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28.2.2023 | Pädagogische Hochschule

Methoden der Persönlichkeitsentwicklung in der Beruflichen Orientierung

Mit-Autorin Corinne Joho berichtet darüber, welche Lücken im Berufsfindungsprozess ihr Methodenbuch schliesst.

In der 7. Klasse hat das Modul «Berufliche Orientierung» (BO) begonnen. Es gilt, seine eigenen Stärken zu kennen und sich einen Überblick über verschiedene Berufe zu verschaffen . Pervin* steht davor, bald einen Entscheid treffen zu müssen, der sie in eine berufliche Grundbildung oder eine weiterführende Schule führt.

Fausta Glisenti* ist Pervins Klassenlehrerin und sie tut sich schwer , «Berufliche Orientierung» zu unterrichten. Im Gegensatz zu Mathe und den Sprachen benötigt BO eine individuellere Begleitung in der Klasse, da das eigene Selbst der Schülerinnen und Schüler stärker im Zentrum steht.

Corinne JohoCorinne Joho, Dozentin an der PH FHNW und Berufsintegrationscoach kennt die Situation der beiden fiktiven, aber prototypischen Personen sehr gut. In Einzelcoachings unterstützt sie Jugendliche und gibt Weiterbildungen für erfahrene Lehrpersonen im CAS Von der Schule zum Beruf.

Foto: Samuel Wimmer

Erste Übersicht: Berufswahl-Tagebuch

Pervin, die 7. Klasse-Schülerin, hat von ihrer Lehrerin Fausta das Berufswahl-Tagebuch ausgehändigt bekommen. Auf den ersten Blick ist der Weg einfach. Vom Kennenlernen ihrer Interessen und Fähigkeiten sowie der dazu korrespondierenden Berufsfelder, dann weiter verengend auf mehrere Berufe, die realisierbar sind und auf ihr individuelles Interessen- und Fähigkeitenprofil passen. Schliesslich zum finalen Schritt: dem Realisieren, also dem Bewerbungen schreiben und Vorstellungsgespräche erfolgreich absolvieren.

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Fausta arbeitet in den BO-Lektionen sehr gerne mit dem Berufswahl-Tagebuch. Es gibt eine logische Abfolge vor, nach der sich die Lektionen gut gliedern lassen. Doch der Teufel liegt im Detail: Was ist bei den Schülern, die sich nicht festlegen können? Wie vorgehen, wenn sich Schülerinnen unrealistischen Vorstellungen hingeben?

Zurück an der PH FHNW: Corinne Joho sieht im beliebten Berufswahl-Tagebuch eine erste Übersicht über relevante Themen in der Beruflichen Orientierung – gespickt mit konkreten Unterrichtseinheiten. Das «Was» wird klar beschrieben, doch häufig sind da Hürden im «Wie». Für Corinne Joho zusammen mit den Kolleginnen Annamarie Ryter und Dorothee Schaffner wurde aus langjähriger Tätigkeit klar:

  1. Der Berufsfindungsprozess verläuft individuell.
  2. Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler sowie berufliche Anforderungen: nicht immer passen diese zusammen. Es braucht daher vielfältige Methoden.

Joho weiter: «Diese Methoden dienen der Persönlichkeitsentwicklung, ermöglichen, sich mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen und sollen zum Nachdenken anstossen. Man bekommt Ideen und Anregungen.»

Umwege und Schlaufen gehören dazu

wege jugendliche cover-small.jpgZusammen veröffentlichten sie 2022 das Methodenbuch «Wo Jugendliche sind, sind Wege». Mit-Autorin Joho: «Wir fanden den Berufsfindungsprozess als zu linear abgebildet. Hand aufs Herz: Was machen Schülerinnen und Schüler, wenn sie auf Hindernisse stossen? Wie können sie es besser durch frustrierende Momente schaffen, neue Zuversicht bekommen? Umwege und Schlaufen sind oft Teil des Berufsfindungsprozesses.»

Ein Kapitel geht stärker auf das Entdecken von Ressourcen ein, ein anderes fokussiert darauf, wie mit aufkommenden (positiven wie negativen) Gefühlen produktiv umgegangen werden kann. Zentral widmet sich ein Kapitel dem Prozess, wie eine Entscheidung überhaupt stichhaltig getroffen werden kann und was dabei alles mitspielt.

Wer bei dieser ersten grossen Entscheidung um die berufliche Laufbahn mit sich selbst im Reinen ist und Instrumente einsetzen kann, der kann später darauf mit erlebter Selbstwirksamkeit zurückblicken.

Zurück in der 7. Klasse: Pervin könnte beim Angebot von zahlreichen Strategien aus dem Buch auch selber einige bei Bedarf und zur Ergänzung einsetzen, wenn es bei den Schritten im Berufswahl-Tagebuch mal stockt. Lehrerin Fausta ist schliesslich um diese Unterstützung froh und kann diverse Strategien gezielt in den BO-Stunden thematisieren.

*fiktive Personen

Wer bei dieser ersten grossen Entscheidung um die berufliche Laufbahn mit sich selbst im Reinen ist und Instrumente einsetzen kann, der kann später darauf mit erlebter Selbstwirksamkeit zurückblicken.

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