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Medienkompetenz in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe

Längst sind digitale Medien zentraler Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen – auch von jungen Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Die Herausforderung dabei: Mitarbeitende von Institutionen müssen zusammen mit Kindern und Jugendlichen einen kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit Medien finden.

Vater und Tochter am Smartphone (©istock.com/Nikada). Thomas und Paul, beide 15-jährig, leben in einer Wohngruppe eines Jugendwohnheims. Die beiden möchten einen Film über das Leben im Heim drehen. Sonja, eine der Sozialpädagoginnen, hat schon ihre Hilfe zugesagt. Trotzdem gibt es tausend Fragen. Dürfen die Jugendlichen überall in der Einrichtung filmen? Dürfen sie dann auch noch gleich alles auf YouTube hochladen? Sonja findet das Filmprojekt eine tolle Gelegenheit, mit den Jungs aktive Medienarbeit praktisch umzusetzen und ihre Medienkompetenz zu fördern. Zugleich gibt es aber viel Klärungsbedarf. Das Beispiel zeigt: Die digitale Transformation bringt viele Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich.

Was ist Medienkompetenz?

Die Digitalisierung bewirkt vielfältige Veränderungen in der Sozialen Arbeit – aufseiten der Organisationen, der Adressatinnen und Adressaten sowie in den Formen der Leistungserbringung. Um den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten, benötigen Professionelle in der Praxis entsprechende Medienkompetenzen. Medienkompetenz bedeutet, digitale Medien zielorientiert, innovativ, sozial angemessen und kreativ einsetzen zu können. Für die Soziale Arbeit stellt sich nicht die Frage ob, sondern wie digitale Medien eingesetzt werden können, um Bildungsprozesse anzuregen sowie Entwicklungsprozesse innerhalb der Organisationen und des Umfelds anzustossen.

Forschungs- und Entwicklungsprojekt

Das Projekt «MEKiS – Medienkompetenz in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe» setzt an diesem Punkt an. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule BFF und Curaviva Schweiz hat die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW erstmalig umfassend digitale Infrastrukturen sowie medienpädagogisches Handeln in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe untersucht und in einem Bericht publiziert. In einem zweiten Schritt wurden Instrumente zur Förderung von Medienkompetenzen entwickelt. Diese sollen dazu beitragen, in der Kinder- und Jugendhilfe zwar die Risiken digitaler Medien zu kennen, aber insbesondere ihre vielfältigen Chancen aktiv zu nutzen. Die Instrumente stehen auf www.mekis.ch unentgeltlich zur Verfügung:

  • Modul 1 stellt 20 medienpädagogische Aufgaben für Fachpersonen in der Praxis zur Verfügung, die mit einfachen technischen Mitteln und in kurzer Zeit aktive Medienarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe ermöglichen.
  • Modul 2 beinhaltet rechtliche Informationen rund um Fragen der Mediennutzung. Die hier vorgestellten Informationen vermitteln anschaulich und anhand von Beispielen recht-liche Grundsätze, die für die stationäre Jugendhilfe Handlungssicherheit bieten.
  • Modul 3 stellt einen Leitfaden zur Erarbeitung medienpädagogischer Konzepte zur Verfügung, in dem sechs Schritte vorgestellt und Leitfragen formuliert werden, an denen sich Institutionen bei der Entwicklung ihres medienpädagogischen Konzepts orientieren können.

Weiterbildungsmöglichkeit

Das Fachseminar «Medienpädagogik in der Kinder- und Jugendhilfe» bietet Grundlagen, Wissen und praktische Befähigungen, um digitale Medien in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sinnvoll und für die Klientinnen und Klienten nutzbringend einzusetzen.

(Text: Olivier Steiner)

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