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Kunststoff hat im Grüngut nichts zu suchen – ein Studierendenprojekt zur richtigen Grüngutentsorgung

16. Juni 2025

Im Rahmen unseres Projekts im 2. Semester haben wir uns als EUT-Studierende mit der Verschmutzung von Grüngut durch Fremdstoffe beschäftigt. Unser Ziel war es, Verunreinigung, besonders Kunststoff, im Grüngut zu reduzieren.

Das Projektteam (Luca Meinzer, Angela Rohner, Mike Bürgler, Sven Suter, Louis Forner v.l.n.r.)

Warum sauberes Grüngut uns alle betrifft

Wissen Sie, was mit Ihrem Grüngut passiert, nachdem es im Container landet? Vielen ist nicht bewusst, dass schon kleine Mengen an Fremdstoffen, insbesondere Kunststoff, die Weiterverarbeitung zu hochwertigem Kompost erheblich erschweren oder gar unmöglich machen. Kunststoff im Grüngut führt zu höheren Aufbereitungskosten, mindert die Qualität des Komposts und kann dazu führen, dass ganze Chargen an Kompost unbrauchbar werden. Zudem besteht die Gefahr, dass Schadstoffe in die Umwelt gelangen – mit langfristigen Folgen für Natur und Mensch.

Warum aber landen immer wieder falsche Materialien im Grüngutcontainer? Ist es Bequemlichkeit? Fehlendes Wissen? Oder sind Sprachbarrieren ein Hindernis? Die genauen Gründe sind unklar, doch eines ist sicher: Hier besteht Handlungsbedarf!

Deshalb haben wir in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Zollikofen (BE), der KEWU AG (Gemeindeverband für Kehrichtverwertung Worblental und Umgebung) und dem Bundesamt für Umwelt ein Pilotprojekt zur Sensibilisierung der Bevölkerung gestartet. Unser Ziel: das Grüngut von Kunststoff und anderen Fremdstoffen zu befreien.

Ein verunreinigter Grüngutcontainer in der Gemeinde Zollikofen (Bild: FHNW)

So sind wir in Zollikofen vorgegangen

Im Rahmen unseres Projekts wollten wir zwei konkrete Massnahmen umsetzen, um die Qualität des Grünguts in der Gemeinde Zollikofen gezielt zu verbessern. Eine dieser Massnahmen war die kostenlose Verteilung von sogenannten BAW-Säcken (biologisch abbaubare Werkstoffe) an ausgewählte Haushalte. Diese wurden gezielt dort verteilt, wo unsere Analysen eine besonders starke Verschmutzung der Grüngutcontainer zeigten.
Damit wollten wir darauf hinweisen, wie einfach eine korrekte Entsorgung sein kann – ganz ohne zusätzlichen Aufwand oder Verzicht auf Komfort. Unser Ziel war es, ein Bewusstsein zu schaffen und gleichzeitig eine praktische Lösung anzubieten, die den Alltag der Bewohnenden erleichtert und das Grüngut deutlich sauberer hält.

Beispiel eines BAW-Sackes (Bild: Mike Bürgler)

Als zweite Massnahme wollten wir bei einer ausgewählten Adresse die Grösse des Grüngutcontainers verkleinern. Die Idee dahinter war einfach: Weniger Platz soll die Nutzenden dazu anregen, genauer hinzuschauen und nur das zu entsorgen, was wirklich ins Grüngut gehört – nämlich biologisch abbaubare Abfälle. Durch das kleinere Volumen wollten wir ein Umdenken bewirken und die Entsorgung bewusster gestalten.

Verteilung der Flyer-Rollen

Damit die Bewohnenden verstehen, warum sie kostenlose BAW-Säcke erhalten und worum es bei unserem Projekt überhaupt geht, haben wir zusätzlich einen Flyer und einen Begleitbrief gestaltet.

Der Flyer macht klar: Kunststoff hat im Kompost nichts verloren. Statt Kunststoffsäcken empfehlen wir die Verwendung von kompostierbaren Beuteln – so bleibt das Grüngut sauber und verwertbar.

