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E-Inclusion

Forschungsprojekt zur Entwicklung einer Prototypen-App für Menschen mit sprachlicher Beeinträchtigung

Strategische Initiativen der FHNW: e-Inclusion

Ausgangslage

Sprachstörungen wie beispielsweise Aphasien nehmen in der alternden Gesellschaft kontinuierlich zu. Anhand einer forschungsbasierten Entwicklung einer Prototypen-App wird verdeutlicht, wie für Menschen mit einer sprachlichen Beeinträchtigung der Zugang zu digitalen Medien nutzbar wird und sich der digitale Wandel in der Rehabilitation etabliert. Digitale Tools werden sowohl in der Alltagskommunikation als Sprachalternative als auch in der Sprachdiagnostik und -therapie eingesetzt. Daraus ergeben sich drei Handlungsfelder:

  1. Es fehlt ein Messinstrument zur objektiven Erfassung mündlicher Sprachproduktion, welches eine personalisierte Evaluation des Therapieerfolgs ermöglicht und bei welchem Personen mit Aphasie selbst als Referenz dienen.
  2. Bestehende Apps für Aphasietests und Sprachtherapie sind nicht auf Schweizer Dialekte ausgelegt.
  3. Bilder, die in der digitalen Therapie und Diagnostik bei Menschen mit Beeinträchtigungen eine bedeutende Rolle spielen, weisen häufig eine missverständliche Mehrdeutigkeit auf.

Ergebnisse und erreichte Impacts

Abgeleitet aus diesen Handlungsfeldern werden im Forschungsprojekt «E-Inclusion» zwei Studien mit gesunden Probandinnen und Probanden und Patientinnen und Patienten durchgeführt, die bereits zum erreichen nachfolgender Ziele verhalfen.

Messinstrument

Die Latenzzeit wurde als erster objektiver akustischer Evaluationsparameter in die Prototypen-App integriert, um die bisher rein subjektive auditive Einschätzung von Sprachtherapeutinnen und -therapeuten zu objektivieren und eine personalisierte Evaluierung des Trainingserfolges und der Fortschritte zu ermöglichen. Weitere Parameter werden derzeit evaluiert und zu einem späteren Zeitpunkt integriert.

Dialekt

Die entwickelte Prototypen-App basiert auf einer sprachwissenschaftlichen Auswahl alltagsrelevanter Begriffe. Sie kann personalisiert in Diagnostik und Therapie von Aphasien eingesetzt werden. Die Prototypen-App verfügt über Spracherkennung für Hochdeutsch. Langfristig wird auch das Erkennen von Sprache in Dialekt angestrebt, was eine wesentliche Neuerung zu bestehenden Apps darstellt. Auf der Basis von Wörterbüchern und Sprachdatenbanken wurden Nomen und Verben ausgewählt, die häufig in Gebrauch sind. Die Begriffe unterscheiden sich unterschiedlich stark in Dialekt und Hochdeutsch. Daten zur Häufigkeit der Verwendung der schweizerdeutschen Begriffe wurden online erhoben.

Bilder

Die Bilder, die in der Prototypen-App zum Einsatz kommen, sollen forschungsbasiert implementiert sein. Dazu wird aktuell das Erkennen und Benennen zweier verschiedener Arten von Bildern (Fotografien und digitale Zeichnungen) durch Personen mit Aphasie und sprachgesunden Personen untersucht und verglichen. Im Vorfeld der klinischen Studie wurden die zu den Begriffen erarbeiteten Bilder in einer Onlinestudie auf ihre Verständlichkeit evaluiert.

Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung

Die Forschungsarbeit und der Forschungsfortschritt wurden in insgesamt 13 Posterpräsentationen und Vorträgen auf schweizerischen und internationalen Konferenzen präsentiert. Im Rahmen des Forschungsprojektes erfolgten eine Bachelorarbeit und eine Projektarbeit. Zwei Artikel für die interessierte Öffentlichkeit wurden in breitenwirksamen Medien, drei Abstracts im Rahmen internationaler Konferenzen und ein fachspezifischer Artikel in einem community-relevanten Journal publiziert.

Die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Praxis – Kliniken und logopädischen Praxen – ermöglichten den professionellen Austausch und fördern langfristig eine gute Vernetzung der Institutionen. Das Einbeziehen von Personen mit Aphasie in die Entwicklung der App förderte eine zielgruppengerechte Ausrichtung.

Insgesamt konnte durch die Forschungsarbeit Aufmerksamkeit für ein gesellschaftsrelevantes Thema generiert werden .

