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Deutschland: Berlin

Sarah Santana entschied sich ihr Auslandssemester in Berlin zu machen, weil sie einmal in einer grossen, geschichtsträchtigen und wilden Stadt leben wollte.

Name: Sarah Santana
Studium: Master Sonderpädagogik, PH FHNW
Auslandssemester: Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland (Oktober 2018 – Februar 2019)

Vorbereitung

Ich habe mich für ein Auslandsemester entschieden, weil ich bereits einmal eines in Amerika gemacht habe. Dies hat mir sehr gefallen. Der damalige Aufwand war sehr gross, aber das Erlebnis noch viel grösser. Für Berlin habe ich mich entschieden, weil ich einmal eine grosse, geschichtsträchtige und wilde Stadt erleben wollte. Und da ich wusste, dass die Bedingungen bezüglich Visums usw. unkompliziert waren, wars für mich schnell klar, dass es Berlin sein wird. Der Antrag war einfach und die Planung war ebenfalls relativ unkompliziert. Das Schwierigste am ganzen Auslandsemester war das Finden eines Zimmers. Berlin ist gross und gefragt. Ich habe stundenlang online nach einem Zimmer gesucht und mit viel Glück eines gefunden. Bei meiner Ankunft hatte ich, als eine von den wenigen, ein Bett. Andere Studierende kamen ohne Unterkunft an und haben in den ersten Wochen eine gesucht und gefunden.

Anreise / Ankommen

Das Ankommen war unkompliziert und angenehm. Wenn man in Deutschland ein Auslandsemester macht, kommt man schnell hin und wieder weg. Der Hinflug war günstig, aber ich bin schnell auf den Zug umgestiegen und ab und zu nach Hause gekommen (Weihnachten). Falls du nach Deutschland gehst, kaufe Spartickets und dies nur bis zur Grenze der Schweiz. Kommt am günstigsten! Die ersten Tage waren einfach nur spannend. Einleben, einrichten, orientieren, organisieren. Ich war etwas verloren, aber nur kurz. Die Universität hat ein top organisiertes International Office mit Studierenden, welche dir alle Fragen beantworten können und dich stets unterstützen.

Das Mühsamste war die Anmeldung beim Bürgeramt. Das braucht Zeit und Geduld. Am besten online einen Termin in deinem Wohnbezirk machen und nicht an der Uni. Ausserdem hatte ich noch ein Problem mit der Aufenthaltsbewilligung. Wenn du in deinem Semester einmal nach Hause gehst, brauchst du nichts zu machen! Die Immatrikulation an der Uni ist dagegen super einfach, wenn du alle Papiere hast. Die hatte ich und zack war ich Studentin der HU. Das Beste war, dass der Studentenausweis gleichzeitig dein ÖV Ticket für ganz Berlin ist. Perfekt!

Unterkunft & Leben

Ich habe in einer WG mit einer anderen Frau gewohnt in Wilhelmsruh, Pankow. Da es mir nicht wichtig war in einem hippen Stadtteil zu wohnen, fand ich leichter etwas. Die Stadt ist so gross, dass man sowieso überall hin 30min hat. Ausser an die Uni, da hatte ich knackige 15min. Mein Zimmer war unmöbliert, so dass ich im Ikea ein Bett, eine Lampe und eine Kleiderstange gekauft habe. Alles andere hat sich dann dank www.kleinanzeige.de ergeben. Am Schluss konnte ich dort auch alles wiederverkaufen. Es hätte ein Studentenheim gegeben, dies ist aber echt abgelegen und man muss es für 6 volle Monate mieten…

Gekocht habe ich selbst und sehr oft natürlich auch auswärts gegessen. Das Essen ist günstig und gut. Falafel gibt es ab 3.50 Euro. Auch sonst ist das Leben günstiger als bei uns. Mein grösstes Problem war die Kälte. In Berlin wird gespart. Keiner hat genug Geld und die Wohnungen sind wunderschön im Altbau, mit hohen Decken, aber auch mit miesen Heizungen. Zieh dich warm an, falls du im Herbst gehst. In der Nacht wurde nicht geheizt, so dass ich meist unter vielen Decken versteckt war. Würde ich nochmals gehen, würde ich das Frühlingssemester wähle.

Die Universität

Die Humboldt Universität hat mir rein schon von aussen gefallen. Sie ist mitten in der Stadt in den schönsten, ältesten und geschichtsträchtigsten Gebäuden. Einige sind jedoch auch hässlich und so alt, dass sie dringend saniert werden müssen. Zum Glück hatte ich nur in den schönen Häusern Uni. Der Unterricht selbst war spannend. Ich empfand es so, dass die Studierenden viel aktiver sind und sich mehr einbringen als in der Schweiz. Jeder hat eine Meinung, jeder sagt etwas, jeder vertritt sich selbst. Am Anfang war dies etwas stressig, aber ich habe mich rasch daran gewöhnt.

