In zwei miteinander verbundenen Workshops wird untersucht, wie Wissen und Erfahrung durch das Arrangement von Beziehungen verschiedener Akteure in der Praxis entwickelt und dies in situative Vermittlungskontexte eingebettet werden kann.
Workshop 1: Arrangieren als künstlerisch-vermittlerische Erfahrungs- und Wissenspraxis
Das Verb arrangieren beschreibt unter anderem für die Gestaltung einer Veranstaltung oder Ähnlichem zu sorgen oder etwas künstlerisch anzuordnen. Ergänzt durch ein Reflexivpronomen meint sich arrangieren ebenso, eine Übereinkunft trotz gegensätzlicher Standpunkte zu finden. Das Arrangieren zeigt sich damit als großes Feld möglicher Praktiken, die Beziehungen zwischen verschiedensten Akteur:innen, Gegenständen und deren kontextuellen Bedingungen schaffen. Im Kunstfeld findet sich das Arrangieren in Techniken wie der Collage, es zeigt sich allerdings ebenso im Kuratieren oder im kunstpädagogischen Handeln von Bedeutung. In komplexer Weise werden dabei durch das Arrangieren Situationen hervorgebracht, die Erfahrungen auf zeiträumlich spezifische Weise und durch die arrangierten Komponenten ermöglichen.
Durch wissenschaftliche und praktisch ästhetische Auseinandersetzungen sollen in diesem Workshop Potenziale des Arrangierens als relationale Wissens- und Erfahrungspraxis erforscht und erprobt werden. Besondere Beachtung soll dabei nicht nur finden, wie wir etwas anhand, durch oder mit Arrangements wissen oder erfahren können, sondern ebenso, welche Erfahrungs- und Wissenspotenziale sich im Arrangieren selbst zeigen können. Ziel des Workshops ist es das Arrangieren als Vermittlungstechnik in eigene Lehr-, Unterrichts, und Vermittlungskontexte zu übertragen.
Workshop 2: Situative Zugänge – Erfahrung als Vermittlung
Ausgehend von den Methoden des Selbstgesprächs und des Filmens stellt dieser Workshop performative vermittlerische Strategien vor, mit der unterschiedliche Zugänge zu den Kunstwerken entworfen werden können. Diese Zugänge, die sich vor dem Hintergrund der eigenen Interessen, Wissen und Vorerfahrungen bilden, lassen sich als gewisse Reorganisationen der Wahrnehmung denken, in denen wir versuchen die Kunstwerke zur Wahrnehmung zu bringen bzw. zu denen einen Zugang zu erhalten. Dieser Versuch lässt sich in Anlehnung an US-amerikanischen Philosoph Alva Noë als ästhetische Arbeit verstehen, die die eigenen soziokulturellen, biografischen Erfahrungen als den Ausgangspunkt nimmt. Neben der Vorstellung und Diskussion der relevanten Ansätze der Performativität und der transformatorischen Ästhetik wird der Workshop ein praxisorientiertes Setting anbieten, indem die genannte performative Strategie geübt und anschließend in Bezug auf die Bildungsprozesse gemeinsam reflektiert wird.
Der Workshop bietet für die Teilnehmer:innen auf dieser Weise die Möglichkeit, an der Schnittstelle von Theorie und Praxis ein Verständnis der Vermittlung zu entwickeln, das performativ entworfen wird. Er richtet sich somit sowohl an Vermittler:innen und Pädagog:innen als auch an diejenigen, die sich im Bereich der Kunstvermittlung weiterqualifizieren möchten.
Heiko Lietz (*1993, lebt und arbeitet in Hamburg, DE), studierte Bildende Kunst, Erziehungswissenschaft und Germanistik an der Universität Hamburg und der HfbK Hamburg. 2023 erhielt er das Landesgraduiertenstipendium der Universität Hamburg für sein Promotionsvorhaben mit dem Arbeitstitel »Situationsbildung. Zum Einfluss der Kuration auf Erfahrungs- und Bildungspotenziale dreidimensionaler künstlerischer Arbeiten«, das von Prof. Dr. Andrea Sabisch betreut wird. Neben seiner wissenschaftlichen Praxis verfolgt Heiko Lietz eine eigene künstlerische Praxis, in der er vor allem durch Grafik, Keramik und Arrangements Beziehungsweisen von Objekten, Materialitäten und Referenzialitäten befragt. Seit 2020 ist er Mitherausgeber und Editor des interdisziplinären Magazins GASTGARTEN, auf dessen Basis er 2023 den Kunstverein Gastgarten e.V. mitbegründete und aktuell als Kurator für Ausstellungen und Publikationen betreut.
Workshop 2
Fatma Karginist Kunstpädagogin und Kulturwissenschaftlerin. Seit Oktober 2018 promoviert sie am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen und am Institut für Kunstpädagogik. Seit September 2020 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute Arts and Design Education in Basel, an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Kargin organisierte im Mai 2022 das internationale Symposium „Teaching Artistic Strategies. Playing with Materiality, Aesthetics and Ambiguity“ und im September 2023 organisierte sie zusammen mit Manuel Zahn den interdisziplinären Workshop „Ästhetische und künstlerische Praktiken als Reorganisation der Wahrnehmungsweisen“ an der Universität zu Köln. Im Juli 2024 organisiert sie gemeinsam mit Prof. Dr. Manuel Zahn und Prof. Dr. Kerstin Hallmann den Forschungsworkshop „Künstlerische Praktiken postdigitaler Verflechtung“ an der Universität Osnabrück. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte und -bereiche sind: Responsive Leibphänomenologie, Performativität, transformatorische Ästhetik, qualitativ-empirische Forschung in Kunstpädagogik und Kulturwissenschaft.
