Praxisevent 2025: Future Health im Fokus

    Wie können Resilienz, psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit in Unternehmen nachhaltig gefördert werden? Antworten auf diese Frage lieferte der Praxisevent «Future Health – der Beitrag der angewandten Psychologie» am 7. Mai 2025 auf dem FHNW Campus Olten. Rund 230 Interessierte folgten der Einladung der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW und des Vereins Alumni FHNW Angewandte Psychologie, um sich inspirieren zu lassen und sich auszutauschen.

    Die gute Nachricht vorweg: Die angewandte Psychologie kann entscheidende Impulse geben, indem sie dazu beiträgt, Bedingungen zu schaffen, unter denen Gesundheit gedeihen kann: sowohl auf individueller Ebene als auch im Team und in der gesamten Organisation.

    Am Praxisevent präsentierten Forschende der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW gemeinsam mit Partner*innen aus der Praxis innovative Ansätze aus der angewandten Psychologie, um den Herausforderungen einer immer komplexer und dynamischer werdenden Arbeitswelt zu begegnen.

    Rund 230 Interessierte trafen sich in Olten zu Impulsen, Diskussion und Austausch. (Foto: Daniela Friedli Photographie)

    BGM in der Schweiz

    Die Grundlage legten Prof. Dr. Andreas Krause (Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW) und Dr. Regina Jensen (Gesundheitsförderung Schweiz) mit der Vorstellung der kürzlich veröffentlichten Ergebnisse des BGM-Monitorings 2024. Die Studie bietet spannende Einblicke und aktuelle Erkenntnisse zum Status quo sowie zur Entwicklung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in der Schweiz.

    Sie zeigt, dass die Stimmung für BGM in Schweizer Unternehmen grundsätzlich positiv ist. Handlungsbedarf besteht jedoch bei der Sensibilisierung und dem Umgang mit Stress und psychischer Gesundheit. Wichtige Gründe für das BGM-Engagement Schweizer Betriebe sind das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, die Minimierung von Absenzen sowie die Attraktivität als Arbeitgeber.

    Regina Jensen von Gesundheitsförderung Schweiz erläuterte die Ergebnisse des aktuellen BGM-Monitorings. (Foto: Daniela Friedli Photographie)

    Darauf aufbauend erläuterte Prof. Dr. Michaela Knecht (Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW) anhand von fünf Trends in der Arbeitswelt, wie Unternehmen ihre Gesundheitsförderung systematisch weiterentwickeln und den zukünftigen Anforderungen aktiv begegnen können.

    Trend 1: Flexibilisierung und Entgrenzung
    Wie geht man mit mehr Freiheit um? Gesundheitsförderung kann Mitarbeitende unterstützen, mit neuen Freiheiten und Verantwortlichkeiten gesundheitsbewusst umzugehen.

    Trend 2: Mental Health Awareness
    Dass heute offener über psychische Erkrankungen gesprochen wird, ist ein Fortschritt. Gleichzeitig ist es eine grosse Herausforderung für Führungskräfte, angemessen und kompetent damit umzugehen.

    Trend 3: Flache Hierarchien und Teamresilienz
    Flache Hierarchien können motivierend wirken, aber auch zu Verunsicherung führen. Teamresilienz hilft Gruppen dabei, gemeinsam Krisen zu bewältigen und idealerweise gestärkt daraus hervorzugehen.

    Trend 4: KMU und regionale Netzwerke stärken
    Kleine und mittlere Unternehmen verfügen oft über begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen für ein systematisches BGM. Hier können regionale Netzwerke unterstützen.

    Trend 5: Sinnerleben und Positive Psychologie in der Arbeit
    Die Positive Psychologie trägt dazu bei, Ressourcen zu stärken und Menschen gemäss ihren Fähigkeiten einzusetzen.

    Michaela Knecht, Co-Leiterin Institut für Mentale und Organisationale Gesundheit, erläuterte fünf wichtige Trends in der Arbeitswelt und wie Unternehmen den zukünftigen Anforderungen aktiv begegnen können. (Foto: Daniela Friedli Photographie)

    Botschaften zum Mitnehmen

    In fünf Impuls-Sessions hatten die Teilnehmenden anschliessend die Möglichkeit, ein Thema ihrer Wahl vertiefend zu behandeln. Zum Abschluss präsentierten die Referent *innen die wichtigsten Take Home Messages. Hier eine kleine Auswahl:

    • Sinnerleben bei der Arbeit steigert das Engagement und unterstützt Mitarbeitende dabei, mit Stress konstruktiv umzugehen. Organisationen können durch Arbeitsgestaltung sowohl das Sinnerleben fördern als auch die Eigeninitiative (in Form von Job Crafting) aktiv unterstützen.
    • Obwohl vermehrt über psychische Probleme gesprochen wird, herrscht in Betrieben noch viel Unsicherheit. Entscheidend sind eine frühzeitige Weichenstellung für den Erhalt des Arbeitsplatzes und eine gute Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und behandelndem Arzt.
    • Resilienz als Widerstandskraft ist erlern- und trainierbar, und zwar auf allen drei Ebenen: Individuum, Team, Organisation. Wichtig: Viele resiliente Individuen sind noch kein resilientes Team.
    • Besser kleine Schritte als gar kein BGM: Für KMU gibt es zahlreiche kostenlose Tools und regionale Netzwerke, die Unterstützung bieten.
    • Der Verzicht auf Zeiterfassung ist nicht per se gesundheitsförderlich oder -schädlich, allerdings steigt das Risiko der Selbstgefährdung, wenn hohe Belastungen auf fehlende Unterstützung treffen. Ein regelmässiger Austausch mit der Führungskraft über Arbeitsbelastung, Arbeitsvolumen und Stress ist wichtig.

    Die Referent*innen (v.l.n.r.): Nicolas Schmaeh, Alexander Frei, Cosima Dorsemagen, Marcel Baumgartner, Lea Waldner, Gregor Jenny, Doris Hofer, Samuel De Monaco, Michaela Knecht, Regina Jensen, Peter Roos, Andreas Krause (Foto: Daniela Friedli Photographie)

    Psychologische Expertise für Arbeit und Gesundheit

    Impulsgeber des diesjährigen Praxisevents war das Institut für Mentale und Organisationale Gesundheit. Mit dessen Gründung im Januar 2025 setzte die Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW ein starkes Zeichen für die Bedeutung mentaler und organisationaler Gesundheit in einer sich wandelnden Arbeitswelt. Die Hochschule unterstützt Unternehmen mit wissenschaftlich fundierten, praxistauglichen Lösungen und trägt mit psychologischer Kompetenz zum strategischen FHNW-Zukunftsfeld Future Health bei.

    Der Praxisevent fand in Zusammenarbeit mit dem Verein Alumni FHNW Angewandte Psychologie statt, der 2025 das 15-jährige Jubiläum feiert. Der nächste Praxisevent findet im Frühling 2027 in Olten statt.

    Impressionen vom Praxisevent 2025

    Events und Weiterbildung zum Thema:

    Forum Wirtschaftspsychologie 2025: Life & Job Crafting

    Psychologie kompakt – online: Alle Anlässe im Überblick

    Neu: CAS Mentale Gesundheit in der Arbeitswelt