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29.7.2019 | Fachhochschule Nordwestschweiz

Medikamente innert Stunden statt Tagen

Mobilitätseingeschränkte Menschen sollen – egal wo sie leben – einfachen und schnellen Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Das ist das Ziel der Strategischen Initiative «In-Vitro-Diagnostik» der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.

Für mobilitätseingeschränkte Personen ist der Gang zur Arztpraxis oder in die Apotheke oftmals mit grossem Aufwand verbunden. Die Strategische Initiative der FHNW «In-Vitro-Diagnostik» arbeitet daran, Dienstleistungen für mobilitätseingeschränkte ältere Menschen zeitnah und dezentral zu erbringen. Point-of-Care Diagnostik, kurz POCT, bezeichnet diagnostische Untersuchungen, die nicht in einem Zentrallabor, das diagnostische Laboranalysen von beispielsweise Blut oder Urin aus Kliniken oder Arztpraxen im Reagenzglas (in-vitro) vornimmt, sondern direkt bei den Patienten durchgeführt werden. Das kann nicht nur im Krankenhaus oder in der Arztpraxis, sondern auch bei der betroffenen Person zuhause der Fall sein.

Video-Anruf statt Gang in die Praxis

Der übliche Gang in die Arztpraxis und das anschliessende Abholen der Medikamente in der Apotheke gehören vielleicht schon bald der Vergangenheit an. Ein alternativer Ablauf auf Basis der Point-of-Care-Diagnostik könnte wie folgt aussehen: Ein mobilitätseingeschränkter Senior kontaktiert gemeinsam mit seiner Spitex Pflegefachperson via Tablet eine Video-Ärztin der Plattform «eedoctors». Nach einer kurzen Anamnese entscheidet die Ärztin, ob ein Schnelltest (z. B. zur Diagnose von Müdigkeit oder einer Infektion) notwendig ist. Falls ja, wird dieser von der Spitex Pflegefachperson unmittelbar beim Patienten zuhause durchgeführt. Bei Bedarf stellt die Ärztin das Rezept aus, welches elektronisch an die örtliche Apotheke geschickt wird. Diese veranlasst die Auslieferung der Medikamente an die Spitex oder den Patienten. So dauert es im Idealfall nicht ein paar Tage, bis die Medikamente bei ihm sind, sondern lediglich ein paar Stunden.

Ablauf inkl. Legende.jpg

Erste Projektphase: Einbindung der Akteure

In der ersten Projektphase wurden wichtige Praxispartner eingebunden. Dies sind beispielsweise Pflegedienstleister (Spitex Verband Aargau), Videomedizin Anbieter (eedoctors), Apotheken (Dr. Bähler DROPA), Logistikanbieter (die Post), die Stammgemeinschaft eHealth Aargau (elektronisches Patientendossier) und MIDATA (Datenplattform Infrastruktur).

Zweite Projektphase: Erarbeitung Dienstleistungskonzept, Schnelltests und App

Das Projekt befindet sich nun in der zweiten Projektphase, in welcher ein Dienstleistungskonzept entwickelt wird, welches die neuen Prozesse, Produkte, Aufgaben und Verantwortlichkeiten im oben dargestellten Zyklus abbildet. Auch an der Entwicklung von FHNW eigenen Testsystemen wird gearbeitet. Mit Hilfe dieser könnte die Spitex Pflegefachperson im oben erwähnten Beispiel den Schnelltest zur Diagnose von Müdigkeit oder einer Infektion durchführen, welcher vor Ort und in Rekordzeit Erkenntnisse liefert. Zudem wird an der Entwicklung einer App gearbeitet, die Gesundheits-Daten importieren und intelligent verarbeiten kann. So würde Patienten jederzeit einen Überblick über ihre Gesundheitsdaten und die Veränderungen im Zeitverlauf zur Verfügung stehen.

Hintergrund

Im Rahmen des strategischen Entwicklungsschwerpunkts «Die Kompetenz zur interdisziplinären Zusammenarbeit stärken» erarbeitet die FHNW mittels sechs «Strategischer Initiativen» zukunftsweisende Lösungsbeiträge für drängende gesellschaftliche Probleme. Bei der Strategischen Initiative «In-Vitro-Diagnostik» erarbeiten die vier FHNW Hochschulen für Angewandte Psychologie, Life Sciences, Technik und Wirtschaft eine Lösung, welche mobilitätseingeschränkten älteren Menschen einfachen Zugang zu einer bedarfsorientierten Diagnostik und medikamentösen Therapie ermöglicht.

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