Im Begleitbrief informieren wir die Haushalte darüber, dass sie Teil eines Pilotprojekts zur Verbesserung der Grüngutqualität sind. Ausserdem haben wir alle Partner, die dieses Projekt gemeinsam mit uns auf die Beine gestellt haben, transparent aufgeführt – von der Gemeinde Zollikofen bis zum Bundesamt für Umwelt.

Beispiel eines entwickelten Flyers 

Damit die Säcke mit dem Flyer und Begleitbrief nicht einfach ungelesen im Altpapier landen, haben wir uns auch bei der Verpackung etwas einfallen lassen. Die BAW-Säcke, der Flyer und der Begleitbrief wurden nicht einfach lose verteilt, sondern anschaulich verpackt. Wir haben die Säcke zusammen mit dem Flyer und Begleitbrief eingerollt und mit einer Schleife befestigt und verziert.

Beispiel einer Flyer-Rolle für die Verteilung in Zollikofen (BE) (Bild: Mike Bürgler)

Schwierigkeiten und Anpassung der Ziele

Ursprünglich hatten wir geplant, die Wirksamkeit unserer Massnahmen im Detail zu dokumentieren und auszuwerten. Jedoch gestaltete sich die Umsetzung deutlich komplizierter als erwartet: Die Gestaltung von Flyer und Begleitbrief zog sich über mehrere Wochen hin – deutlich länger als ursprünglich vorgesehen. Der Grund? Der Flyer sollte alle Beteiligten abholen, ihre Wünsche berücksichtigen und gleichzeitig verständlich und ansprechend sein. Das war uns wichtig, auch wenn es mehr Zeit kostete.

Auch bei der Containerverkleinerung tauchten unerwartete Herausforderungen auf. Es war zunächst unklar, wer die Verantwortung übernimmt, wie die Finanzierung geregelt wird und wie genau die Umsetzung erfolgen soll.

Uns wurde schnell klar, dass wir innerhalb des zeitlichen Rahmens unseres Projekts keine aussagekräftigen Ergebnisse mehr erhalten würden – zumindest nicht in dem Umfang, den wir uns ursprünglich vorgestellt hatten. Deshalb haben wir den Fokus neu gesetzt: Anstatt eine Wirksamkeitsanalyse durchzuführen, haben wir einen praxisnahen Leitfaden entwickelt. Dieser richtet sich an alle, die künftig ähnliche Projekte planen. Darin geben wir konkrete Tipps zur Planung, Umsetzung und Kommunikation mit der Gemeinde. Unser Ziel war es, anderen Projektteams den Einstieg zu erleichtern und typische Stolpersteine von Anfang an zu vermeiden.

«Lessons Learned»

Unser Projekt hat uns nicht nur gezeigt, wie komplex das Thema Grüngutentsorgung sein kann, sondern auch wertvolle Einblicke in die Herausforderungen der Projektplanung und -umsetzung gegeben. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Eine realistische Zeitplanung und klare Koordination sind entscheidend – besonders, wenn mehrere Partner mitreden und Absprachen nötig sind.

Wir haben gelernt, dass das Bestimmen von Massnahmen allein nicht genügt, solange ihre Umsetzung nicht effektiv koordiniert ist. Genau deshalb war die Entscheidung, den Fokus auf die Entwicklung eines Leitfadens zu legen, für uns ein entscheidender Wendepunkt. So konnten wir trotz unerwarteter Hürden ein Ergebnis schaffen, das nicht nur uns, sondern auch zukünftigen Projekten weiterhilft.

Am Ende wurde uns klar: Flexibilität und lösungsorientiertes Denken sind unverzichtbar, wenn sich Rahmenbedingungen ändern. Nur so lässt sich ein Projekt auch dann noch erfolgreich abschliessen – und genau das ist uns gelungen.

Beitrag von: Luca Meinzer, Angela Rohner, Mike Bürgler, Sven Suter und Louis Forner

Schlagworte: Energie- und Umwelttechnik, EUT-Studierende, Studierende, Studierendenprojekt

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