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Forschen an der Nanjing University

Rahel Gantenbein verbrachte für ihre Bachelor Thesis drei Monate in China an der Nanjing University.

Interview mit Rahel Gantenbein

Was hat dich motiviert einen Auslandaufenthalt zu machen?
Ich finde es immer wieder spannend, andere Kulturen kennen zu lernen. Für drei Monate (Zeit der Bachelorarbeit) an einer ausländischen Uni zu studieren war in meiner Situation ideal: es ist keine allzu lange Zeit, die ich weg von der Familie verbracht haben und doch bieten die 12 Wochen die Gelegenheit, Einblick ins Unileben, Land und Leute zu erhalten.

Wie bist du auf die Nanjing University gekommen?
Ich wurde von Prof. Laura Suter-Dick angefragt, ob ein Auslandaufenthalt für die Bachelorarbeit für mich in Frage kommt. Ich war grundsätzlich begeistert, musste es mir aber doch noch etwas besser überlegen, als ich erfuhr, dass sie mich nach China schicken möchte. Ich war noch nie im asiatischen Raum und hatte eher mit einem Aufenthalt in den USA, Ozeanien oder Skandinavien geliebäugelt. Nach reiflicher Überlegung kam ich zum Schluss, dass dies eine einmalige Gelegenheit ist in eine total fremde Welt einzutauchen. Vermutlich wäre ich sonst nie nach China gegangen.

Was war anders als dein Studienalltag an der Hochschule für Life Sciences?
Das kann ich nicht eins zu eins beantworten, da ich in der FHNW den Alltag als Bachelorstudentin erlebt habe, in China jedoch in einem Team mit Master- und PhD-Studenten war. Grundsätzlich verschieden ist, dass die Studenten auf dem Campus in einem Dormitory wohnen. Die meisten haben 2-er oder 4-er Zimmer. Das Leben spielt sich fast komplett auf dem Campus ab. Natürlich hat es Einkaufsmöglichkeiten, Bankomaten, Handy-Shops, sonstige Läden, Coiffeure, Kantinen etc. – also alles, was man braucht. Ab und zu ein Besuch in der Stadt oder ein gemeinsames Essen ausserhalb des Campusareals liegt drin, nach Hause zur Familie können die meisten jedoch nur während der Ferienzeit.

Auch verschieden sind die Arbeitszeiten: Während meines Aufenthaltes hatten einige Studenten keine fixen Lektionen, konnten also ihren Arbeitstag frei einteilen. Es gab keine Anwesenheitspflicht von x bis y Uhr – die Studierenden organisieren sich selber. So wurden Experimente oft auch abends/nachts durchgeführt. Die Studis arbeiten sehr selbstständig, organisieren sich innerhalb des Teams und die Älteren lehren die Jüngeren. Allgemein wird gut und hart gearbeitet – schlussendlich müssen die Studis ihren Professoren Resultate präsentieren, die dann veröffentlicht werden können. Der Übergang von Arbeit und Freizeit ist fliessend: Viele halten sich von morgens um 8:30 Uhr bis abends 23 Uhr (oder später) im Student’s Room auf. Während dieser Zeit wird auch mal entspannt, ein Film/Video geschaut, gechattet, mit Freunden ausgegangen zum Nachtessen etc.

Um was ging es in deinen Forschungsaktivitäten?
Für die Substanz MNU (Methylnitrosourea) wurde getestet, welche Gene und Signalwege zu ihrer Toxizität beitragen. Dazu wurden CRISPR-Cas9 modifizierte HepG2 Zellen, eine menschliche Leberkarzinom-Zelllinie, während 10 Tagen mit MNU behandelt. Danach wurde die DNA extrahiert, amplifiziert und sequenziert. Die Sequenzen der DNA behandelter Zellen und Kontrollzellen wurden miteinander verglichen. Statistische Analysen ergaben eine Liste von hochregulierten Genen. Aus dieser Liste konnten mittels online-Tools betroffene Signalwege und eine Gen-Krankheitsassoziation generiert werden.

Es ist bekannt, dass MNU zu Krebs in verschiedenen Organen führt. Dies zeigte sich auch in den Ergebnissen der kleinen Studie. Insbesondere scheint MNU Kolorektalkrebs auslösen zu können. Daneben waren etliche Signalwege und Krankheitsassoziationen z.B. in Zusammenhang mit dem Immunsystem und neuronalen Erkrankungen zu finden. Solche Zusammenhänge wurden in der Literatur noch nicht klar beschrieben. An der Uni Nanjing geht die Forschung weiter, um den Toxizitätsmechanismen von MNU genau auf die Schliche zu kommen. Titel der Arbeit: Functional Toxicogenomic Screening of N-methyl-N-nitrosourea in HepG2 Cells Using CRISPR-Cas9

Was hat dich an deinem Auslandaufenthalt am meisten überrascht?
Von der guten und modernen Ausrüstung im Labor war ich überrascht. Da kann Forschung auf sehr gutem Niveau betrieben werden. Zudem staunte ich, wie sicher es in der Grossstadt ist – es ist kein Problem, alleine loszuziehen um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Wenn ich schon am Anfang gewusst hätte, dass…
…ich nicht selbstständig arbeiten kann/darf und kaum Einfluss auf «meine» Experimente habe, wäre ich in der Schweiz geblieben. Ich war mir bewusst, dass es ein Wagnis ist, die Bachelorarbeit im Ausland zu schreiben und insbesondere in einem Land, das ich nicht kenne (Sprache, Mentalität, Politik, Restriktionen etc.). Dass es so schwierig und teilweise auch sehr frustrierend sein wird, hatte ich jedoch nicht erwartet.

In Bezug auf die Bachelorarbeit war der Aufenthalt von «Pleiten, Pech und Pannen» geprägt. Es gab Phasen, in denen ich nicht daran glaubte, dass ich zum Termin X eine genügende Bachelorarbeit abgeben kann. Ansonsten jedoch war es ein tolles Erlebnis! Ich würde sofort wieder nach China gehen – allerdings nicht für eine Bachelor- oder Masterarbeit, sondern für ein Austauschsemester. Der Zeitdruck ist viel geringer, so kann man den Aufenthalt besser geniessen und sich mehr Zeit für kulturelle Aktivitäten nehmen. Ich finde, man sollte es unbedingt wagen, in einem fremden Land zu studieren. Eine solche Erfahrung ist sehr bereichernd.

Dein Highlight?
Da gibt es zu viele, um etwas herauspicken zu können. Allgemein kann ich festhalten, dass die Chinesen äusserst freundliche und zuvorkommende Leute sind, das Land viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat und das Essen fantastisch ist.

Ab ins Ausland?

Unsere Studierenden profitieren von der internationalen Vernetzung der Hochschule für Life Sciences. Ein Auslandsemester bei unseren Partnerschulen ist bei Bachelor- wie auch Master-Studierenden sehr begehrt. Nicht nur, um den persönlichen Horizont zu erweitern, sondern auch, um neue soziale und kulturelle Kompetenzen zu erwerben.

Im Rahmen unseres Masterprogramms können ausgewählte Studierende durch ein zusätzliches Semester an einer unserer Partnerschulen, zwei Diplome erhalten. Das Double-Degree Programm ist besonders attraktiv für Masterstudierende, die anschliessend eine Promotion anstreben. Weitere Details zum Double-Degree-Programm finden Sie im hier.

Hochschule für Life Sciences FHNW

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