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11.1.2024 | Hochschule für Wirtschaft

Neue Studie: Was macht Städte attraktiv für Investitionen von internationalen Unternehmen?

Forschende der Hochschule für Wirtschaft FHNW haben die Motive für ausländische Direktinvestitionen sowie die Standortpräferenzen in der Automobil- und Geschäftsbankenbranche untersucht. Die Ergebnisse fliessen in den Unterricht des Masterprogrammes MSc in International Management.

Investitionen im Ausland sind ein wichtiger Bestandteil von Unternehmenswachstumsstrategien und erfordern eine Evaluation, welche Standorte dafür am attraktivsten sind. Diese Investitionen können eine Vielzahl von Motiven haben, etwa die Suche nach attraktiven Wachstumsmärkten oder Zugang zu einzigartigen und seltenen Ressourcen und Talenten, die einem Unternehmen strategische Vorteile verschaffen. Jahrzehntelang waren nationale Gegebenheiten ausschlaggebend für die Entscheidungen über ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI). Zwei wichtige Trends stellen diesen Massstab für die Standortbewertung allerdings in Frage: die zunehmende Regionalisierung der Welt und die grössere Verfügbarkeit von Informationen über regionale Standorte, insbesondere Städte.

Städte können als Standorte für Investitionen beschrieben werden, die in nationale und regionale Zusammenhänge eingebettet sind. Da die Geschäftstätigkeit von Unternehmen jedoch zunehmend als regionales Phänomen verstanden wird, ist es sinnvoller, Städte innerhalb einer Region hinsichtlich ihrer Attraktivität für Investitionen zu bewerten. So haben Städte primäre Attribute, die direkt mit ihren wirtschaftlichen Aktivitäten und den regionalen Waren- und Dienstleistungsströmen zusammenhängen. Nationale Bedingungen können hingegen am besten als sekundäre Attribute von städtischen Standorten verstanden werden können.

Dr. Johan Lindeque stellt die Untersuchung vor

In der Praxis sollten Eigentümerschaft, Verwaltungsrat und Geschäftsleitung folgende Punkte beachten:

  1. Statt bei internationalen Investitionen an Zielländer zu denken, sollten vielmehr Städte in verschiedenen Ländern als Investitionsstandorte evaluiert werden. Zum Beispiel geht es bei einer Investition im global vernetzten Singapur nicht unbedingt um die nationalen singapurischen Verhältnisse, sondern vielmehr um den Zugang zum asiatisch-pazifischen Markt. Singapur ist in diesem Fall nicht die einzige Stadt, die in Betracht gezogen werden sollte, da es im asiatisch-pazifischen Raum mehrere Städte mit denselben Merkmalen wie Singapur gibt, die evaluiert werden sollten.
  2. Städte sollten in ihrem regionalen Kontext betrachtet werden, in der sie sich befinden, und nicht nur in ihrem nationalen Kontext. Zum Beispiel ist die Weltstadt Amsterdam eine attraktive, international vernetzte Stadt im Binnenmarkt der Europäischen Union.
  3. Die Attraktivität von Städten als Investitionsstandorte hängt von den spezifischen Investitionsmotiven ab. Marktorientierte Investitionen von Konsumgüterunternehmen im asiatisch-pazifischen Raum zielen eher auf Städte in Ländern mit grossen nationalen Märkten ab, während sie in Europa auf einzelne Städte abzielen. Der Markt ermöglicht es Städten in bevölkerungsmässig kleineren Ländern, für die Belieferung des europäischen Binnenmarkts der EU in Betracht gezogen zu werden.
  4. Die Attraktivität von Städten unterscheidet sich je nach Branche und Investitionsmotiv. Beispielsweise zielen Investitionen ausländischer Investmentbanking-Unternehmen höchstwahrscheinlich auf international vernetzte Städte mit wichtigen Finanzmärkten ab, während Produktionsunternehmen auf urbane Standorte abzielen, die eine gute Verkehrsanbindung und Infrastruktur sowie eine bestehende Zulieferindustrie und einen starken Pool potenzieller Mitarbeitenden vorweisen können.
  5. Der aktuelle Trend zur Deglobalisierung der Geschäftsaktivitäten macht es unerlässlich, Städte als Investitionsstandorte in ihrem globalen und regionalen Kontext zu verstehen, um so eine effektivere strategische Entscheidungsfindung bei der Umstrukturierung internationaler Unternehmen zu ermöglichen.

Weitere Informationen

Die Publikation «FDI motives and city location preferences in the automotive and commercial banking industries» kann auf der Projektwebsite bezogen werden: https://fdi-location-choice-cities-international-markets.com

Die Ergebnisse fliessen in den Unterricht des Masterprogrammes MSc in International Management im Modul «Technologies for International Customer Engagement» ein.

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