Das Weiterbildungsprogramm des Instituts Arts and Design Education eröffnet neue Blickwinkel auf das eigene künstlerische Tun und das gemeinsame Gestalten mit anderen. Die Teilnehmenden werden in künstlerisch-vermittelnde Strategien eingeführt und erwerben die Fähigkeit gestalterische Auseinandersetzungen für soziale Prozesse wirksam zu machen. Die Weiterbildungswochen, als auch die Möglichkeit zum individuellen Coaching, integriert Methoden aus den Bereichen Vermittlung, Bildende Kunst, Gestaltung, Kunstpädagogik, Performance und anderen partizipativen Praktiken. Die Erweiterung von kommunikativen, künstlerischen und gestalterischen Kompetenzen verhilft zu mehr Chancengerechtigkeit. Gesellschaftliche Teilhabe, als eine der zentralen Bedingungen von Chancengerechtigkeit, ist auf kommunikative und kulturelle Kompetenzen angewiesen – eben diese lassen sich mit künstlerisch-gestalterisch basierten Vermittlungsstrategien intensiv fördern. Durch die Stärkung von künstlerischen und gestalterischen Kompetenzen eröffnen wir nicht nur Möglichkeitsräume für Gestaltung, sondern auch für Kommunikation, soziale Interaktionen, die Stärkung von sozialen Gefügen, den persönlichen Ausdruck, und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit.
Workshop 1
21.02.25 (Freitagabend online Termin) 2-2,5. Std 01.03.25 Samstag vor Ort Termin) ungefähr 7 Std.
Workshop 2
31.01.25 (Freitagabend online Termin) 2-2,5. Std 08.02.25 (Samstag vor Ort Termin) ungefähr 7 Std.
Workshop 1
Kennenlernen verschiedener Arten der Methode des Arrangierens kennen
Ausarbeitung struktureller Aspekte des Arrangierens
Umsetzung eigener thematischer Arrangements
In Beziehung-Setzung von formal-ästhetischen und diskursiven Aspekte von Arrangements
Reflektion und Darstellung von diskursiven und ästhetischen Erfahrungsprozessen
Übertragung von Aspekten des Arrangierens auf ihre eigenen (künsterische oder vermittlerische) Praxis
Konzeption von Anwendungen des Arrangierens in der eigenen Vermittlungspraxis
Die Weiterbildung ermöglicht die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit einer grundlegenden ästhetischen und wissenschaftlichen Praxis.
Die Weiterbildung ermöglicht einen kollektiven Austausch und die gemeinsame Auseinandersetzung innerhalb der Gruppe.
Die Weiterbildung ermöglicht hierdurch Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Teilnehmenden, ebenso zielt sie auf die Vernetzung innerhalb der Hochschule (bei Umsetzung im TANK) beziehungsweise der Hochschule und Kunstorten der Stadt (bei Besuch einer Ausstellung)
Die Weiterbildung erweitert Handlungsmöglichkeiten der Teilnehmenden und deren reflektierten Einsatz.
Die Weiterbildung ermöglicht, Verbindungen zwischen praxeologischen, formal-ästhetischen und wissenschaftlichen Aspekten des Arrangierens zu ziehen.
Workshop 2
Die Teilnehmer:innen
Kennen die zentralen Ansätze der Performativität sowie performativen Strategien und können sich in diesen Diskursen positionieren.
Kennen die praxisorientierte Theorie des Zugangs, der ästhetischen Arbeit und können dies in der eigenen Praxis integrieren.
Kennen die Differenzen zwischen der Rezeptionsästhetik und der transformatorischen Ästhetik, können dies in der eigenen vermittelnden Praxis sinnvoll umsetzen.
Kennen die Grundlagen der Bildungsprozesse im Zusammenhang der Kunstwerke und können diese in der eigenen zukünftigen Praxis produktiv gestalten.
Können anhand der gelernten und geübten performativen Strategie für die unterschiedliche Publikum weitere performative Vorgehensweisen entwickeln
Sind in der Lage, Erfahrungs- und Erkenntnisräume zu gestalten, die Handlungs- und Reflexionsfreiheit ermöglicht.
Neben den Grundlagen der Performativität, performative Strategien und der praxisorientierten Theorie der ästhetischen Arbeit bietet der Workshop ein Grundlagenwissen zu den Bildungsprozessen, die sich in der Auseinandersetzung mit den Kunstwerken vollziehen. Die Teilnehmer:innen werden einerseits in einem performativen Setting die eigenen Zugänge entwerfen, und andererseits über diese Zugänge vor dem Hintergrund der eigenen Wertedispositionen, Interessen und Wissen reflektieren. Auf dieser Weise werden sie in der Praxis ein eigenes Verständnis der Vermittlung entwickeln, das sich situativ, performativ entfaltet. Nach dem Abschluss des Workshops werden sie in der Lage sein, für diverses Publikum performative Vermittlungsangebote zu konzipieren und ähnliche Zugänge anzubieten, die sowohl Handlungs- als auch Reflexionsfreiheit ermöglicht.
Module und Workshops zu insgesamt 10 ECTS ermöglichen die Anmeldung zum Abschlussmodul mit integrierter Zertifikatsarbeit. Die Absolvierenden werden von Prof. Dorothée King und ihrem Team in 5 individuellen Coachings individuell betreut. Mit erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmenden das Abschluss Certificate of Advanced Studies CAS HGK FHNW «Artistic Literacy».
Kunst, Design und deren Vermittlung eröffnen neue Perspektiven, die Welt wahrzunehmen und zu gestalten. Das Lernen in Kunst und Design ist geprägt durch die intensive Erfahrung der Selbstwirksamkeit und den Umgang mit differenten Zusammenhängen.