete Hinweise, wie Verhaltensprobleme in der Schule reduziert werden können.

    (1) Programme bei Verhaltensproblemen sind wirksam, wenn diese das Verhaltensrepertoire und die Routinen im Bereich Klassenführung von Lehrpersonen erweitern, d.h. wenn Lehrpersonen mehr Verhaltensweisen und Strategien kennen, wie sie eine soziale Ordnung in Klassenzimmern schaffen können. Eine klare Kommunikation der Verhaltenserwartungen durch Lehrpersonen, die mit einer hohen Wertschätzung der einzelnen Schüler*innen kombiniert wird, reduziert nachweislich Verhaltensprobleme.

    (2) Programme sind wirksam, wenn sie einerseits Lehrpersonen konkrete Handlungsstrategien zur Verfügung stellen und andererseits dazu beitragen, dass Lehrpersonen ihre Einstellungen und Beziehungen gegenüber den Schüler*innen reflektieren. Wichtig ist, dass Lehrpersonen negative Verhaltenserwartungen mit positiven Verhaltenserwartungen an die Schüler*innen ersetzen.

    (3) Die Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen (Selbst- und Sozialkompetenzen) tragen zum Abbau von Verhaltensauffälligkeiten bei. Die Einführung von Klassenregeln sowie von Belohnungs- bzw. Bestrafungselementen erweist sich als weniger wirksam als der Einsatz von konkreten Förderprogrammen, um die emotionalen und sozialen Kompetenzen von Schüler*innen (z.B. Wenn-Dann-Plan) zu verbessern.

    (4) Der Aufbau von Schulcommitment bzw. die Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls von Schüler*innen zur Schule reduziert Verhaltensprobleme. Wenn sich Schüler*innen mit ihrer Schule identifizieren, sind sie eher bereit, die Werte und Regeln der Schule zu akzeptieren und einzuhalten.

    Illustrationen und Beispiele dieser Strategien bei Verhaltensproblemen finden sich in den drei hier untersuchten Programmen.

    Weitere Informationen

    Projekt FOSSA

    Projekt Fokus

    Projekt InSSel

    Quellen und weiterführende Informationen

    FOKUS
    • Benini, S., Fräulin, J. C., & Neuenschwander, M. P. (2017). Der FOKUS Ansatz: Hyperaktive, impulsive und unaufmerksame Kinder nach der Einschulung fördern. In M. P. Neuenschwander & C. Nägele (Hrsg.), Bildungsverläufe von der Einschulung in den ersten Arbeitsmarkt: Theoretische Ansätze—Empirische Befunde—Beispiele (S. 81–102). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
    • Neuenschwander, M. P., & Benini, S. (2016). FOKUS - Förderung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten und Unaufmerksamkeit im Unterricht. Schlussbericht. Zentrum Lernen und Sozialisation der PH FHNW.
    FOSSA
    • Neuenschwander, M. P., Rösti, I., Prieth, V., Bölsterli, J., & Zavery, A. (2022). Zusammenhang von Belastungen der Lehrpersonen und Eltern mit reaktiver und proaktiver Aggression der Kinder: Bedeutung von Emotionsregulation und kooperativem Verhalten. Zeitschrift für Grundschulforschung, 15, 419–434. https://doi.org/10.1007/s42278-022-00149-8
    • Neuenschwander, M. P., Rösti, I., Prieth, V., & Zavery, A. (2024). Lehrpersonen- und Elternurteile über sozial-emotionale Kompetenzen von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 27, 903–921. https://doi.org/10.1007/s11618-024-01231-w
    • Neuenschwander, M. P., Zavery, A., Rösti, I., Prieth, V., & Bölsterli, J. (2022). Verhaltensauffälligen Kindern helfen, ihre Gefühle zu verstehen. Bildung Schweiz, 167(10), 16–17.
    • Neuenschwander, M. P., Zavery, A., Rösti, I., & Prieth, V. (2023). das FOSSA-Projekt—Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten im Kindergarten- und Grundschulalter. Praxis der Psychomotorik, 42(2), 88–93.
    • Neuenschwander, M. P., Bölsterli, J., Prieth, V., Rösti, I., & Zavery, A. (2022). Förderung der Selbstregulation in Schule und Familie FOSSA (Schlussbericht). Pädagogische Hochschule FHNW.

     

    InSSel
    • Neuenschwander, M. P., & Frank, N. (2011). Förderung der Sozial- und Selbstkompetenzen in der Schule (InSSel): Beschreibung eines neuen Interventionsprogramms. Sozialmagazin, 36(11), 43–49.
    • Frank, N., & Neuenschwander, M. P. (2014). Förderung von Sozial- und Selbstkompetenzen—Das Programm InSSel und seine Wirkungen. In M. P. Neuenschwander (Hrsg.), Selektion in Schule und Arbeitsmarkt (S. 143–164). Rüegger-Verlag.