Die Dozierenden sind sehr bemüht und erwarten auch viel. Es gab keine Anwesenheitspflicht, aber wenn man in den Unterricht ging, erwarteten die Dozierenden auch, dass man top vorbereitet war. Meist gab es dann eben auch sehr viel Lektüre zum Lesen. Dies war ab und zu etwas streng, aber dafür waren sie umso kompetenter. Was mich besonders beeindruckt hat, war die Tatsache, dass in Vorlesungen und Seminaren stets Mütter oder Väter mit Kindern oder Hunden waren. Wer studiert, wird also voll unterstützt und Kleinkinder werden im Unterricht akzeptiert.

5 Bild_Sarah Santana_HS18_Berlin.pngDie Universität ist riesig, so dass man sich schnell verirrt. Anschluss habe ich vor allem in den Seminaren gefunden. Dort hat man viel geredet und am Ende habe ich dort meine Freunde gefunden. Spricht man jedoch nicht mit anderen wird es schwierig in dieser Grossstadt Anschluss zu finden. Eine andere Option war noch an dem regelmässigen Treffen der Austauschstudierenden teilzunehmen. Am Anfang war dies super, ich habe mich jedoch schnell davon abgekoppelt.

Verwirrend fand ich das Buchen der Seminare und Vorlesungen. Ich verstand am Anfang nur Bahnhof. Erstens, da ich dort plötzlich Erziehungswissenschaften studierte und zweitens, weil ich das System nicht kannte. So konnte es sein, dass man online abgewiesen wurde, dann jedoch trotzdem in den Seminaren selbst sich anmelden und schlussendlich teilnehmen konnte. Die ganze Aufregung vor Semesterbeginn war umsonst. Wenn man dort ist, kann man alles mit den Dozierenden klären und äusserst viele Seminare auch in anderen Fächern besuchen. Und dass ich in Erziehungswissenschaften eingeschrieben war, hat mir im Nachhinein super gut gefallen. Heute könnte ich mir vorstellen auch dies noch zu studieren. Auch konnte man sich für Prüfungen einschreiben. Da ich jedoch alle IALs gemacht habe und auch sonst in der Schweiz meine Noten zusammen hatte, habe ich keine Prüfungen gemacht, sondern einfach an den Seminaren und Vorlesungen teilgenommen. Dort gab es meist, wie in der Schweiz, kleinere oder grössere Leistungsnachweise.

Land & Leute

Berlin ist im Winter kalt und grau. Jeden Tag kommen und gehen viele Leute. Es ist wild, laut und dreckig. Man sieht Armut, Geschichte und Reichtum. Aber es ist auch kuschlig und man findet genug Farben in anderen Bereichen. Kulturell, historisch und auch gastronomisch hat Berlin alles zu bieten, was man sich wünschen kann. Ich bin stundenlang durch die Stadt gelaufen und habe immer wieder Neues entdeckt. Viele freundliche Menschen habe ich getroffen, aber auch viele unfreundliche. Nicht selten kam es vor, dass eine wildfremde Person einem die Meinung direkt ins Gesicht sagt. Geschwiegen wird höchstens morgens und abends in der U-Bahn.

Was mir am besten gefallen hat ist, dass jeder sein kann wie er will. Egal, ob von oben bis unten tätowiert, in Latexmontur oder als Elf verkleidet, niemand fällt auf, alles ist normal. Ich glaube, dass das Einleben einfacher war, da ich sowieso Deutsch gesprochen habe und die Schweiz Deutschland sehr ähnlich ist. Dennoch würde ich sagen, dass es ein Erlebnis ist.

Wichtig ist, dass Berlin eine Grossstadt ist. Man kann hier also auch gut vereinsamen. Meine Mitbewohnerin ist neu zugezogen und hat damals erst 6 Monate in Berlin gewohnt. Da sie dort einfach eine 100% Arbeitsstelle gefunden hat, war es für sie extrem schwierig Anschluss zu finden. Da ich studiert habe und auch sonst eine offene und kommunikative Person bin, habe ich schnell Freunde gefunden und mich wohl gefühlt. Darum habe ich mich aber auch aktiv bemüht. Dies ging jedoch nicht allen so.

Freizeit

In meiner Freizeit habe ich viel Hochschulsport getrieben, Freunde getroffen, bin durch die Strassen gelaufen, war auch feiern, habe Konzerte und Museen besucht und bin der Geschichte Deutschlands nachgegangen. Klar ist, langweilig wird es einem in Berlin nicht, wenn man Anschluss gefunden hat.

Persönliches Fazit

Berlin war wunderbar. Die Humboldt Universität war grossartig. So grossartig, dass ich sogar überlegt habe, wieder dorthin zu gehen. Ich habe gute Freunde gefunden, viel zu viel gegessen, historisch vieles gelernt und so viel gefroren wie noch nie. Ich glaube jedes Austauschsemester ist anders, aber ich glaube auch, dass wenn man zuversichtlich in ein anderes Land oder in eine andere Stadt geht, man eine gute Erfahrung machen wird. Falls ich jemals wieder studieren sollte, ist für mich klar, dass ich wieder gehen werde. Dies wäre dann mein 3. Mal. Spricht doch für sich, oder?

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