Teilnahme an den Studien

Die beiden Studien wurden bis Mai 2021 verlängert. Für diese suchen wir weiterhin Personen mit Aphasie und Personen ohne Aphasie, die Interesse haben, an unseren Studien teilzunehmen. Weitere Informationen finden Sie hier:

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das Forschungsprojekt «E-Inclusion – Teilhabe an digitalen Technologien von Menschen mit Behinderungen in der alternden Gesellschaft am Beispiel von Sprachstörungen durch den reflektierten Einsatz der Visuellen Kommunikation» ist ein interdisziplinäres Projekt der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Das Forschungsvorhaben ist dabei von Grund auf interdisziplinär formuliert. Das heisst, dass die beteiligten Hochschulen, namentlich die Hochschule für Life Sciences FHNW (Institut für Medizintechnik und Medizininformatik), die Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW (Institut Visuelle Kommunikation) und das Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie der Pädagogischen Hochschule FHNW (Professur Kommunikationspartizipation und Sprachtherapie, Logopädie), von Anfang an in die Entwicklung eingebunden sind und ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen, um gemeinsam einen Beitrag zur Teilhabe von älteren Personen und von Menschen mit Beeinträchtigungen an digitalen Technologien zu erarbeiten.

Alle Elemente der Prototypen-App sind gleichwertig und im Einsatz gleichermassen relevant. Die beteiligten Hochschulen übernehmen entsprechend ihres Know-hows die Führung auf bestimmten Gebieten: Für die Spracherkennung liegt der Lead bei der Hochschule für Life Sciences FHNW, für die Wortauswahl bei der Pädagogischen Hochschule FHNW und die Bildumsetzung wird durch die Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW geführt. Meetings im Kernteam finden in regelmässigen Abständen statt, um ein Update zu allen Arbeitspaketen zu gewährleisten. Projekttreffen in kleineren interdisziplinären Teams finden nach Bedarf statt. Ziel ist es, Synergien optimal für die Entwicklung eines Forschungsprototypen für die betroffene Personengruppe zu entwickeln, um die verschiedenen Hypothesen zu prüfen. Aus diesem Grund setzen wir im Entwicklungsprozess auch auf die Zusammenarbeit mit Personen, die von Aphasie betroffen sind. Ihre Rückmeldungen helfen uns, sowohl das Wort- und Bildmaterial als auch die Abläufe spezifisch für die Zielgruppe anzupassen.

Wir danken daher unseren Praxispartnern, logopädische Praxen und logopädische Abteilungen in Kliniken und Spitälern, sowie den Betroffenen- und Fachorganisationen für die Vermittlung der Kontakte zu Menschen mit Aphasie – und nicht zuletzt danken wir allen teilnehmenden Personen für ihre Mitarbeit.

Projektpartner

Unsere geschätzten Praxispartner sind die Logopädie-Teams und -Abteilungen der nachfolgenden Kliniken, Spitäler und Praxen in der deutschsprachigen Schweiz:

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Wir möchten all unseren bisherigen Praxispartnern für die Zusammenarbeit danken und freuen uns auf weitere interessierte Partner aus der Praxis.

Projektteam

Projektleitung

  • Simone Hemm, Hochschule für Life Sciences
  • Anja Blechschmidt, Pädagogische Hochschule
  • Sandra Widmer Beierlein, Pädagogische Hochschule
  • Claire Reymond, Hochschule für Gestaltung und Kunst

Aktuelle und ehemalige Projektmitarbeitende

Sven Altermatt, Sandra Bucheli, Markus Degen, Claudia Elsener, Noelia Falcón García, Indre Grumbinaite, Morgaine Harvey, Stefan Karlin, Katrin Petra Kuntner, Jingyu Lee, Joelle Loew, Michaela Maintz, Lena Meier, Christine Müller, Sunghae Park, Fabrizio Parrillo, Laurent Poffet, Ricarda Reutimann, Eliane Rickert, Sarah Schiltknecht, Ashesh Shah, Alisa Strub, Karen Trachsel, Manon Winkler, Sandra Wyss

Publikationen

Projekt- und Abschlussarbeiten von Studierenden

Bachmann, N., & Marti, J. (2018). Erstellung und Testen einer Sprachdatenbank. Projektarbeit. Studiengang Life Science Technologies, Hochschule für Life Sciences.

Altermatt, S. (2018). Einsatz der Sprachanalyse zur Evaluierung des Therapieergebnisses bei Patienten mit Sprachstörung. Bachelorarbeit. Studiengang Life Science Technologies, Hochschule für Life Sciences.

