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26.7.2018 | Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Integration und Partizipation

Tagung «Sexarbeit als Arbeit»

Sexarbeit als Arbeit zu betrachten, bietet die Möglichkeit, Fragen nach Rechtssicherheit und soliden Arbeitsbedingungen zu stellen. Dadurch kann ein wichtiger Beitrag zur gesellschaftlichen Anerkennung von Sexarbeit geleistet werden.

Auf dem Cartoon spricht ein Richter zu einer Sexarbeiterin: "Wenn Sie sagen, Sie haben wenig Rechte, dann haben Sie Recht."

Am 27. Juni 2018 besuchten über 100 Teilnehmende an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW in Olten die Fachtagung «Sexarbeit als Arbeit − Historische und aktuelle Perspektiven, theoretische Zugänge und Handlungsansätze». Die Tagung wurde vom Institut Integration und Partizipation der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW in Kooperation mit ProKoRe, dem schweizerischen Netzwerk zur Verteidigung der Rechte von Personen, die im Sexgewerbe tätig sind, veranstaltet.

Deutschland, Frankreich und die Schweiz im Vergleich

Drei spannende Fachreferate von PD Dr. Renate Ruhne zur historischen Perspektive, von Zoé Willems zur aktuellen Gesetzgebung in Deutschland im Vergleich mit jener in Frankreich und von Dr. Brigitte Hürlimann zur aktuellen Lage in der Schweiz gaben einen Einblick in die Herausforderungen, die Sexarbeitende aktuell zu bewältigen haben und verdeutlichten den Einfluss der gesetzlichen Grundlagen auf die Arbeitsbedingungen in diesem Arbeitsbereich.

Im Rahmen von fünf Workshops am Nachmittag standen vielfältige Themen im Fokus, wie zum Beispiel Sexarbeit im Kontext professioneller Sozialer Arbeit, die derzeitige Gesetzgebung in der Schweiz, die mediale Berichterstattung und Repräsentation von Sexarbeit und deren Auswirkungen auf den Arbeitsalltag von Sexarbeitenden, agency und Migration sowie Religion im Bereich Sexarbeit.

Den Abschluss bildeten die visuellen Eindrücke des Cartoonisten Carlo Schneider, der die Tagung zeichnerisch begleitet hat.

Einfluss der Gesetze auf die Sexarbeit

Deutlich wurde, dass eine Unterscheidung zwischen Sexarbeitenden und Opfern von Frauenhandel zwecks sexueller Ausbeutung im Sexgewerbe eine adäquate Analyse- und Handlungsperspektive ermöglicht. An der Tagung ging es um erstere, die zahlenmässig viel zahlreicheren Sexarbeitenden. Sexarbeit wird unter verschiedenen gesetzlichen Rahmenbedingungen geleistet. Aktuell herrscht in der Schweiz eine eher liberale Gesetzeslage, was von den Tagungsteilnehmenden geschätzt wird.

Die repressiven, neo-abolitionistischen Regulierungspraktiken in Frankreich und neuerdings auch in Deutschland führen dazu, dass u.a. Fragen nach adäquaten Arbeitsbedingungen, Stärkung, Sicherheit und Akzeptanz von Sexarbeitenden in den Hintergrund geraten und stattdessen unter dem Deckmantel von «Schutz und Sicherheit» zunehmend Kontrolle, Normierung, Ausgrenzung fokussiert werden. Dies erhöht die Stigmatisierung von Sexarbeitenden und wirkt der eigentlich angestrebten Verbesserung ihrer rechtlichen Stellung und damit einem Empowerment entgegen.

Fazit der Fachtagung

Die Betrachtung von Sexarbeit als Arbeit ermöglicht, die gesellschaftliche Relevanz von Sexarbeit anzuerkennen und diese Arbeit folglich als Beruf mit Kompetenzen und Rechten weiterzudenken. Mindeststandards, Rechtssicherheit und solide Arbeitsbedingungen können erst durch die Entkriminalisierung und die Entstigmatisierung von Sexarbeit angestrebt werden.

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