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Politische Onlinepartizipation und Digital Citizenship bei 14- bis 19-jährigen Jugendlichen in der Schweiz
Der digitale Raum eröffnet neue Möglichkeiten der politischen Onlinepartizipation für Jugendliche und Erwachsen und stellt ein bedeutsamer Sozialisationskontext im Bereich des Politischen dar. Das Forschungsprojekt erschliesst Ausprägungen und Kontexte politischer Onlinepartizipation bei Schweizer Jugendlichen mittels Medientagebüchern und problemzentrierten Interviews. Gestützt auf empirische Daten erarbeiten Jugendliche und Fachpersonen gemeinsam Ansätze einer Digital Citizenship Education für die Schule und die offene Kinder- und Jugendarbeit.
Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht Partizipationsformen, Kontexte und Einflussfaktoren der politischen Onlinepartizipation von Schweizer Jugendlichen. Es geht davon aus, dass digitale Medien nebst traditionellen Kontexten wie Familie und Schule einen wichtigen Kontext für die Politische Bildung Heranwachsender bilden. Der digitale Raum bietet Gelegenheit, sich zu informieren, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese allenfalls öffentlich zu äussern sowie gemeinsame Aktivitäten zu organisieren. Die Netzaktivitäten finden oftmals kooperativ statt und können sowohl politische Anliegen im Nahraum als auch global verhandelte Problemstellungen umfassen (z.B. #blacklivesmatter, #climatestrike). Solchen Erfahrungen wohnt das Potenzial informeller politischer Bildung inne, welche einerseits sozialisierende Wirkung entfalten und andererseits zufällig und wenig systematisch erfolgen. Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation von Gesellschaft, u.a. mit ihren Teilsystemen Medien, Politik und Bildung, stellt sich die Frage, wie Heranwachsende mit den Opportunitäten und Herausforderungen von Onlinepartizipation umgehen, über welche Erfahrungen sie verfügen und inwiefern sie digitale Werkzeuge für die Sichtbarmachung eigener Anliegen nutzen (Co-Produsage). Für Schweizer Jugendliche zeigt sich, dass die empirische Befundlage lückenhaft ist. Kaum bekannt ist, inwiefern sich Jugendliche im Netz mit politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzen und welche Schlüsse sie ziehen. Vertiefte Einblicke in Motive, onlinespezifische Praktiken, Herausforderungen, Risiken oder auch allfällige Hemmnisse fehlen und zum Einfluss von individuellen, sozialen und medialen Kontexten liegt wenig Wissen vor. Auf dieser Basis lassen sich Bedingungen und Auswirkungen einer möglicherweise ungleichen Teilhabe («digital gap») kaum abschätzen. Hierzu gilt es auch, die Aufgabe und Rolle pädagogischer Kontexte zu klären. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt rekonstruiert auf der Basis von Medientagebüchern und problemzentrierten Interviews mit 64 Jugendlichen aus der gesamten Schweiz im Alter von 14 bis 19 Jahren Formen, Bedingungen und Kontexte politischer Onlinepartizipation (Phase 1). Die Daten werden vor dem Hintergrund theoretisch-normativer Konzepte einer digital citizenship in drei partizipativen Workshops mit je sechs bis acht Jugendlichen gemeinsam gesichtet und reflektiert. Darauf aufbauend findet die inhaltsanalytisch-qualitative Analyse und Publikation der Ergebnisse statt. In Phase 2 werden problemzentrierte Interviews mit Expert:innen aus formalen und non-formalen Bildungskontexten zum Stand von Politischer Bildung, Medienbildung und informatischen Bildung im Sinne einer «digital citizenship education» in der Schweiz geführt. Die Erkenntnisse aus diesen Phasen bilden sodann die Grundlage für zwei sprachregional übergreifende Reallabore mit Fachpersonen aus dem Feld der formalen und non-formalen Bildung (Phase 3). Im Rahmen dreier konsekutiven Treffen werden Empfehlungen und Massnahmen für die Ausgestaltung der schulischen und ausserschulischen Politischen Bildung mit dem Ziel der Förderung von «digital citizenship» ausgearbeitet. Arbeitsergebnisse sind eine Handreichung mit Empfehlungen zur Weiterarbeit für die Praxis der Schule und Jugendarbeit sowie die Konkretisierung von Zielbestimmungen der Politischen Bildung im Hinblick auf Mitgestaltungsprozesse in einer digitalen Gesellschaft zuhanden der Bildungspolitik.
4 Jahre, 1.4.2025 – 31.3.2029
Prof. Dr. Monika Waldis (PH FHNW)
Prof. Dr. Olivier Steiner (HSA FHNW)
Kevin van Loon (PH FHNW)
Luisa-Marie Geier (PH FHNW)
Lina Stallmann (HSA FHNW)
Magdalene Schmid (HSA FHNW)
Andrea Plata (SUPSI)
Manuel Lanwer (UNINE)
Calvo Spartaco (SUPSI)
Thomas Jammet (HES-SO Fribourg)
Das Projekt wird gefördert durch den Schweizer Nationalfonds