Vorträge & Präsentationen

Widmer Beierlein, S., Kuntner, K.P., Reymond, C., Blechschmidt, A., Degen, M., Shah, A., Müller, C., Falcón García, N., Karlin, S., Parrillo, F., Bucheli, S., Elsener, C., Reutimann, R., Park, S., Loew, J., & Hemm, S. (2020, Februar). E-Inclusion - eine Benenn-App für Menschen mit Aphasie. Beitrag präsentiert an der 21. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin, Basel, Schweiz.

Reymond, C.M., Müller, C., & Reutimann, R. (2019, Dezember). Wie kann der Impact von Bildern, in deren Genese bildpraktische wie auch empirische Methoden einfliessen, in der (neuropsychologischen) Forschung vergrössert werden? Diskussion am Beispiel des Forschungsprojektes E-Inclusion. Beitrag präsentiert am Tag der Forschung der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Basel, Schweiz.

Widmer Beierlein, S., Kuntner, K.P., Falcón García, N., Elsener, C., Bucheli, & S., Blechschmidt, A. (2019, November). Chirsi, Chriesi und Kirsche! Wissenschaftsbasierte Wortauswahl als Basis für eine Aphasie-App - Projekt “E-Inclusion” - Strategische Initiative FHNW 2018-2020. Beitrag präsentiert am Tag der Forschung der Pädagogischen Hochschule FHNW, Muttenz, Schweiz.

Reymond, C.M., Müller, C., & Grumbinaite, I. (2019, November). “E-Inclusion – Developing a New Set of 128 Images Illustrating Activities and Objects for Treatment Processes in Aphasia”. Posterpräsentation an der 19. Jahrestagung der Gesellschaft für Aphasieforschung und -behandlung (GAB), Leipzig, Deutschland.

Reymond, C.M., Müller, C., & Grumbinaite, I. (2019, August). Developing a New Set of 128 Images Illustrating Activities and Objects for Treatment Processes in Aphasia. Posterpräsentation an der 42. European Conference on Visual Perception (ECVP) in Leuven, Belgien.

Hemm, S., Degen, M., Shah, A., Parillo, F., Karlin, S., Altermatt, S., Blechschmidt, A., Bucheli, S., Kuntner, K.P., Widmer Beierlein, S., Reymond, C.M., Müller, C., & Grumbinaite, I. (2019, Mai). E-Inclusion - eine Benenn-App für Menschen mit Aphasie. Projekt der Strategischen Initiative der HSL, PH und HGK, 2018–2020. Posterpräsentation am Tag der Lehre der Pädagogischen Hochschule, Muttenz, Schweiz.

Loew, J., & Falcón García, N. (2019, Mai). E-Inclusion - Untersuchung zur Entwicklung einer neuen App für Menschen mit Aphasie. Präsentation bei Fokus Wortauswahl, Muttenz, Schweiz.

Hemm, S. (2019, Mai). “E-Inclusion”. Präsentation am Institut für Medizintechnik und Medizininformatik (IM2), Hochschule für Life Sciences, Muttenz, Schweiz.

Reymond, C.M., Müller, C., & Grumbinaite, I. (2019, März). E-Inclusion - Teilhabe an digitalen Technologien von Menschen mit Behinderung in der alternden Gesellschaft am Beispiel von Sprachstörungen durch den reflektierten Einsatz der visuellen Kommunikation. Präsentation im Rahmen des Masterstudiums Visuelle Kommunikation der HGK FHNW, Basel, Schweiz.

Widmer Beierlein, S. (2019, April). Rüebli/Riebli - Rübchen - Karotte - Möhre. Entwicklung einer Schweizer Benenn-App. Präsentation am Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie der Pädagogischen Hochschule, Muttenz, Schweiz.

Loew, J., & Falcón García, N. (2019, Dezember). E-Inclusion - Untersuchung zur Entwicklung einer neuen App für Menschen mit Aphasie. Präsentation bei Fokus Wortauswahl, Muttenz, Schweiz.

Reymond, C.M., & Grumbinaite, I. (2018, September). E-Inclusion - Teilhabe an digitalen Technologien von Menschen mit Behinderung in der alternden Gesellschaft am Beispiel von Sprachstörungen durch den reflektierten Einsatz der visuellen Kommunikation. Beitrag zum Forschungskolloquium des Instituts Visuelle Kommunikation der HGK FHNW, Basel, Schweiz.

Pressespiegel

Hemm, S., Reymond, C., & Blechschmidt, A. (2019, Juli). E-Inclusion: Verlorene Wörter mittels App wieder erlernen. FHNW Inside.

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