Allgemein, Studierendenprojekte

Grundlagen “geflippt” lernen

17. Januar 2020

pro1: Dieser Modulname ist allen Studierenden der Hochschule für Technik FHNW bekannt. Er steht für “Projekt 1”. Hier werden die Grundlagen des Projektmanagements unterrichtet, in vielen Studiengängen geht dies gleich mit dem ersten Projekt einher. Wie kann ein solches Modul mit zeitgemässen Methoden unterrichtet werden?

“In den vergangenen Jahren haben wir bei EUT das Grundlagenmodul pro1 sukzessive überarbeitet”, sagt Yvonne Zickermann. Sie ist im Studiengang verantwortlich für die Projektschiene in den ersten zwei Studienjahren. Die grösste Neuerung – nach einigen Stundenplananpassungen und Justierungen bei den Inhalten – folgte jedoch im vergangenen Herbstsemester, das mit dem heutigen Tag endet. Sie hat das Modul nach dem Modell “flipped classroom” umgekrempelt.

What is a flipped class? from Faculty Innovation Center on Vimeo.

Was heisst das konkret?

Dominic Gassl und Atdhe Bejta absolvierten in den vergangenen vier Monaten das Modul pro1, für das jeweils der ganze Freitag reserviert war. “Kurz nach 8 Uhr erhielten wir einen kleinen Input oder konnten Fragen zur Theorie stellen, anschliessend arbeiteten wir in unseren Teams auf dem Stock in Teams”, sagt Bejta. Theorie und Praxis seien so direkt ineinander geflossen. Ein Beispiel für diese Synergie sei die Nutzwertanalyse, sagt Gassl. Sie konnte nach dem Theorieblock mit Übung direkt ins eigene Projekt übersetzt werden. Sein vierköpfiges Projektteam nahm sich zum Ziel, Studierende an der FHNW für ihren Plastikkonsum zu sensibilisieren. “Zuerst stand ich der Methode Nutzwertanalyse kritisch gegenüber, da man alles mit allem verrechnen kann. Nach sorgfältiger Einarbeitung aber war sie perfekt für die Bewertung unserer Massnahmen.”

Projekt 1 - flipped classroom
So sieht “flipped classroom” in der Projektschiene aus: 3 Teams bei der Erarbeitung der Theorie, die gleich in die eigenen Projekte übergeht. Bild: YZ.

Vorbereitung ist zentral

Diese Strukturierung von Projekttagen liegt auf der Hand. Was hat sich dabei geändert? “In den vergangenen Jahren stand ich jeweils als Dozentin für kurze Vorlesungsteile vor der Klasse, anschliessend wurden konkrete Aufgaben gelöst und es folgte ein nächster Input von meiner Seite”, sagt Zickermann. Am Nachmittag arbeiteten die Teams an den Projekten. Im vergangenen Semester waren die Inputs nun nur noch dazu da, einige zentrale oder nicht in den Unterlagen enthaltene Punkte zu vermitteln. In den Teams habe sie dann die Diskussionen weitergeführt, als Coach. Theorie und Praxis mit den eigenen Projekten der Teams seien so enger verzahnt gewesen.

“Wer vorbereitet war, hat am meisten profitiert”, stellt sie fest. Sämtliche Skript- und Theorieteile waren via Moodle, einer Lernplattform, verfügbar. Ebenso konnte im Vorfeld dort zu jedem Thema ein Wissenstest absolviert werden. – Der Anreiz: Diese kurzen Tests zählen 10% der gesamten Modulnote. Bei der Vorbereitung liegt jedoch der grösste Knackpunkt: “Die Tests wurden teilweise bearbeitet, ohne die Unterlagen genau anzuschauen”, sagt Zickermann. Die Motivation für die Vorbereitung sei also gering.

In der Projektwoche kommt alles zusammen

“Mich interessiert das Thema Projektmanagement generell”, sagt Bejta. Und Gassl ergänzt: “Ohne Organisation und ohne klare Zielsetzung in Projekten keine Erfolgsmessung.” Tatsächlich wolle man sich nicht allzu lange auf den Freitag vorbereiten müssen, finden die beiden. Was war das Highlight des Semesters? “Die Projektwoche”, meinen beide. Wer eine Woche Zeit hat, kann sich voll der Erarbeitung der Lösungen widmen – und gleichzeitig den Zusammenhalt im Team aufbauen. Das sei echte Projektarbeit.

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