Studierende berichten: «Città della Musica»- Ein musikalisches Meisterwerk modernster Vermessungstechnologie
Im Rahmen des Vertiefungsprofils GeoBIM und Infrastruktur hatten wir die einmalige Gelegenheit, das Umbauprojekt „Città della Musica“ mit aktuellen Planungsgrundlagen auszustatten. Vom ersten Konzeptschreiben über die Bestandsaufnahmen bis hin zur Erstellung des digitalen Modells durften wir sämtliche Arbeitsschritte selbst durchführen. Dabei konnten wir wertvolle Erfahrungen sammeln und unser Fachwissen erweitern – eine wichtige Grundlage für unseren zukünftigen Berufsalltag.
In diesem Semester führte uns unser Projekt nach Lugano zu den RSI Studios. Die Stadt Lugano hat die Liegenschaft der Radiotelevisione Svizzera (RSI) erworben, um dort verschiedene Institutionen zu einer «Stadt der Musik» zusammenzuführen. Das Basler Büro Architecture Club entwickelte den denkmalgeschützten Bestand dabei sorgfältig und visionär weiter. Wir durften das Projekt mit präzisen Vermessungsgrundlagen unterstützen und damit einen zentralen Beitrag zur Aufgleisung des BIM-Projekts leisten.
Building Information Modeling (BIM) ist heute ein zentraler Bestandteil von Bau- und Infrastrukturprojekten. Es unterstützt nicht nur die Planung und Umsetzung von Neubauten, sondern auch die Pflege und Erhaltung denkmalgeschützter Gebäude. BIM begleitet Bauwerke über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg – von der ersten Entwurfsphase bis hin zum Betrieb und zur Instandhaltung. Im Vertiefungsprofil GeoBIM & Infrastruktur erwerben wir Studierenden die Fähigkeiten, komplexe Bauwerke präzise zu erfassen, zu modellieren, mit wichtigen Informationen anzureichern und anschaulich zu visualisieren. Dabei standen nicht nur die Modellierung von Bauwerken auf Basis von Vermessungsdaten im Mittelpunkt, sondern auch moderne Anwendungsfelder wie digitale Zwillinge.
Um ein auf den Auftraggeber abgestimmtes Messkonzept zu erstellen, besuchten wir den Architecture Club in Basel. Das Architekturbüro hatte den Architekturwettbewerb für das Erweiterungsprojekt mit innovativen Ideen und visionären Ansätzen gewonnen. In ihrem Atelier stellte uns Karolina Slawecka das Bauprojekt vor. Auch wenn wir in unserem geomatiktechnischen Alltag wenig mit der Vision und künstlerischen Planung eines solchen Projekts zu tun haben, half uns dieser Einblick, das Projekt und die Bedürfnisse des Auftraggebers besser zu verstehen.

Nach einer Besichtigung vor Ort setzten wir uns an die Erstellung des Messkonzepts. Dabei achteten wir darauf, die Anforderungen des Auftraggebers zu berücksichtigen, gleichzeitig aber auch die Wirtschaftlichkeit und die technischen Möglichkeiten im Blick zu behalten.
Als finale Planungsgrundlage sollte ein BIM-Modell mit den architektonischen und strukturellen Elementen in der Detaillierungsstufe LOD 300 erstellt werden. Dazu errichteten wir über die mit dem Auftraggeber bestimmten Stockwerke sowie die gesamte Parzelle ein Fixpunktnetz mittels Polygonzug. Die erstellten Targets bildeten die Grundlage für die Aufnahmen mit dem NavVis VLX 3 sowie dem Trimble X7 Scanner und die anschließende Erstellung einer Punktwolke für die Modellierung.
Nach zwei lehrreichen, jedoch auch anstrengenden Tagen haben wir alle Datengrundlagen für die Auswertung gesammelt. Danach konnten wir mit der Auswertung und der Modellierung starten. Da es für viele aus unserem Team das erste BIM-Projekt war, konnten wir viele neue Erfahrungen sammeln und immer wieder unser Fachwissen erweitern. Nach der Auswertung des Vermessungsnetzen gingen wir über in die Modellierung. Somit erhielten wir ein alle Anforderungen erfüllendes 3D-BIM-Modell. Somit kann das Architekturbüro mit den weiteren Planungsschritten starten.

Neben unserem Hauptprojekt erhielten wir durch interne und externe Fachvorträge immer wieder neue Impulse zu allgemeinen BIM-Projekten und der zentralen Rolle eines BIM-Managers. So bekamen wir einen spannenden Crashkurs in die Gebäudetechnik der FHNW Muttenz. Neben interessanten Ausführungen zur Belüftungs- und Elektrotechnik erklärte uns Hansjörg Löffel, Mitarbeiter Technik und Infrastruktur Campus Muttenz, wie wir ihn mit BIM unterstützen könnten, worauf es für ihn als CAD-Anfänger ankommt und welche Herausforderungen ein BIM-Modell im Alltag birgt. Auch die Firma BIM Facility in Zürich gewährte uns wertvolle Einblicke. Das Unternehmen setzt auf nationaler und internationaler Ebene Grossprojekte um und demonstrierte uns praxisnah, wie BIM im täglichen Bau- und Betriebsablauf eingesetzt wird.
Für uns Studierende war dieses Modul äusserst spannend und praxisorientiert – von der Planung der Messkampagnen über die Umsetzung mittels Polygonzug und der Erfassung mithilfe modernster Technologien bis hin zur Auswertung und Modellierung der Daten mit Revit. Das Vertiefungsprofil GeoBIM & Infrastruktur ermöglichte uns einen faszinierenden Einblick in die Zukunft des Bauens und die zentrale Rolle von Building Information Modeling. Das BIM-Projekt Città della Musica diente uns als lebendiges Beispiel für die Anwendung von GeoBIM in einem realen Bauprojekt und zeigte eindrucksvoll, wie BIM nicht nur die Planung und Umsetzung von Bauvorhaben revolutioniert, sondern auch den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden nachhaltig unterstützt.
Autorin: Lara Frischknecht, Studentin Bachelor in Geomatik im 5. Semester
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