Studiengang, Fachkompetenzen

«Grosse Veränderungen geschehen immer interdisziplinär»

12. Mai 2020

Wer Energie- und Umwelttechnik studiert, wird breit ausgebildet – von Thermodynamik über Finanzierungsrechnung bis zu Gebäudetechnik. Wie lassen sich die Fachbereiche noch besser verknüpfen und die Studierbarkeit verbessern? Das war die Leitfrage der grundlegenden Überarbeitung des Studiengangs. Im Herbst starten die ersten Studierenden nach dem Studienplan «EUT 2020». Im Interview erläutern die Dozentinnen Concetta Beneduce und Léa Hug die Verbesserungen.

Im neuen Curriculum bilden wir die Studierenden in den Bereichen Datenverarbeitung und -analyse noch gezielter aus.
Concetta Beneduce, Dozentin und stellvertretende Studiengangleiterin EUT
Jedes Problem im Bereich Energie- und Umwelttechnik hat eine technische, eine wirtschaftliche und eine gesellschaftliche Dimension.
Léa Hug, Dozentin und Koordinatorin der Module im Bereich Wirtschaft

Die Dozentinnen Concetta Beneduce und Léa Hug sind an der Konzeption von «EUT 2020» massgebend beteiligt. Beneduce ist als stellvertretende Studiengangleiterin, Mathematikerin und Physikerin bereits seit mehr als einem Jahr mit der Revision des Studiengangs befasst. Hug verantwortet als Spezialistin für nachhaltige Entwicklung die Koordination der Module und Projekte im Bereich Wirtschaft.

Seit 2011 gibt es den Studiengang Energie- und Umwelttechnik in Windisch. Über 200 Absolventinnen und Absolventen zählt er. Warum braucht es nun einen neuen Studienplan «EUT 2020»?

Concetta Beneduce (CB): Der Studiengang funktioniert und wir sehen, dass die Wirtschaft die gut ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieure in diesem Bereich braucht. Ebenfalls stellen wir fest, dass es viele Interessierte aus dem kaufmännischen Bereich gibt. Für sie ist der Einstieg an die Hochschule für Technik eine grosse Herausforderung. Als Dozentin habe ich in den vergangenen Jahren verschiedene Studierende im Mathematikzentrum begleitet und gemerkt: Für KV-Absolventinnen und -Absolventen ist das Studium möglich. Die Einarbeitung braucht aber Zeit!

Léa Hug (LH): Deshalb haben wir eine Reihe von Konvergenz-Modulen in den neuen Studienplan integriert. Wer eine technische Vorbildung besitzt, besucht nun eine Einführung in die Wirtschaft, lernt Rechnungswesen und Grundlagen der Volkswirtschaft. Wer eine administrative Berufsmaturität absolviert hat, wird ein Konvergenz-Modul im Bereich Technik haben. Darin enthalten sind Grundlagen der Mathematik und Physik.

Je nach Lehrabschluss und Berufsmaturität besuchen die EUT-Studierenden zu Beginn der Ausbildung unterschiedliche Module. Welche Änderungen gibt es sonst noch im Studiengang?

LH: Es sind vor allem zwei Anliegen, die wir aufgenommen haben. Erstens das Thema Digitalisierung und zweitens die Interdisziplinarität.

CB: Bei der Digitalisierung wollen wir unsere Studierenden im Bereich der Datenverarbeitung und -analyse noch gezielter ausbilden. Es ist sehr wichtig, dass Energie- und Umweltingenieurinnen fähig sind, Daten darzustellen und zu beurteilen.

LH: Interdisziplinarität heisst für den neuen Studienplan auch, dass die einzelnen Fachbereiche noch stärker miteinander verknüpft werden. So haben wir auch Module zusammengelegt, zum Beispiel Ökologie und Wirtschaftsfragen wie externe Kosten. Jeder Dozent, jede Dozentin soll das eigene Modul vermehrt im Kontext des gesamten Curriculums gestalten.

Ihr habt Modulpläne bearbeitet und in Feinarbeit die Studierbarkeit geprüft, gerechnet und unzählige Gespräche mit Arbeitgebern, Dozierenden und Studierenden geführt. Was liegt euch gesamthaft gesehen an den Neuerungen besonders am Herzen?

LH: Ich wünsche mir, dass Studierende bereits ab dem ersten Semester lernen, mit komplexen Fragestellungen umzugehen. Jedes Problem im Bereich Energie- und Umwelttechnik hat eine technische, eine wirtschaftliche und eine gesellschaftliche Dimension. Wer solche Probleme lösen will, muss vernetzt denken können. Und dieses vernetzte Denken sollen die Studierenden drei Jahre lang einüben können.

CB: Wir haben versucht, die Anforderungen der Arbeitswelt aufzunehmen und auf den Studiengang zu übertragen. Grosse Veränderungen geschehen immer interdisziplinär. Deshalb ist es wichtig, dass wir im Studiengang Menschen mit ganz unterschiedlichem Vorwissen zu Ingenieurinnen und Ingenieuren ausbilden können.

Neues Curriculum verbessert Studierbarkeit

Ab Herbst 2020 gilt für die Erstsemestrigen im Studiengang Energie- und Umwelttechnik ein neues Curriculum. Studierende ohne technischen Hintergrund erhalten mehr Unterstützung, um das Assessmentjahr gut zu bestehen. Im Bereich der Digitalisierung wurden neue Module geschaffen, damit die Studierenden verteilt über die sechs Semester kontinuierlich üben, Daten zu sammeln, aufzubereiten und zu validieren. Für eine noch besser gelebte Interdisziplinarität wurden die von drei Hochschulen (Technik, Wirtschaft und Architektur, Bau und Geomatik) angebotenen Module konsequent aufeinander abgestimmt. Das gesamte Modulangebot wurde so überarbeitet, dass die Studierenden optimal auf die heutigen Anforderungen im Beruf vorbereitet sind.

Christoph Gossweiler, Concetta Beneduce und Peter Stuber beraten die Stundentafel. Bild vom April 2019. Die Planung des neuen Curriculums erforderte in den vergangenen eineinhalb Jahren zahlreiche Sitzungen. Bild: RW.
zurück zu allen Beiträgen

Kommentare

Keine Kommentare erfasst zu «Grosse Veränderungen geschehen immer interdisziplinär»

Neuer Kommentar

×