Verwendung der ICF im internationalen Vergleich

Die International Classification of Funtioning, Disability, and Healt (kurz ICF) ist ein bedeutsames Instrument zur Klassifikation im Kontext von Gesundheit und Behinderung und beruht auf einem bio-psycho-sozialen Zugang. Sie wurde von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben und wird im Schweizer Bildungssystem bspw. im Standardisierten Abklärungsverfahren als Konzept genutzt.

Im Rahmen einer Kooperation hat Raphael Zahnd an einer Publikation gearbeitet, die analysiert, wie die ICF in verschiedenen Sprachkontexten angewendet wird. In dieser systematischen Übersichtsarbeit wird die Anwendung der ICF in Bildungskontexten in vier Sprachen (bzw. Sprachgebieten) untersucht: Chinesisch, Deutsch, Italienisch und Portugiesisch. Die Ergebnisse zeigen erhebliche kultur- und sprachbezogene Unterschiede in der Auslegung und Umsetzung, die durch die soziopolitische, historische und bildungspolitische Landschaft verschiedener Länder geprägt sind. Durch die Analyse von 54 Veröffentlichungen werden in dieser Übersicht die wichtigsten praktischen Anwendungen der ICF zur Förderung inklusiver Bildungspraktiken ermittelt. Die Studie hebt hervor, wie die ICF einen Wandel von medizinisch geprägten Modellen der Behinderung hin zu ganzheitlichen, teilhabeorientierten Ansätzen beeinflusst hat. Insbesondere wird die ICF in der chinesischen Literatur verwendet, um handlungsorientierte Beurteilungen in der Sonderpädagogik anzuleiten, in deutschen Studien als breiter theoretischer Rahmen und in der italienischen und portugiesischen Forschung als praktisches Instrument für die inklusive Bildung in Regelschulen. Trotz ihres Potenzials gibt es nach wie vor Herausforderungen in der Verwendung der ICF, insbesondere wenn es darum geht, sie nicht nur als (oberflächliche) theoretische Referenzen zu nutzen.