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31.1.2022 | Hochschule für Wirtschaft

Blockchains, Crypto und die digitale Transformation: Einfluss auf Märkte, Konsum und Geschäftsmodelle

Neue Technologien bieten ungeahnte Potenziale, aber auch schwer abschätzbare Herausforderungen. Ein Augenschein von der Crypto Finance Conference 2022.

Die Strategiestudie der Hochschule für Wirtschaft FHNW von 2021 zeigte, dass keines der befragten Unternehmen die Themen Blockchains oder Kryptowährungen als Treiber oder Bestandteil ihrer Unternehmensstrategien bzw. digitalen Strategien nannte.

Dabei ist der Markt für Blockchain-Technologien und -Anwendungen bereits milliardenschwer. Start-ups, etablierte Firmen, Investoren, Konsumentinnen und Konsumenten sowie Staaten und Regulatoren versuchen, ihren Platz darin zu finden. Unternehmen werden verschiedene Anwendungsmöglichkeiten und Geschäftsmodelle identifizieren. Verwaltungsräte, Geschäftsleitungsmitglieder, Steuerexperten und Studierende sollten im Minimum die Konzepte, Begriffe, Potenziale und Risiken kennen. Im besten Fall werden in grösseren Unternehmen nun frühzeitig Projektteams aufgestellt, welche sich mit dem wichtigen Crypto-Trend befassen.

Blockchain in der Ausbildung

Blockchains und Crypto werden in diesem Jahr im Modul "Digital Transformation" in den folgenden Studiengängen neu von Susanne Fromm unterrichtet:

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Susanne Fromm, CEO von coinIX, unterrichtet ab 2022 als Gastdozentin das Thema Blockchain und Crypto an der Hochschule für Wirtschaft FHNW.

Blockchain-Technologien, welche seit über zehn Jahren bestehen, speichern Daten mittels zusammengesetzter, verschlüsselter Datensätze (sog. Blöcke) in der Form von Datenketten im Internet. Eine klassische Anwendung kommt aus Estland, wo die elektronische Identitätskarte der Bürgerinnen und Bürger in einer Blockchain verwaltet wird. Die wohl prominenteste Anwendung ist die Kryptowährung Bitcoin. Das Marktvolumen in Kryptowährungen betrug Ende 2021 bereits USD 2.3 Billionen. Dies ist gross genug, um das Thema auf Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsebene aufzugreifen. Im Zentrum dieser Diskussion steht das dezentralisierte Web 3.0. Das Web 1.0 bot den Benutzerinnen und Benutzern die Suche nach Informationen. Das Web 2.0 brachte die sozialen Medien hervor und bot so mehr Interaktivität. Das Web 3.0 zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, Inhalte aufgrund von künstlicher Intelligenz automatisiert zu vernetzen und so einer Mehrwert für die User zu bieten. Die Blockchain als dezentralisiertes Nutzungskonzept ist auch Teil des Web 3.0.

Blockchain in der Weiterbildung

Die Hochschule für Wirtschaft FHNW unterstützt Unternehmen mit Strategie- und Technologiewissen mit diesen Weiterbildungen:

Weitere Informationen:

An der diesjährigen Crypto Finance Conference (CfC) in St. Moritz trafen sich führende Visionäre, Technologiepioniere, Unternehmerinnen und Unternehmen sowie Investoren, um sich über Trends, Potenziale und Risiken der verschiedenen Anwendungen von Blockchain-Technologien auszutauschen. Die nachfolgende Zusammenfassung stammt aus dem Vortrag- und Diskussionsblock, welcher die Themen Innovation und Geschäftsmodelle behandelte.

Neues Ökosystem

Greg Carson führte aus, dass die neuen Technologien tausende von neuen Unternehmen hervorrufen werden, um Applikationen für das neue Ökosystem zu entwickeln und zu betreiben. Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen für die Unternehmensstrategie hat Crypto auch Einfluss auf die Souveränität von Staaten und ihre Währungen. Carson sieht grosses Potenzial in der globalen "unbanked society" (Menschen ohne Zugang zu Banken/Finanzdienstleistungen bzw. ohne Bankkonten) sowie in den Themen Handel (crypto trading), digitale Anlagen sowie in Stablecoins (Kryptowährungen, bei denen der Preis an eine andere Währung oder an börsengehandelte Rohstoffe gekoppelt sind). 

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Gavin Wood, der Visionär und Treiber von Ethereum und Polkadot, an der CfC Konferenz in St. Moritz.

Zögerliche Banken

In der nachfolgenden Plenumsdiskussion sagte Stephan A. Zwahlen, dass er die zögerliche Haltung der Schweizer Banken in die Kryptowelt nicht nachvollziehen kann. Seine Bank musste das Geschäftsmodell komplett neu entwickeln, um die Technologie mit ihren Risiken und Potenzialen zu verstehen und nutzen. Die Schweiz hat mit der Anpassung des Wertpapierrechts die Grundlagen für die "Tokenization" geschaffen. Dabei handelt es sich um den Prozess, bei dem ein Datenelement, wie z. B. eine Kontonummer, in eine zufällige Zeichenfolge namens Token umgewandelt wird.

NFTs

William Quigley beschrieb, wie "tokenized consumer products" als NFTs die grossen Wirtschaftsthemen des Handels und der Unterhaltung in der virtuellen Welt – im sogenannten Metaverse – zusammenbringen wird und dies schon 2022 viele Unternehmen beschäftigen wird. NFTs (Non-Fungible Token) sind einzigartige Daten, die in einer Blockchain gespeichert sind. Laut Quigley wird in absehbarer Zeit jedes Produkt aus der realen Welt über einen digitalen Zwilling in der virtuellen Welt verfügen.

Risiken & Herausforderungen

Charles Morris identifizierte sechs unmittelbare Risiken im Bezug auf Blockchain-Technologien, insbesondere bei Anwendungen im Bereich der Kryptowährungen: 

  1. Volatilität: viele Kryptowährungen sind zu volatil und daher für Konsumentinnen und Konsumentin nicht nutzbar.
  2. Partner: wie kann ich der unbekannten Gegenpartei in einer Blockchain vertrauen?
  3. Sicherheit: die digitalen Schlüssel dürfen nicht verloren gehen oder gestohlen werden.
  4. Verträge: wer verwaltet und auditiert Verträge in der Blockchain?
  5. Technologie: ist die nötige Infrastruktur verfügbar und genügend stabil?
  6. Gesetze: neue Gesetze und Verordnungen können die neuen Strategien und Konzepte beeinflussen.

Weitere Plenumsdiskussionen behandelten die Investitionsmöglichkeiten und die Herausforderungen für Staaten und deren Regierungen, mit der Dynamik und den neuen Technologien umzugehen. Auf der Unternehmensseite stellt sich die Herausforderung, wie Produkte und Dienstleistungen zukünftig in der virtuellen Welt präsentiert und gehandelt werden.

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Prof. Dr. Marc K. Peter (Hochschule für Wirtschaft FHNW) und Nicolo Stöhr (CEO CfC Konferenz, St. Moritz).


Crypto Finance Conference

Vom 12. bis 14. Januar 2022 fand die Crypto Finance Conference (CfC) in St. Moritz statt. Prof. Dr. Marc K. Peter von der Hochschule für Wirtschaft FHNW wurde von Nicolo Stöhr (CfC) und Nationalrätin Doris Fiala (Dreamlab Technologies) zur Konferenz eingeladen.

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