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«Lebenswelten kooperativ gestalten» - was bedeutet das?

Das Certificate of Advanced Studies CAS-Programm zeigt den Teilnehmenden aus der Praxis Wege auf, wie sie zusammen mit ihren Klientinnen und Klienten den Alltag gestalten können. Christina Knobel gibt Auskunft zum neu konzipierten, durchgängig modularisierten Angebot.

Christina Knobel

Christina Knobel*, warum wird das CAS-Programm modularisiert angeboten?

Ein modularisiertes Angebot wurde erstellt, um auf individuelle Bedürfnisse von beruflichen (Teilzeitanstellungen) und familiären Verpflichtungen der möglichen CAS-Teilnehmenden Rücksicht zu nehmen. Modularisiert heisst, die Fachseminare sind einzeln buchbar. Zudem muss nicht bereits zu Beginn festgelegt werden, ob das ganze CAS-Programm besucht wird oder nicht.

Modularisierung

Die Modularisierung bezeichnet die Gliederung eines Weiterbildungsprogramms in einzelne Module. Das CAS-Programm Schwere Behinderung – Lebenswelten kooperativ gestalten ist durchgängig modularisiert. Das bedeutet, dass alle Module (exkl. Abschlussmodule) als Fachseminare buchbar sind. So können Teilnehmende einzelne Fachseminare gezielt auswählen und zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, ob sie das gesamte CAS-Programm absolvieren möchten. Dieser Aufbau bietet unseren Weiterbildungsteilnehmenden grösstmögliche Flexibilität, auch in finanzieller und zeitlicher Hinsicht.

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Was vermitteln Sie in diesem CAS-Programm?

Für uns stehen Klientinnen und Klienten mit schweren Behinderungen im Fokus, die sehr verletzlich (vulnerabel) sind, da sie in ihrem Leben auf grosse Unterstützung in der Interaktion mit der Umwelt und dem Umfeld angewiesen sind. Diese Begleitung bedarf hoher Fachkompetenz.
Andererseits machen organisatorische Strukturen, eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten und eingeschliffene Abläufe die Arbeit sehr anspruchsvoll. Wir möchten mit der Weiterbildung Wege aufzeigen, wie die Arbeit mit der erwähnten Klientel fachlich kompetent und entwicklungsfördernd gestaltet werden kann. Gleichzeitig soll die Arbeit für die Mitarbeitenden interessant und befriedigend sein.

Was bedeutet «Lebenswelten kooperativ gestalten» genau?

«Lebenswelten kooperativ gestalten» heisst, dass der Alltag als gemeinsames Anliegen verstanden und bewusst gestaltet wird. Dazu gehören Pflegehandlungen, Mahlzeiten oder die Bildungsprozesse auf einfacher Stufe. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit den Betroffenen: Die Bedürfnisse der Klientel sind bedeutsam, deren Möglichkeiten und Ressourcen werden miteinbezogen und Hilfe wird dort geleistet, wo die Klientel sie benötigt, um möglichst viel Autonomie zu erleben.

Es ist sehr anspruchsvoll, überhaupt eine Idee zu haben, wie man mit Menschen mit schweren Beeinträchtigungen Alltagssituationen aufbaut. Es ist nicht die Meinung, dass die begleitende Person sagt: «Ich gestalte für dich dein Zimmer.» Das Gestalten soll wirklich gemeinsam realisiert werden, auch wenn der Klient oder die Klientin selbst nicht lautsprachlich klar sagen kann, was er oder sie möchte.

Ein besonderes Modul ist das E-Learning-Modul. Welchen Stellenwert hat dieses für den Praxisbezug im CAS-Programm?

Es ist eine Bedingung, dass die Teilnehmenden in der Praxis mit Klientinnen und Klienten arbeiten, damit ihre Erfahrung in den Unterricht einfliessen kann. Im E-Learning-Modul werden die Inhalte des CAS-Programms vertieft und reflektiert. Die Teilnehmenden werden schrittweise durch die verschiedenen Arbeitsaufträge geführt. So können sie sehr konkret an eigenen Themen aus der Praxis arbeiten. Es gibt Elemente, bei denen sie Feedback erhalten oder Fragen stellen können, sodass sie für ihre individuellen Fragen Lösungen erarbeiten können.

Was sind Fragen aus der Praxis, die schliesslich beantwortet werden können?

Wir gehen darauf ein, wie das gemeinsame Gestalten des Alltags in den Strukturen oder Möglichkeiten der Institution, in der die Teilnehmenden arbeiten, am besten zu integrieren ist. Oder welche Abläufe in der Organisation verändert werden sollten, damit sie optimal mit ihren Klientinnen und Klienten arbeiten können.
Die Teilnehmenden vertiefen ihre Möglichkeiten, die Bedürfnisse und Ressourcen ihrer Klientel besser zu sehen und zu verstehen, um so deren Handlungsmöglichkeiten im Alltag zu erweitern. Weiter sollen die Teilnehmenden die Autonomie ihrer Klientel fördern und ihnen eine erhöhte gesellschaftliche Partizipation, ganz im Sinne der  Behindertenrechtskonvention, ermöglichen.

Grundsätzlich erweitern die Teilnehmenden beim Absolvieren des gesamten CAS-Programms die Kompetenz, sich selbst als Begleitperson so in die Beziehungsarbeit einzubringen, dass sie dem gemeinsamen Wachstum Raum geben können, ohne sich selbst zu verausgaben.

*Christina Knobel ist Leiterin des CAS-Programms Schwere Behinderung – Lebenswelten kooperativ gestalten.

CAS-Programm Schwere Behinderung - Lebenswelten kooperativ gestalten (©gettyimages.ch/Martin John Bowra)

CAS-Programm Schwere Behinderung – Lebenswelten kooperativ gestalten

Die nächste Durchführung startet am 13. September 2018 in Olten.

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