Kindeswohl und Kindesschutz in Familien mit psychisch erkrankten Eltern
Kinder psychisch erkrankter Eltern sind häufig erheblichen Belastungen ausgesetzt. Die Krankheitssymptome der Eltern, oft verbunden mit zusätzlichen Problemen wie Armut, Arbeitslosigkeit, Suchterkrankungen oder sozialer Isolation, können die elterliche Beziehungs- und Erziehungsfähigkeit sowie die familiäre Alltagsorganisation vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen. Zudem leiden die Eltern unter Scham- und Schuldgefühlen sowie Zweifeln an ihren elterlichen Fähigkeiten. Die Kinder sind durch die elterlichen Symptome häufig verwirrt oder verängstigt. Die Erkrankung nimmt oft viel Raum ein, sodass für die Bedürfnisse der Kinder wenig Platz bleibt. Zudem können Kinder in Muster der «Parentifizierung» geraten, in denen sie gegenüber den erkrankten Eltern Aufgaben der Fürsorge, emotionalen Unterstützung und alltäglichen Versorgung übernehmen. Von aussen ist es oft schwierig einzuschätzen, wie belastet die Kinder tatsächlich sind oder ob bereits eine Gefährdung vorliegt. Auch das Ansprechen der kindlichen Belastungen und das Erfassen des oft komplexen Hilfebedarfs in diesen Familien stellt Fachpersonen vor erhebliche fachliche Herausforderungen.