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8.3.2024 | Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Life Sciences, Hochschule für Wirtschaft

Vor dem Quantensprung

Stehen Quantencomputer kurz vor dem Durchbruch? Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts ermöglicht die FHNW Studierenden, das Potential von Quantencomputern zu erleben und einzuschätzen.

«Studierende fragen mich immer wieder nach Quantencomputern. Sie haben gehört, dass sie die Datenverarbeitung revolutionär verändern werden. Gleichzeitig ist das Thema für sie immer noch sehr abstrakt und viele denken an grosse Labore und komplizierte Anlagen, auf die nur ausgewählte Spezialisten Zugriff haben.» Bettina Schneider, Dozentin für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, hat deshalb den «Quantum Computing Circle» ins Leben gerufen.

Ein dreitägiger Kurs soll angehenden Manager*innen einen Überblick zum Quantencomputing geben. Mit seinem Fokus auf Anwendungen in relevanten Wirtschaftszweigen ist es eines der ersten Angebote dieser Art im deutschen Sprachraum. Der Kurs wird gemeinsam mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart angeboten und ist offen für alle Interessent*innen.

Franka Ebai, Bettina Schneider und Clément Javerzac im Quantum Lab der Hochschule für Life Sciences FHNW. Sie stehen nebeneinander und schauen in die Kamera.

Das Team des Quantum Computing Circle an der FHNW: Franka Ebai, Bettina Schneider, Clément Javerzac (Foto: Joël Karlin, Hochschule für Life Sciences FHNW)

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Einmalig ist das Angebot auch in Bezug auf die Interdisziplinarität innerhalb der FHNW. Teil des Kurses ist ein Besuch im «Quantum Lab» der Hochschule für Life Sciences der FHNW. Hier forscht seit 2022 Clément Javerzac an Analysemethoden für die Biochemie. In seinem Labor auf dem FHNW Campus Muttenz arbeitet er täglich mit Quantencomputern und führt Studierende in die Prinzipien des Quantenrechnens ein.

Die Rechenleistung von Quantencomputern verspricht für viele Fragen der Life Sciences grosse Vorteile. Simulationen von biochemischen Prozessen sind so rechenintensiv, dass sie mit Quantencomputern effizienter erstellt werden könnten. Eine komplizierte Maschine findet sich indes nicht im «Quantum Lab». Über eine Webseite bucht Javerzac Rechnerzeit auf dem Quantencomputer eines IT-Konzerns in den USA und lädt seine Daten hoch.

Für Javerzac kommt der Kurs genau zum richtigen Zeitpunkt: «Wir erleben gerade einen Umbruch im Quantencomputing. Es ist nicht mehr nur ein theoretisches Konzept. In den nächsten Jahren rechne ich damit, dass ein Quantencomputer den Beweis liefert, dass er für ein echtes Problem einem klassischen Computer überlegen sein kann.»

Den Hype hinterfragen

Bisher sind viele Versprechungen des Quantencomputings nicht mehr als das: Verheissungen für die Zukunft. Der stärkste Quantencomputer weltweit hat eine Rechenleistung von 433 Qubits. Um die gegenwärtig verbreitete Verschlüsselungsmethode RSA innerhalb von acht Stunden zu knacken, braucht es gemäss dem deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik 20 Millionen Qubits. Javerzac betont daher, dass konventionelle Rechner noch lange Zeit dominieren werden. Quantencomputer kämen voraussichtlich nur für spezifische Probleme zum Einsatz, bei denen sie erwiesenermassen schneller seien.

«Diese kritische Auseinandersetzung ist auch ein Ziel des Quantum Computing Circle», ergänzt Schneider. Die angehenden Manager*innen sollen wissen, was die Technologie kann und was nicht. «Sie können die Bedeutung der Technologie auf ihre Unternehmen einschätzen. Könnten unsere Verschlüsselungsmethoden irgendwann angreifbar werden? Würde uns Quantencomputing bei einer bestimmten Aufgabe helfen? Unser Kurs ermöglicht ihnen bessere Entscheidungen im Job.»

Quantum Computing Circle

An der Front der technologischen Entwicklung – Einblicke ins Quantencomputing gewinnen und Quantencomputer hands-on erleben.

Webseite des «Quantum Computing Circle»
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