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K. o. für K.-o.-Tropfen

Der Missbrauch von Buttersäure-Derivaten im Schweizer Nachtleben nimmt zu: Gammahydroxybutyrat (GHB) und Gammabutyrolacton (GBL) wirken in niedrigen Dosen euphorisierend und tragen in der Clubszene klingende Namen wie Fantasy, Liquid Ecstasy oder Blue Nitro. Das grösste Problem dieser Stoffe ist aber nicht der Eigenkonsum: «Diese Substanzen sind vor allem gefährlich, weil sie als K.-o.-Tropfen in Getränke gemischt werden.

Sie führen zuerst zu Schwindel und Übelkeit und lösen nach weniger als einer halben Stunde ein Koma aus», berichtet der HLS-Biochemiker Eric Kübler. Nach dem Aufwachen können sich die Opfer meistens an gar nichts mehr erinnern. Als Mittel zur Vorbeugung entwickelt Kübler mit seiner Forschungsgruppe und Fachleuten aus der Industrie einen Schnelltest, der innerhalb von Sekunden anzeigt, ob ein Getränk mit den gefährlichen Substanzen versetzt ist. Die chemischen Details für den Nachweis waren dem Forschungsteam bereits aus einem Vorgängerprojekt bekannt. «Wir hatten herausgefunden, dass ein enzymatischer Test am besten geeignet ist», so Kübler. Der Technologie- Transfer von der Klinik an die Bar setzt voraus, dass der Test praktikabel, eindeutig und kostengünstig ist. Das Resultat ist ein unscheinbarer Filterpapierstreifen auf einem Kunststoffträger. Das Know-how verbirgt sich zunächst unsichtbar im Filterpapier, das mit dem chemischen Testsystem imprägniert ist. Enthält ein Getränk die Buttersäure-Derivate GHB oder GBL, verfärbt sich der Teststreifen innerhalb von Sekunden in ein dunkles Violett. Somit können Barbesucherinnen und Barbesucher ihr Getränk einfach selbst überprüfen.

Das chemische Testsystem besteht aus fünf Substanzen. Drei davon, die Enzyme, werden momentan noch im Labormassstab hergestellt, für grössere Mengen ist geplant, die Einrichtung im neuen Verfahrenstechnikzentrum der HLS zu nutzen. Kübler: «Dort können wir genug Enzyme herstellen – selbst wenn das Produkt die Marktreife erreicht und im industriellen Massstab produziert wird.» Die hauseigene Produktion hält nicht nur die Kosten gering, sondern war auch für die Entwicklung wichtig, wie der Biochemiker erklärt: «Die Hintergrundreaktionen, die von süssen oder sauren Zutaten in Mischgetränken und vor allem vom Alkohol ausgelöst werden und ebenfalls zu einer Violettfärbung des Teststreifens führen, waren eine Herausforderung. Zudem müssen die Enzyme schnell genug wirken und dürfen kein falsch positives Signal anzeigen. Daher haben wir verschiedene Varianten der Enzyme getestet, die wir alle zuerst herstellen mussten.» Derzeit überprüfen die Forschenden die Haltbarkeit der ersten industriell produzierten Charge. Bald schon sollen die «dip&read»-Teststreifen wie Gehörschutz gratis an Bars und in Clubs zur Verfügung stehen.

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