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14.2.2023 | Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik

Bauwerke vor Radon schützen

Radon kommt im Untergrund in allen Regionen der Schweiz vor. Somit steht in der Planung und Realisierung von Neu- und Umbauten oder der Sanierung von Bauwerken bei der Thematik Radon, wie auch bei der Feuchte, nicht die Frage nach dem «WO?», sondern nach dem «WIE VIEL?» im Vordergrund.

Radon ist ein Edelgas, welches radioaktive Eigenschaften aufweist und somit der Strahlenschutzverordnung unterliegt. Es ist ein Zerfallsprodukt von Uran, das in kleinsten Mengen ganz natürlich im Erdreich und Gestein vorkommt. Radon kann in durchlässigen Böden einfach an die Erdoberfläche vordringen und ist stark verdünnt in der Aussenluft keine Gefahr für die Gesundheit.

Problematisch wird es, wenn das Edelgas durch ein undichtes Mauerwerk, Fundament, Risse und andere Öffnungen im Keller, in die Raumluft gelangt und sich dort anreichert. Zumeist verdünnt es sich mit der Raumluft in den oberen Stockwerken, trotzdem ist Radon, nach dem Rauchen, die häufigste Ursache für Lungenkrebs.
Damit ist bei der Planung, Realisierung oder Sanierung von Bauwerken in der Thematik Radon nicht die Frage nach dem «WO?», sondern nach dem «WIE VIEL?» am wichtigsten. Wie auch beim Feuchteschutz sind besonders die erdreichangrenzenden Bauteile für die Erzielung der gesetzlichen Anforderungen von Bedeutung.
Nach der Strahlenschutzverordnung liegt das zulässige jährliche Mittel beim Referenzwert von 300 Bq/m3. Je nach anzustrebendem Gebäude-Label kann dieser jedoch auch bei 100 Bq/m3 für Aufenthaltsräume liegen.

Aussenwand in der Bauphase einer Liegenschaft

Auf dem Bild ist eine erdreichangrenzende Aussenwand n der Erstellungsphase einer Liegenschaft zu sehen. Mit radondichten Aussenwänden soll Radon abgeschottet werden können, so dass Aufenthaltsräume in Untergeschossen von Gebäuden erzielt werden können.

Bauliche Massnahmen zum Radonschutz

Bei den erdreichangrenzenden Bauteilen, kann wie auch beim Feuchteschutz, beim Radonschutz ein Ableit- oder ein Verdrängungskonzept angewendet werden:

Ableitkonzept

Das Ableitkonzept beinhaltet das Edelgas zu fassen und abzuleiten. Dies wird bei Neubauten üblicherweise ausserhalb und bei Umbauten innerhalb des Gebäudes ausgeführt. Der Umfang der erforderlichen Massnahmen richtet sich hierbei nach der örtlichen Konzentration.

Verdrängungskonzept

Das Verdrängungskonzept beinhaltet eine radondichte und somit gasdichte Ausführung der erdreichangrenzenden Bauteile. Dies umfasst u.a. die Konvektion (primär) und die Diffusion (sekundär). Aber auch offene Wassereintritte durch Risse, bei Durchdringungen und dergleichen sind nicht zulässig, da nebst der Konvektion und Diffusion auch mitberücksichtigt werden muss, dass Radon wasserlöslich ist.

Konvektion
Radon kann als Bestandteil von Bodenluft durch Luftdurchlässigkeiten bei den erdreichangrenzenden Bauteilen aufgrund eines Unterdrucks im Untergeschoss der Liegenschaft gegenüber dem Erdreich eintreten.

Diffusion
Aufgrund des oben erwähnten Unterdrucks kann Radon auch durch eine Diffusion ins Gebäudeinnere gelangen. Bei der Radondiffusion ist speziell die Diffusion von Einzelatomen von Relevanz. Somit ist zur Beurteilung der Dichtigkeit von Materialien die Halbwertszeit des Radons massgebend. Diese liegt bei 3.8 Tagen. Als «radondicht» gelten Massnahmen, bei welchen die durchschnittliche Durchtritts- respektive Diffusionszeit die Halbwertszeit von Radonatomen um ein Vielfaches übersteigt und somit der Zerfall innerhalb des Bauteils stattfindet. Die Definition «radondicht» ist normativ nicht geregelt. Üblicherweise wird von einer im Minimum dreifachen Zeitspanne, beziehungsweise von 11.4 Tagen ausgegangen. Nach einem Zerfall ist das aus dem Radon entstehende Polonium nicht mehr gasförmig und verbleibt als Zerfallsprodukt im Baustoff.

Wasserdichte
Wie bereits ausgeführt, sind beim Verdrängungskonzept nebst den gasförmigen auch die Flüssigwassertransporte zu unterbinden. Somit kann eine Koppelung des Feuchte- und Radonschutzes als sehr effizient bezeichnet werden. Hierbei sind jedoch die materialspezifischen Aspekte zu berücksichtigen.

Um Bauwerke vor dem Edelgas Radon zu schützen, sollte man sich vor der Planung und Implementierung konkreter Maßnahmen einen Überblick darüber verschaffen, wo die Dichtungsschicht verlaufen soll. Risikoanalysen, begleitet von Radonmessungen, helfen die Gefahr durch das Edelgas zu erkennen. Wie beim Schutz gegen Feuchte sollte auch der Radonschutz eine geschlossene „Gebäudeumhüllung“ bilden. Die Ziele der technischen und baulichen Massnahmen sind, die Radonbelastung so gering wie möglich zu halten und Radon am Eintritt in das Gebäude zu hindern, das Edelgas aktiv aus dem Gebäude abzuführen oder es vor dem Eintritt in das Gebäude ab- oder umzuleiten.

Aus- und Weiterbildungen für Radonfachpersonen

Die Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW sowie das Institut für Nachhaltigkeit und Energie am Bau FHNW wurden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit der Führung der Radonfachstelle für die Deutschschweiz beauftragt. Im Rahmen dieses Auftrags werden regelmässig wichtige Aus- und Weiterbildungen für angehende oder bereits zertifizierte Radonfachpersonen durchgeführt. Interessierte Fachpersonen können sich nicht nur in Fortbildungskursen weiterbilden, sondern sich auch an Fachveranstaltungen informieren und austauschen.

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