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17.3.2022 | Hochschule für Wirtschaft

Mehr Lebensqualität für HIV-Infizierte dank künstlicher Intelligenz

Ein neues Forschungsprojekt der Hochschule für Wirtschaft FHNW entwickelt einen Chatbot zur gezielten Unterstützung von HIV-betroffenen Personen in Nigeria.

Gemäss UNAIDS leben 1.7 Millionen Menschen in Nigeria mit HIV. Mit der richtigen Medikamententherapie ist das Virus managebar und geschätzt 85% der Infizierten werden in Nigeria behandelt. Eine erfolgreiche Therapie benötigt viel Disziplin in der täglichen Medikamenteneinnahme und regelmässige medizinische Checkups. In strukturschwachen Ländern wie Nigeria stellt das für viele Betroffene eine grosse Herausforderung dar, zumal eine HIV-Infektion immer noch mit einem sozialen Stigma verbunden ist.

Zugängliche Unterstützung dank KI

An dieser Stelle setzt ein vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördertes Forschungsprojekt der Hochschule für Wirtschaft FHNW in Zusammenarbeit mit dem Swiss Tropical and Public Health Institute und dem College of Medicine der Universität Ibadan an. Im Zentrum des Projekts steht der Einsatz einer künstlichen Intelligenz. Ein Chatbot, der über einen Instant-Messaging-Kanal, z.B. WhatsApp, verfügbar ist, soll junge Erwachsene im Umgang mit ihrer HIV-Infektion unterstützen. WhatsApp ist weit verbreitet, insbesondere unter der jüngeren nigerianischen Bevölkerung, für die die App zentral ist, um mit Familie und Freunden in Verbindung zu bleiben.

Der Chatbot soll niederschwellige Angebote in drei Grundfunktionen anbieten: regelmässige Reminder erinnern die Userinnen und User an die Medikamenteneinnahme und an bevorstehende Arzttermine. Dazu bietet der Chatbot auch Informationen an und soll Fragen zu HIV und zur Behandlung beantworten können. Und schliesslich soll er auch auf sozio-emotionaler Ebene Unterstützung und Beratung bieten: eine HIV-Infektion geht oftmals mit einem massiven Rückgang der allgemeinen Lebensqualität und mit Depressionen einher. Der Chatbot soll durch positive Interaktionen das Wohlbefinden der Betroffenen wieder steigern.

Kombination von technischem und medizinischem Knowhow

Während das Swiss TPH und das College of Medicine vor allem für die medizinischen Aspekte und Inhalte verantwortlich sind, liegen die Leitung und die  technische Umsetzung beim Team der Hochschule für Wirtschaft FHNW um Antragssteller Prof. Dr. Knut Hinkelmann, Projektkoordinator Dr. Christoph Pimmer und dem technischen Leiter Dr. Andreas Martin.

Die künftigen Nutzerinnen und Nutzer des Chatbots werden von Anfang an eng in die Entwicklung einbezogen. So wird sichergestellt, dass das Angebot die Informationsbedürfnisse der Zielgruppe abdeckt. Die verschiedenen Arten, wie die Klienten den Chatbot nutzen und wahrnehmen, werden anhand von Interviewstudien weiter erforscht, um den Bot praxisgerecht zu optimieren. Die psychologischen und medizinischen Wirkungen werden durch ein Experiment erhoben. Weil ein niederschwelliger "mobiler" Begleiter in vielen weiteren Bereichen des Gesundheitsmanagements vorstellbar ist, sollen die Erkenntnisse aus dem Projekt über das Einsatzgebiet von HIV/AIDS hinaus wegweisend sein.

Das Projekt ist im Januar 2022 mit einer Laufzeit von vier Jahren gestartet.

Weitere Informationen

Projektbeschreibung auf dem SNF Datenportal

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