
Neue und zeitgenössische Musik
Das zeitgenössische Musikschaffen und die Beschäftigung mit historischer Neuer Musik ist für Lehre und Forschung der HSM zentral.
Die Hochschule verfügt über ein Elektronisches Studio, ein eigenes Ensemble für Neue Musik, spezialisierte Master-Studiengänge in Performance Zeitgenössischer Musik und Freier Improvisation. International renommierte Komponisten, InterpretInnen und Theoretiker der zeitgenössischen Musik wirken an unserem Haus.
Die starke Kompetenz in diesem Bereich ermöglicht den grossen Forschungsschwerpunkt Neue Musik, der fünf Forschungsfelder umfasst.
Forschungsfeld A: Anwendungsorientierte Grundlagenforschung
Verantwortlich: Michael Kunkel
Unsere Grundlagenforschung im Bereich Neue Musik dient dazu, Voraussetzungen zur musikpraktischen und wissenschaftlichen Interpretation historischer Neuer Musik und neu entstehender Musik zu schaffen. Das Interesse gilt grundlegenden Phänomenen des zeitgenössischen Musikschaffens, die u.a. monographisch aufgearbeitet werden.
Forschungsfeld B: Aufführungspraxis der Neuen Musik
Verantwortlich: Anne-May Krüger
In diesem Forschungsfeld werden spezifische Aufführungsfragen der Neuen Musik untersucht. Zielsetzungen sind die Erforschung der Aufführungsschriften der Neuen Musik im Laboratorium musikalischer Praxis (in Zusammenarbeit mit dem Master of Arts in Spezialisierter Musikalischer Performance – Zeitgenössische Musik), die Entwicklung verbesserter Editionen Neuer Musik sowie die anwendungsorientierte Dokumentation und Reflexion historischer Aufführungssituationen.
Forschungsfeld C: Instrumentarium der Neuen Musik
Verantwortlich: Michel Roth
Die Kreation und Produktion von Neuer Musik ist sehr oft verbunden mit der Erforschung eines spezifischen Instrumentariums, und zwar in der Auseinandersetzung mit «neuen» Spieltechniken auf «traditionellen» Instrumenten wie auch mit einem völlig neu entstehenden Instrumentarium mit bisweilen sehr ungewöhnlichen Klangobjekten. Zielsetzung der Projekte dieses Forschungsfelds ist es, spezifische Instrumentaria und Spieltechniken zu erforschen, um anregend auf die heutige Spiel- und Komponierpraxis zu wirken.
Forschungsfeld D: Kommunikation Mensch & Maschine / Virtuelle Akustik
Verantwortlich: Thomas Resch
Ein wichtiger Aspekt der Arbeit im Elektronischen Studio der Hochschule für Musik Basel liegt in der Erforschung und Optimierung der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Die grosse kulturelle und gesellschaftliche Relevanz dieses Forschungsfelds zeigt sich in der Anwendungsoffenheit der Projekte aus diesem Bereich: Die Entwicklung innovativer Technologien, von Interfaces, Software, Hardware und Medienkunst dienen der Erneuerung der musikalischen Praxis und entfalten Entwicklungspotential darüber hinaus. Dabei spielt die anwendungsbezogene Auseinandersetzung mit Virtueller Akustik / 3D-Audio eine zentrale Rolle.
Virtuelle Akustik bezeichnet die akustische Simulation von Räumen und Umgebungen mit dem Ziel einer möglichst realistischen, dreidimensionalen Abbildung von Höreindrücken. Man kann die Virtuelle Akustik als den akustischen Teilaspekt der Virtuellen Realität (VR) bezeichnen.
Die Vielfalt der Anwendungen ist sehr gross und geht über das Virtualisieren von Räumen und Umgebungen hinaus. Das Hören von Musik und die Qualitätsbewertung von Konzertsälen gehören ebenso dazu wie Sound Design, akustisch immersive Theater-, Film- oder Musikproduktionen, VR-basierte Computerspiele und Untersuchungen von Klängen und Geräuschen für die Bauakustik, Fahrzeugakustik und Lärmbekämpfung. Zum Fachgebiet der Virtuellen Akustik gehören sowohl Verfahren zur Analyse als auch zur Synthese von Schallfeldern über Lautsprecher (Wellenfeldsynthese, Higher Order Ambisonics) und Kopfhörer (Binauraltechnik).
Das Potenzial von 3D-Audio wurde mittlerweile auch von der Unterhaltungsindustrie erkannt und gewinnt kommerziell immer mehr an Bedeutung, bspw. durch neue mehrkanalige Kinoformate wie Dolby Atmos oder die Binaural-Synthese in VR-Anwendungen. Im Bereich der 3D-Musik- oder 3D-Audioproduktion gibt es jedoch bisher kaum „best practices“; vorhandene Tools und Arbeitsprozesse im Umfeld von 3D-Audioproduktionen sind mehrheitlich akademisch geprägt und Experten vorbehalten, was u.a. auch die noch relativ geringe Anzahl an künstlerischen Anwendungsszenarien erklärt. Das Potential von 3D-Audio, insbesondere im Hinblick auf gestalterische Aspekte in der Wechselwirkung zwischen Musik/Klang und Szene, wurde bislang noch nicht ausgeschöpft. Im Zentrum der neuen strategischen Ausrichtung des Forschungsschwerpunkts Kommunikation Mensch & Maschine steht daher die angewandte Virtuelle Akustik.
Forschungsfeld E: Improvisation
Verantwortlich: Alfred Zimmerlin
Aufgrund der philologischen und dadurch schriftgebundenen Ausrichtung musikologischer Forschung stellen improvisative musikalische Handlungen bisher nicht im Zentrum wissenschaftlichen Interesses. Spätestens die Debatte in der Dissonance hat aufgezeigt, wie dringend das Diskursbedürfnis auch in diesem Bereich ist. Eine Plattform zur Reflexion und kritischen Diskussion bietet dieses Forschungsfeld in Zusammenarbeit mit dem Master of Arts in Spezialisierter Musikalischer Performance – Improvisation.