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Bis ins hohe Alter ein selbstständiges Leben führen

Der öffentliche Nahraum ist als Ort der Begegnung besonders für ältere Menschen wichtig, da ihre Mobilität immer mehr abnimmt. Doch wie muss ein Quartier gestaltet sein, damit sich ältere Menschen wohlfühlen? Überraschende Antworten liefert die Pilotstudie «Mit den Augen betagter Frauen».

Körperliche Aktivität und soziale Kontakte sind wesentliche Voraussetzungen für ein gesundes Leben und eine hohe Lebensqualität. Mit zunehmender Fragilität im Alter wird «die Welt» kleiner: die Mobilität nimmt ab, der alltägliche Bewegungsradius verringert sich. Für die alltägliche Bewegung und die Möglichkeit, bis ins hohe Alter ein selbstständiges Leben zu führen, ist deshalb die Gestaltung des Quartiers von grosser Bedeutung. Die Pilotstudie «Mit den Augen betagter Frauen (MABF)» setzte sich zum Ziel, einerseits ein alters- und gendergerechtes Verfahren zur Erhebung, Analyse und Diskussion des Sozialraums aus Sicht älterer Frauen zu entwickeln und andererseits wichtige sozialräumliche Faktoren im Wohnumfeld zu identifizieren, die einen Einfluss auf das gesunde Altern haben.

Untersucht wurde ein Wohnquartier in Olten. Das Forschungsteam der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW begleitete Frauen über 75 Jahre auf einer Begehung durch das Quartier.

Als wichtigste Dimensionen im subjektiven Erleben der älteren Frauen erwiesen sich:

  • die Gestaltung des Fusswegnetzes und der Verkehrsführung,
  • die Erreichbarkeit alltäglicher Ziele,
  • die Sicherheit sowie
  • die Ästhetik.

Fussgängerstreifen mit Ampeln sind gefährlich

Aus der Studie ging hervor, dass Fussgängerstreifen mit Ampelphasen für Personen mit motorischen Einschränkungen eine Gefährdung darstellen, da die Grünphasen meist zu kurz sind. Fussgängerstreifen ohne Ampeln sind besser geeignet.

Quartierläden haben in Wohnquartieren eine grosse Bedeutung nicht nur in Bezug auf die Erreichbarkeit von wichtigen alltäglichen Zielen (wie der Einkauf von Lebensmitteln), sondern auch als Ort des sozialen Kontakts.

Bei älteren Frauen, die lange am selben Ort gewohnt haben, scheint eine starke emotionale Bindung zu spezifischen Orten möglich zu sein, die es erlaubt, positive Erinnerungen und Glück wieder aufleben zu lassen, wenn diese Orte aufgesucht werden.

Ältere Frauen zählen aus mehreren Gründen zu einer besonders verletzlichen Bevölkerungsgruppe. Sie leben viel häufiger alleine und ohne Lebenspartner/in in einem Haushalt, als gleichaltrige Männer in der Schweiz. Der öffentliche Nahraum als Ort der Begegnung ist für ältere Frauen besonders wichtig. Gleichzeitig fühlen sie sich im öffentlichen Raum weniger sicher als andere Bevölkerungsgruppen, was ihre Freiheit und die Möglichkeit zur Pflege sozialer Kontakte spürbar einschränken kann.

Erkenntnisse für die Stadtentwicklung

Mit der Untersuchung des Quartiers als Kontext und dem Fokus auf ältere Frauen als besonders verletzliche Bevölkerungsgruppe im öffentlichen Raum leistete die MABF-Pilotstudie einerseits einen Beitrag zur Entwicklung einer geeigneten Untersuchungsmethode, andererseits erarbeitete sie Erkenntnisse für wichtige Indikatoren der Bewegungsfreundlichkeit und der Begegnungsförderung im Quartier. Die Erkenntnisse aus den Begehungen mit den älteren Frauen können auch aus Perspektive einer Stadtentwicklung wichtige Aspekte für die künftige Planung hervorbringen.

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