«Unglaublich motivierend»
Die Alumna Elena Börlin sichert sich für ihre Trainingssoftware gegen Reizfilterschwäche bedeutende Finanzierungen und erhält nun Verstärkung aus der Hochschule für Informatik FHNW.
Vor zwei Jahren eine Bachelor-Arbeit, nun ein Start-up, das zielstrebig in Richtung Marktzulassung unterwegs ist: sefit. Von FHNW-Absolventin Elena Börlin gegründet, hat sich sefit drei der schweizweit wichtigsten Förderfinanzierungen von Innovationsprojekten gesichert, die aus Schweizer Hochschulen hervorgehen: CHF 150 000 von «First Ventures», anschliessend insgesamt CHF 150 000 über alle drei Phasen von «Venture Kick» und schliesslich weitere CHF 150 000 von «InnoBooster». Sie ist die erste FHNW-Bachelorstudentin, die erfolgreich die komplette Förderpipeline der Gebert Rüf Stiftung und der Kick Foundation durchlaufen hat. Dies sei unglaublich motivierend, sagt sefit-CEO Elena Börlin, die zusammen mit ihrem Team nun als nächstes die klinischen Studien angeht.
«Es ist unglaublich motivierend, die erste Bachelor-Studentin zu sein, die diese Förderung erhält.»
Die Baselbieterin entwickelte während des Medizininformatik-Studiums an der Hochschule für Life Sciences FHNW eine neuartige Trainingssoftware zur Behandlung von Reizfilterschwäche. Ziel ist die Weiterentwicklung und Zulassung als medizinische Therapie. Der Ansatz: Mit Virtual Reality Personen einer reizstarken Umgebung aussetzen. Diese Expositionstherapie soll Menschen helfen, die sensibel auf äussere Reize reagieren und sich aus diesem Grund sozial isolieren. Das kann bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung, Asperger-Syndrom, ADHS oder Migräne der Fall sein. Die VR-Therapie besticht durch mehrere Vorteile: Sie ist flexibel durchführbar, vergleichsweise kostengünstig, sicher und nebenwirkungsfrei. Dank Gamification macht sie auch Spass.
Das Set-up umfasst VR-Brille, Web- und Mobile-Applikation. Derzeit wird der Bereich Mobile und die Aufbereitung von sog. digitalen Biomarkern ausgebaut. Digitale Biomarker erfassen die relevanten verhaltensbezogenen Daten und stellen Therapiefortschritte automatisiert und objektiviert dar. Die gewonnenen Daten ergänzen die herkömmlichen Betroffenenbefragungen. Zusammen ergibt dies ein aussagekräftiges Gesamtbild des Therapieerfolgs.
Für die Prototyp-Entwicklung dieses mobilen Biomarker-Systems arbeitete Börlin mit der FHNW zusammen. Samir Hauri unterstützt die Entwicklung im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit an der Hochschule für Informatik FHNW (Titel «IoT-Gateway Service App für Health Daten, Betreuender Dozent: Thomas Amberg).
Die «hoch erfreuliche Zusammenarbeit» geht weiter, freut sich Börlin, denn Samir Hauri wird bei sefit das Projekt nach seinem kommenden Abschluss fortführen.
«Ich kann als Teile eine Start-ups Verantwortung übernehmen und gleichzeitig an einer sinnvollen Mission arbeiten.»
Noch dieses Jahr starten die klinischen Studien zur medizinischen Validierung als VR-Therapie. Als Forschungspartnerin konnte sefit die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (PUKZH) gewinnen.
Diese Studien sind für eine CE-Zertifizierung (Konformitätsnachweis gemäss EU-weiten Anforderungen) wie auch für die Markt- und Krankenkassenzulassung eine wichtige Etappe.
Parallel führt sefit ausserdem eine Marktstudie zur nicht-klinischen Anwendung durch. Ein VR-Training inkl. Monitoring mit Hilfe eines «wearable wellness devices» sei generell für reizempfindliche Personen indiziert, die unter sozialem Rückzug leiden und ihre Lebensqualität erhöhen möchten, betont Börlin.



